Ungeahnte Grenzen

 Ungeahnte Grenzen des Ichs....

Mein bester Freund hat mir ein Foto geschickt. Eines aus dem vorletzten Schuljahr im Lycée. Für mich war die Schulzeit der klarste Lebensabschnitt...

Die Klasse XI - A .....bestand aus vierzehn Mädchen und zwölf Jungen. Mehr oder minder hatten wir genaue Träume und Ziele. Nur ab und zu verdunkelten die anstehenden Extemporale, Thesen, Anhörungen und Examen einige Tage. Und nachts plagten uns Ängste. Jeder von uns hatte so seine Ängste wegen den Noten, wegen den Punkten....auch vor einem Donnerwetter .....Mamon konnte ausrasten wenn Fabian und ich mal 16 Punkte anstatt 20 kassiert haben. Dann waren wir Faulpelze, Idioten, Träumer und hatten nur Stroh im Kopf.

Die meisten Tage waren sonnig. Im übertragenen Sinne. Wir waren Freunde....so richtig befreundet......und wenn einer Schwierigkeiten hatte, standen wir es gemeinsam durch. 

Die Kleinstadt war und ist überschaubar und modest gewebt. Wir kannten jede Ecke und jeden Baum. Es gab zwei Liebespärchen in der Klasse. In der Schule mussten sie es geheim halten. 

Wieviel Sehnsucht spricht aus den Gesichtern....ich sehe mir das Bild an......mit 17 sah ich aus wie 13.....und manche Jungs wie 20.....und die schauten nach Frauen und nicht nach Mädchen. Irgendwie hatten alle unsichtbare Flügel.

René nennt mich immer noch Chleine(Kleine)

Viele sind verheiratet und weggezogen. 3 sind verstorben. Einige haben Kinder, andere wiederum nicht. Wenn ich mir Fabians Tochter, meine Nichte ansehe die um einen ganzen Kopf größer ist als ich und noch mehr Power und Eigenwillen hat.....und trotzdem an mir hängt wie eine Klette. 

Wenn das Herz keine Grenzen hat......und manchmal macht mir das ein wenig Angst. So viel Ungenaues macht mir Angst.....

Klare Lebensabschnitte hatte ich seit meiner Schulzeit nicht. Chaos auf der Uni, Chaos im Liebesleben, Chaos in der Familie. Ich habe anscheinend einen großen Löffel für das Unglück gewählt. Nicht ganz so dramatisch.....ich habe auch viel Glück......das muss ich mir immer vor Augen halten.

Mir fällt auf, dass ich auf dem Foto nicht gelacht habe. Sonst machte ich doch immer irgendwelche Faxen. Aber an dem Tag habe ich mich sogar hinter einem Jungen versteckt. Ich weiß es bei allen Göttern und Göttinnen nicht was war. 

Und Steph hat eine ganze Kiste von Erinnerungen und die muss ich mir ansehen.

Lars meinte, dass man nicht ohne Grund auf dem Dachboden Erinnerungen aufhebt.  Das Leben Schrittweise daraus auszuradieren ist auch nicht emotional sinnvoll.

Weg ist weg war immer  meine Logik. Wenn Menschen mir etwas bedeuten wünschte ich jeden Augenblick sammeln zu können. 

Ja nein, Steph ist wie ein Bruder, da lief nie etwas wie eine Liebesgeschichte oder Flirt.

Mit jemandem Sandburgen zu bauen und sich in ihn verlieben, da sagt das Herz Nein. Das ist die Natur des Lebens.