Wie der Regen fällt


Ich war etwa 9 Jahre alt. Nach der Schule rannnte ich meistens zur Bushaltestelle, damit ich den Bus noch kriegte, damit ich nicht 30 Minuten an der Haltestelle warten musste.

An jenem Tag kurz vor den Sommerferien, gab es ein Unwetter. Kaum war der Unterricht zu Ende verfärbten sich die Wolken dunkelgrau, wurden immer größer und dann regnete es. Zuerst fielen ein paar Tropfen und dann regnete es in Strömen. Auf einmal fielen erbsengroße dann krischgroße weiße Hagelkörner aus den Wolken.

Damals trug ich Brille. Eisblaufarben. Eine richtig kitschige Mädchenbrille. Ich konnte sie nicht ausstehen, da ich nicht über den Rahmen schielen konnte und gezwungen war durch das Glas zu sehen. Mama war etwas übervorsorglich und schleppte mich wegen einem vermeintlichen winzigen Silberblick, den nur sie bemerkte zum Ophtalmologe. Nach über einem Jahr Sehschule wo mal das linke Auge und mal das rechte Auge abwechseln zugeklebt wurde um den Sehnerv aus der Reserve zu locken, durfte ich die Brille ganz absetzen. Ich trug dann lange Jahre keine Brille. Ich sah gut und der Silberblick war verschwunden.

Es hagelte und hielt die Brille in der Hand und rannte zum Bus. Meine Wangen schmerzten vom Hagel. ich weinte, weil der Hagel mir die Sicht nahm. Ich war durchnässt wie ein Wasserkätzchen. Der Bus kam nicht und ich drückte mich in die hinterste Ecke der Haltestelle. Da erreichte mich der Hagel nicht. Ich war so mit mir selbst beschäftigt, hatte Angst und fror am ganzen Körper. Als der Bus dann endlich kam war ich erleichtert.

Zu Hause stellte ich fest, dass ich die Brille verloren hatte, Bis heute weiss ich nicht ob es auf dem Weg zur Haltestelle war oder an der Haltestelle. Sie war weg. Aus der Hand gefallen und verschwunden. 

Mama schimpfte kurz mit mir. Die Brille gehöre auf die Nase und nicht in die Hand. Hätte ich mitgedacht, hätte ich sie in den Schulranzen gesteckt. Ich wäre einfach kopflos gerannt, obwohl es unzählige Unterstellmöglickeiten gab. Was alles hätte passieren können. Blitz, Donner und Hagel, ich bis ins Knochenmark durchnässt, eine wütende Mama und eine Oma die alles und jeden fest im Griff hatte und Opa der haus und Garten nach Unwetterschäden absuchte mit meinen Brüdern debatierte. 

Nach einem warmen Bad wickelte sie mich in ein Badetuch, stopfte mich unter die Bettdecke und Oma kochte mir eine Hühnersuppe.

"Wehe du weinst beim Augenarzt wegen den Tropfen." Mama versuchte streng zu sein, aber sie war herzlich auf ihre Art.

Damals  nach dem Hagel hatte ich die Gewohnheit Menschen im Regen zu beobachten. Ich wollte nicht herausfinden wie Menschen sich im Regen verhalten, sondern wie der Regen auf die Menschen fällt.

Für mich gibt es Menschen, auf die der Regen kindisch in einem spielerischen Rhythmus laut fällt. Ein Regen nach dem die Pilze wachsen und die Hörner der Schnecken herauswachsen. Dann gibt es andere, die der Regen diskret wie ein feiner Schleier umhüllt, der seidig raschelt und die Traufe kaum hörbar summen lässt. Er umhüllt manche mit einem unverwundbares Netz, wie eine Luftblase, still und endlos. Und andere schmückt er die Wangen mit bunten Serpentinen und langen, lustigen Linien,  haftet an ihren Wimpern wie transparente Perlen. Vielleicht liegt es alles an der großen Sensibilität des Regens, seiner Fähigkeit, sich an jedem Menschen anzupassen. Aber ich beobachte heute noch wie der Regen auf Menschen fällt.




Wenn die Schwalben tiefer fliegen wird es gleich regnen.....



Gestern am späten frühspäten Abend, während ich dem Lied des Regens lauschte, das leise wie eine leise Klavieretuede, jenseits der Fensterscheiben mich durch den Abend begleitete wie eine Hintergrundmelodie, haben meine Gedanken, die letzten Tage und längst vergessene Zeiten aufgerufen.

Der kupferfarbene Teekessel, noch aus Oma's Küchenarchiv, durchbrach die Stille, unterbrach die Gedanken, unterbrach das Regenlied für kurze Zeit mit seinem immer schriller werdendem Pfeifen. Ich goss das noch kochende Wasser in das Teesieb über die getrockneten Lindenblüten(aus dem Vorjahr) und atmete den blumigen Blütenduft ein. Ich holte das Honigglas mit Akazienhonig, den ich günstig beim Imker auf dem Wochenmarkt gekauft habe, aus dem Küchenschrank und tauchte die Honigspirale in den sonnengoldfarbenen Honig. Verspielt ließ ich das duftenende Akaziengold tropfenweise sich mit dem Duft des Lindenblütentees vermischen.
Graue Wolken wie riesengroße Tränen zeichneten sich am Himmel ab.
Es duftete nach Regen und Erde. Nach aufgewühlter Erde. Und während ich über Erwartungen und Verpflichtungen nachdenke, fliegen die Schwalben hin und her und bauen und reparieren fleißig an ihrem Nest.
Sie machen es winterfest, bevor sie sich in ihr Winterquartier zurückziehen. Ich könnte stundenlang da sitzen und zusehen. Ob sie auch Erwartungen an ihren Nachwuchs haben? Eigentlich nicht. Der wird flügge und ist für immer weg von seinen Eltern. Wenn das Herz mit den Flügeln schlägt, wie die Schwalben kurz vor dem Regen.......

"Wenn die Schwalben tiefer fliegen wird es gleich regnen....." hat Oma immer wieder gesagt.
Ich wunderte mich immer woher Oma das wusste und wie Schwalben den Regen ahnen können.

Irgendeinem Instinkt müssen sie ja folgen....

Und irgendwann wird ihr Nest für eine ganze halbe Zeit, für ganze zwei Jahreszeiten verlassen bleiben,.

Es stimmt mich etwas melancholisch ....denn die Frage ob sie wieder zurückkommen werden bleibt jedes mal offen.
Wie sie im Traubenlaub sitzen und um die Wette zwitschern.....ob jede einzelne zu "Wort" kommt?
Und der Nachwuchs? Wohin zieht es ihn?

Wieso hat es mich zurückgezogen? Wieso habe ich die Verantwortung auf mich genommen zu bauen, zu kleben, zu reparieren, wenn ich alles hätte verkaufen können?

Ich habe die Antwort: ich habe hier keine kalten Füße mehr. Lieber Brot und Trauben, als den großen Stress des modernen Alltags.

Ich muss gerade an ein Gespräch mit einer guten Freundin denken. Sie sagte sinngemäß, dass sie nichts vom Leben hat, außer aufstehen, sich schön zurecht machen, arbeiten, mit Kollegen blödeln, die Mittagspause mit öberflächlichen Fastfoodverschlinger verbringen, nach Hause kommen, über den Stress nachdenken und schlafen. Sie könne sich meinen Stress mit Selbstständigkeit, Haushalt und Kinder und Partner gar nicht vorstellen. Und ich dachte noch, ich könnte ihr alles sagen, wie Freunde sich alles sagen können und sagte: "das ist eine Art Depression, wenn man sich nur im Kreis dreht, wenn man nur noch Angst um Job und Alltag hat. Auf Dauer würde mich das innerlich auffressen das Spiel Wolf jagt Lamm, in dem mir die Rolle als Lamm zugeteilt wird, mitzuspielen." Danach haben wir uns noch herzlich verabschiedet und seitdem bin ich für sie Nichts. Ich war zu persönlich, nicht weil ich sie verletzen wollte, sondern weil für mich sie als Mensch eine Bedeutung hat. Depression ist immer noch ein Tabuthema in der heutigen Stressgesellschaft.
Ich erinnere mich noch sehr stark an mein Studium. Die Elitestudenten schauten auf mich herab, als hätte ich Läuse. In deren Augen war ich ein freches, unkontrolliertes und unerzogenes Kind. Der Unterschied war, sie wurden für ihr emotionskontroliertes Benehmen Kohle von den Eltern als Bestechungsgeschenk. Also mussten sie sich artig zeigen. Aber wehe das Rampenlicht war aus und es war dunkel um sie herum, hatten sie Panik, die sie im Licht die ganze Zeit unterdrückt haben.

Ich musste mich beweisen. Ich musste aufzeigen was ich kann und steckte immer wieder Arschkarten ein, anstatt Asse.
Ich kenne die Angst um den Job, die Vorsicht mit der ich arbeitete um keine Fehler zu machen, die mir das Genick brechen konnten.
Und ja, ich hatte diese Depression die mich unfähig machte zu denken und zu fühlen.
Und der große Stein fiel mit vom Herzen, als ich zur Leitung ging und sagte:
"Ich habe lange darüber nachgedacht, ich ziehe um. Ich übernehme eine Praxis in einer Poliklinik. Ich brauche trotzdem eine Beurteilung."
Ich hätte nicht gedacht, dass ich geschätzt wurde. Ich habe nichts davon. Ich hätte davon etwas gehabt, wenn man mich gefördert hätte alles zu geben. Ich hatte damals viel zu geben.

Das ist es: die Elite bekommt künstliche Flügel, dem Fußvolk werden die Flugfedern gestutzt, damit sie gehorchsam bleiben und nicht über den Zaun springen können.

Aber man darf niemanden sagen:"pass auf dich auf, dass du nicht aufgefressen wirst. Fürsorge wird missverstanden.


Diese innere Unruhe vor dem Regen......den Instinkten und dem Herzen zu folgen,,,,,,,ist irgendwie naturgewollt.

Es sind die warmen Füße.....die sich hier zu Hause fühlen und mein Herz.

Ich habe kein gemachtes Nest, ich muss es immer wieder kleben und umbauen und winterfest machen. Es kostet Geld, Geduld, Zeit, viel Herzblut und mich mit Haut und Haar.

Das Flügelschlagen ist mein Überleben.
Das Flügelschlagen der Schwalben, im übertragenen Sinne, ist auch eine Art zum Überleben.
Bevor es regnet, steigt die Luftfeuchtigkeit an und die Insekten begeben sich nach unten. Also fliegen die Schwalben tiefer, damit sie Nahrung finden. 

Auch ich muss oft den regen ahnen, muss mich jetzt oft klein machen, mich anstrengen, um zu überleben.







Si vous ouvrez cette page


Endlich ist der Geräteschuppen leer und abgerissen. Ursprünglich diente er als Geräteschuppen, aber im Laufe der Zeit wurde alles darin abgestellt, was nicht mehr benötigt wurde. 

Zwar wurde alles sehr achtsam hingestellt, zusammengestellt und auch sogar sortiert. Oma ließ es nicht zu, dass nur eine Erinnerung an meine Mutter weggeworfen wird. Also kam alles aus Mama's Haus im Geräteschuppen unter. Und da blieb es bis die Tage. Hinzu kamen noch Oma's Sachen.

Für mich war es nicht nur körperlich aufwendig alles erneut zu sortieren, aussortieren, sondern sehr emotional.

Die Vergangenheit ist wie dieser Geräteschuppen mit Dinge die einst im Trend lagen und man hat nicht die Kraft, sie in den Müll zu werfen, weil das Herz noch daran hängt, oder weil sie damals einen besonderen materiellen Wert hatten.

Ich habe mich durch die Kisten gequält wie ein Staubsauger. Kiste für Kiste landete letzendlich doch im Abfall.  Als ich dann als Erbebnis eine leere Scheune hatte, stellte ich fest, dass die Anzahl meiner Jahre direkt proportional mit dem Inhalt des Schuppens sind. Und ich fand darin einige Schätze die immer wieder versuchen werden mich in einem unruhigen Gewässer festzuhalten.

Zwischen den Kisten, fand ich eine kleine Plastikkiste mit Sachen von mir. Alte Schulhefte, alte Liebesbriefe wie man sie als Teenager an die erste vermeintlich unendliche Liebe schreibt. Nicht gerade romantisch, wenn man die Liebesbriefe auf die letzten Seiten in Schulhefte schreibt und sie nicht dem der sie lesen sollte zukommen lässt. Aber dafür war ich damals viel zu schüchtern, viel zu viel mit allem anderen beschäftigt, als mit Liebe und Verliebtheit. Ich war verträumt, verspielt und kindisch. Ich hatte nichts was einen Mann an mir weiblich oder sogar sexy hätte finden können. Ich fand es total affig, wenn einige Mädchen in meiner Klasse sich zu erwachsen gaben, um den Jungs die zig Jahre älter waren als sie selbst anzubiedern. 

Und ich schrieb für meinem besten Freund, der es nie zu lesen bekam. Von meinem Taschengeld kaufte ich mir ein 200Blatt - Heft und schrieb Liebesbriefe für ihn.

Ich staune und wundere mich welche Ansichten über die Liebe und das Leben ich damals mit 16 Jahren hatte und wie lange ich durch Lieben und Leben umherirrte und mich innerlich immer mehr zurückzog, umso heftiger ich mich verliebte oder liebte.

Ich öffnete das Heft mit dem dunkelgrünen Plastikumschlag und las wie kindisch ich mit 16 auf die erste Seite schrieb:

Wenn du dieses Heft öffnest...."Si vous ouvrez cette page, considérez-la comme un théorème doux et aimant de l'âme sœur. En fin de compte, il se veut rien de plus qu'une formule arithmétique méticuleuse composée sentimentalement et entièrement de la somme de nos contraires. Entièrement composé, si vous voulez, du doux noyau d'un parchemin fragile cousu uniquement de la mélopée de nos lèvres amoureuses et enchaîné à jamais. Moi à un bout donc, et toi à l'autre, arrêtant le galop du temps qui pourrait être pour nous une sorte de poulain bordeaux perdu dans une abondance de sources scellées sur un champ de lavande. Exactement, dans un champ de fleurs sans fin sous un ciel étoilé sans fin, comme vous seul l'aimez. Et combien de choses vous déplaisez-vous vraiment? Innombrable. Je commencerais par les toits, car je sais que vous les aimez plus que tout, peut-être pour être plus proche du ciel, ou des constellations magnétiques que notre esprit ne peut même pas percevoir. Je continuerais avec les chats....Si vous ouvrez cette page, pensez-y comme un théorème doux et aimant de l'âme sœur, parce que c'est ce que vous êtes pour moi, et c'est ce que vous serez toujours pour moi...."


Und weitere Liebesbriefe schrieb ich und versendete sie nie.

"Dans ce monde à la géométrie variable, qui manquait de symétrie et que je ne sais pas quoi donner à chacun sa place dans un dessin général, je vous ai choisi. Ou tu m'as choisi. Je sais, tu n'as peut-être pas besoin d'une raison d'aimer. Peut être......De combien de flocons votre peau a-t-elle été tissée et, surtout, pourquoi me faites-vous flotter jusqu'à l'infini vertigineux des étoiles antarctiques? Il est difficile de s'accrocher aux mots. Les chevaux de notre bonheur ne cessent de galoper....."

"Si tu attrapes un beau bonheur, un papillon rare, sans l’abîmer, si tu le prends dans ta paume et que tu la refermes pour l’emprisonner, il ne reste que de la poussière de bonheur sur les doigts, si tu le piques sur un bois il meurt.

Il faut être comme l’arbre à papillons, prêt à accueillir le bonheur, et tu verras, il viendra sur ton épaule.

Heute staune ich wie ich Emotionen, Gedanken in samtige Metaphern verpackte wie kleine Geschenke. Wortspiele zwischen Rationalität und Magie.

Damals machte ich daraus ein Nichts. Es blieb bei der Verliebtheit. Aus den Augen, aus dem Sinn. Ende eines Lebensabschnittes, Ende einer Verliebtheit.  Irgendwann begann ich aus der Verliebtheit heraus zu lieben, dann aus einer Freundschaft heraus zu lieben.

Und warscheinlich passiert Liebe manchmal so. Man lernt einen Menschen kennen, der einem die Welt durch andere Filter sehen lässt. Und egal wie sehr man versucht gegen diese Liebe Widerstand zu leisten, dieser Mensch versteckt sich in jeder Ecke des Herzens und bleibt.

Aber nun ja ....jeder hat seine Art zu lieben und ich habe meine chaotische Art.








Brennende (Un) Geduld


Geduld ist bei mir weder Stärke noch Schwäche. Es ist ein Amalgam aus Rationalität und Emotion. Eine Herzlogik. Manchmal bin ich sehr geduldig, als hätte ich alle Zeit der Welt für mich und ein weiteres Mal bin ich so ungeduldig, als gäbe es ab dem nächsten Augenblick keine Zeit mehr für mich.

Antonio Skármeta sprach in seinem Roman mit dem gleichnahmigen Titel "Mit brennender Geduld" über Liebe, Lebenswege über brennende Geduld.
Brennende Geduld - eine Metapher die mich fasziniert. Ich definiere sie als Sehnsucht, eine Herzunruhe bei der man nicht still sitzen kann und warten. Eine Sehnsucht die schmerzt. Manchmal kann ich etwas nicht hinnehmen so wie es ist, so wie es sich mir zeigt. Ich muss etwas tun, ich muss es verändern. Ich kann nicht still sitzen und es hinnehmen. Ich will in Bewegung bleiben.
Ich möchte nicht darüber sinnieren ob es gut oder weniger gut ist. Manchmal ist es nicht gut ungeduldig zu sein und mit den Hörnen Wände einreißen, aber es ist manchmal auch nicht gut, seiner Sehnsucht nicht zu folgen und das Schicksal zu akzeptieren.

Am Freitag ließ sich Tante impfen. Tante ist eine kerngesunde über 72jährige Frau. Sie hat sich vor einiger Zeit von der Welt emotional abgeschottet. Wir hatten alle Angst um sie und standen ihr so gut wir nur konnten zur Seite. Und wenn Tante, sich nicht durchs Leben boxt, wer dann.
Am Abend klagte sie über Schmerzen im Arm. 
Ich bat sie zu bleiben und im Gästezimmer zu schlafen, damit ich oft nach ihr sehen kann.
Gegen 23:00 Uhr saß Tante in der Küche, heiße Honigmilch und aß Kekse.
"Ich wollte etwas Süßes," lächelte sie etwas verlegen.
Ich machte mir einen Pfefferminztee mit Zitrone und setzte mich zu ihr.
Ihr ging es gut.
Und plötzlich erzählte sie mir aus ihrer Kindheit.
"Weißt du, als ich so fünf oder sechs Jahre alt war, gab es eine große Diphteriewelle und zwei Mädchen aus meiner Kindergartengruppe starben daran. Was für eine Tragödie für die Eltern. Ich sehe ihre Mama's heute noch herzzereißend weinen. Jahre später begann man mit den Impfungen dagegen. Da kam der Impfbus in die Schule und wir wurden gepiekst und anschließend bekamen wir ein paar Tropfen auf einen Würfelzucker und der wurde uns in dem Mund gestopft, wenn wir ihn nicht freiwillig wollten. Ich lebe noch. Weißt du ich will mein Leben noch genießen. Was der Scheiß auch ist, ich lass mich dagegen impfen. Sag jetzt nichts."
Ich saß da und bewunderte ihre Sehnsucht zur Veränderung.
"Und geht es dir wirklich gut?" fragte ich.
"Und ob! Sag mal Schätzchen, wie findest du Monsieur Valère?" fragte sie ungeduldig
"Nett." sagte ich und mir fiel ein wie er mich vor ein paar Wochen sehr nett grüßte und mich in einen kleines Gespräch verwickelte. "Ah!" dachte ich.
"Der ist erst 62 und steht auf mich." schwärmte Tante.
Ich war sprachlos. Dann fragte ich "bist du nicht zu alt für den?"
"Du bist bösartig!" zischte Tante. "Ich erzähle dir nichts mehr."
"Ich habe doch nur gefragt. Eigentlich ist es dein Leben. Aber ja, wenn ihr beide es ernst meint, dann ist er hier willkommen." sagte ich.
"Du entschuldigst die nie!"
"Wozu? Was weg ist ist weg. Tante du musst mich nicht fragen was zu tun sollst, oder ob es den Leuten passt, dass du so lebst wie du willst. Stürze dich ins Abenteuer. Los!"
Tante sprang vom Stuhl und knutschte mich ab. Sie drückte mich ganz fest. Und ich freue mich für sie, für ihre brennende Ungeduld.
"Weißt du, als ich mit meiner Mutter, deiner Oma und mit meiner Schwester bei Opa ankamen, machte der große Augen. Und ich weiß bis heute nicht, ob dein Opa ohne uns hier ein neues Leben beginnen wollte, ob er jemals nach dem Krieg zu uns zurück gekehrt wäre. Aber er lebte nicht, er überlebte Tag für Tag. Deine Oma bestimmte und er fügte sich. Deine Maman war sein Sonnenschein und wir nur seine Töchter. Und ich habe mich jahrelang von einem Mann unterbuttern lassen, weil ich verrückt nach ihm war. Aber jetzt Schätzchen bin ich nicht verliebt. Ich liebe ihn."
"Und er?" dachte ich laut.
"Er ist seit über einem halben Jahr hinter mir her." schwärmte sie." Er hat nur wenige graue Haare. Mir mir kriegt er aber weitere. lachte sie.

Diese brennende Geduld, diese Sehnsucht.......sie fühlt sich schmerzhaft an und beflügelt zugleich. 
Manchmal ist die Melancholie wie eine dunkelgraue Regenwolke, die sich vor sie Sonne schiebt.
Hinter der Wolke scheint die Sonne weiter.

Ich erinnere mich an meine Phasen wo ich mich verliebte und entliebte und erneut verliebte und liebte....
Das Eigentliche - ein Synonym für die sehnsuchtsvolle brennende Geduld.
 







The World Outside Your Window




Bis anhin freute mich jedes Jahr auf den Frühling. Ich freute mich wie ein Floh im Stroh auf den sonnengelben Löwenzahn, auf die ersten zarten Knospen der Kirschblüten, die sich durch die Kerben der Baumrinde bohren, wie ein Milchzahn der das empfindsame Zahnfleisch aufbricht.
Jeden Morgen wachte ich hoffnungsvoll und zuversichtlich auf, genoss den Tag nebst Arbeit und Alltagspflichten und freute mich am Ende des Tagen auf die liebevollen Stunden mit dem Menschen den ich liebe. Ich freute mich auf die Spaziergänge im Sonnenuntergang, Die Abende auf der Gartenbank, wenn er seine Arme um mich legte, meine Hand in seiner sich versteckte, die fordernden, wilden und leidenschaftlichen Küsse die das Liebesfeuer in uns entfachen und auf die Nächte die zu Liebesnächte wurden.

Der Lockdown machte mir bis anhin nicht viel aus. Manchmal hatte ich melancholische Momente, dass ich nicht alles in der natur unternehmen konnte was ich wollte. Wegfahren ud andere Orte genießen. Keine existentiellen Ängste, aber die ganzen Einschränkungen und Maßnahmen machten mich wütend. Es ist eine holprige Routine, bei der ich immer wieder auf Regeln achten muss.
Aber ich fühle wie das ganze Weltgeschehen um mich herum, mich schmerzhaft an die Wand zu drücken und immer mehr meine Selbstbestimmung einzuschränken versucht. Ich verliere langsam den goldenen Faden der Geduld.
Desillusioniert - wieder einmal - wie wenn sich jemand für immer aus meinem Leben verabschiedet. Hätte ich nicht meine Lieben um mich herum und die ganze Verantwortung, ich würde verfremden.


Manchmal ziehe ich mich herwärts und gedankenwärts zurück. Hier bin ich allein mit meinen Emotionen, mit meinen Gedanken. Hier ist es still, perfekt und hier lege ich meinen Tag ab. Ich denke, dass jeder von uns so einen Rückzug seinem Herzen hat. 
Ein Ort, an dem wir uns nicht mehr verstecken, sondern uns ausdrücken, uns manifestieren, unsere Masken ablegen und nackt bleiben.
Der Ort, an dem jeder von uns perfekt als seltene Blume ist. Das Böse, das Unbekannte, die Traurigkeit, die Hoffnungslosigkeit, die Schwäche - alles bleibt hinter den Fenstern. Hier in diese Leere kann nichts eindringen ... nur wir, unsere Sehnsüchte und unsere Gedanken.
Und dieses Gefühl wird durch das aktuelle Weltchaos noch vertieft und verstärkt.
Ich habe zu Hause mir ein Homeoffice eingerichtet und mache die ganze Schreibarbeit zu Hause. Meiner Assistentin, die genug mit dem H- Konzept zu tun hat nehme ich den einen oder anderen Schritt damit ab. Wir haben eine Auszubildende und zusätzlich eine Aushilfe und die den Empfang dann aushilfsweise übernehmen könnte. Die beiden "rocken" das vorbildlich.





Die stille Bank


Ich bin unter Menschen nicht gesprächig. Ich beginne nie ein Gespräch mit wildfremden Menschen.  Ich bin nicht menschenscheu. Ich gehe unter Menschen, stehe daneben wenn sie über ihr Wochenende, über ihr Leben und über ihre Lieben erzählen. Ich sitze neben ihnen und höre zu. Ratschläge kann man von mir keine erwarten. Jeder muss selbst für sich entscheiden können. Ich mag es auch nicht, wenn jemand seine Nase in mein Leben steckt.

"Sie redet nicht viel,"  sagt man über mich. Viele schätzen das. Sie reden und ich höre zu.

Beruflich habe ich viel zu sagen und muss auch viel reden, damit nicht nur ich davon Leben kann, sondern auch meine Angestellten.

Noch werde ich dafür geschätzt, aber auch das kann sich schneller als man denken kann ändern. Man zählt auf mich und ich trage die große Verantwortung.

Meine Angestellten wissen es zu schätzen, dass ich mich an alle Richtlinien halten werde. Ich habe ihnen überraschend einen Bonus zukommen lassen. Ein kleines Dankeschön, ein kleines Geschenk. Es wird zwar versteuert, aber es bleibt etwas übrig für Bonbons und das ist es was zählt. Sie waren alle überrascht, hatten nicht damit gerechnet, nicht in dieser Krise. Sie alle fanden es als eine anerkennende Geste.

Ich....lange genug mit Lars daüber diskutiert.....hatte das Gefühl, ich würde sie für mich kaufen wollen.

"Aber ich bitte dich, wieso sollten sie das denn denken? Wenn sie ein besseres Angebot bekommen oder wegziehen, wird ein Geschenk sie doch eh nicht halten. Mach dir keine Gedanken, was sie denken könnten."

Vielleicht habe ich noch nicht überwunden, dass viele Hobbypsychologen ihren Seelentomographen falsch angewendet haben und versucht haben meine Schichten des Ichs durchzuwühlen, um zu verstehen wieso ich nicht so bin wie sie es gerne von mir hätten.

Es gibt sehr wenige Menschen in meinem Leben. die mich so annehmen wie ich bin. Danke dafür.

"Ich weiß nicht was du denkst, ich weiss nicht was du fühlst und ich weiss nicht wer du bist."

Für meine Angestellten ist es nicht wichtig mein Gefühlsleben zu kennen. Einige kennen mich als ich noch ein kleines strubbeliges Mädchen war und meine Hausaufgaben in den Privaträumen der Praxis meiner Mutter machte und vergleichen mich in jeder Geste in jedem Handeln und sogar im Aussehen  mit ihr.

Aber ich habe auch die Ungeduld, die Ironie und den Sarkasmus meines Vaters geerbt. Mein Vater war 51 Jahre alt als wir (von ihm nicht gewollt) geboren wurden.  In den Augen eines Kindes ist er ein alter Mann. Seine latente Aggression, seine Kontrolle gegenüber meiner Mutter hatte mich dennoch geprägt. Ich möchte nicht wissen wie er war, als er jünger war, als er noch viel Kraft hatte. Als Kind hatte ich vor ihm große Angst. Sein Brüllen hallte ihm Raum. Uns Kinder hat er abgöttisch geliebt. Nie hätte er seine Hand gegen uns gehoben. Aber seine Kontrolle bei Mama und seinen Spott, den er ihr ins Gesicht schrie, seinen akribischen Ordnungssinn, seine Aggression wenn etwas nicht in seine Routine passte,  waren für mich Grund um eine Distance aufzubauen. Und diese Distance ist unbewusst auch gegen Menschen gerichtet.  Erst als ich fast erwachsen war, hatten wir ein gutes Verhältnis miteinander. Er war stolz auf seine Kinder und das zeigte er erst im Alter. Im Alter wurde er ein anderer Mensch. Erst dann zeigte er sein Wissen. Er hatte ein ausgeprägtes Allgemeinwissen. Dieses  alte Wissen wie man baut, wie man installiert, wie man repariert. Das könnte ich jetzt gebrauchen. Ich habe nur das, was ich über die Schulter sehen" aufgefangen habe. Es ist relativ wenig. 

Bei mir dauerte das Erwachsenwerden urlange.....ich bin zu allem Neuen und zu allen Neuen Menschen distanziert. 

Ich werde nicht warm! Ich werde nicht warm!

Und es hat lange gedauert bis ich jemanden gefunden habe, bei dem ich mich fallen lassen kann, den es nicht stört, wenn ich frech, unkontrolliert und kindisch bin. Jemand der mich nicht zähmt und erklärt wie das Leben geht. Die Angst, dass diese Liebesphase sich in eine " Du gehst mit auf die Nerven" verwandelt ist gross.

Also bin ich eine Mischung aus beiden Elternteilen. 

Ich war lange genug, das kleine behütete kleine Mädchen, das metaphorisch gesehen, nach einer langen Urlaubsfahrt mit dem Auto, am Urlaubsort, das Gefühl den Ankommens hatte. Eine Sicherheit und Geborgenheit trotz allen Streitigkeiten zwischen uns.

Doch nun bin ich mehr als erwachsen, muss selbt Geborgenheit und Sicherheit geben, und lerne immer noch, meine Fähigkeiten zu verbessern, mir selbst und allen um mich herum mehr Gegorgenheit und Sicherheit zu geben.

Harte Arbeit für mich.

Deshalb die stille Bank für mich - metaphorisch meinen inneren Rückzug um klar zu werden, um meine innere Schüchternheit zu frönen. Ich brauche diese innere Stille für mich. Ein Ort der Stille, die stille Bank die alle Gefühle geduldig annimmt und mich nicht belehrt, wie ich zu sein habe, wie man mich gerne sieht.

Irgendwie brauchen wir alle eine stille Bank. Ein Bank die uns so annimmt wie wir sind, die uns stumm und geduldig zuhört, die keine Ratschläge gibt.





Ein neuer Rhythmus

Wenn ich von Zeit zu Zeit
eine Wolke betrachte,
sie beobachte wie sie weiter zieht,
entdecke ich die Sehnsucht 
nach einer Unendlichkeit
und die Zeichen die mir hinterlassen wurden.

Wenn ich von Zeit zu Zeit 
die Sonne beobachte
beim Aufgehen und Untergehen,
entdecke ich wie viel Liebe
ich doch um mich herum gesammelt habe.

Wenn ich von Zeit zu Zeit
in den Himmel sehe
versuche ich 
die unerklärliche Angst 
nicht alles Mögliche und Unmögliche getan zu haben
um einen Einklang mit der Endlichkeit zu finden.
©Émilia




 Fortschritte  auf  Die Sandfrau 
 

So sagt man


Dann hat mich das Glück verlassen .....und dann kam noch eines, noch eines und noch eines und viele mehr.....und man sagt, das ein (Un)glück kommt niemals allein.

Zartes Schlaflied.

Geh durch die Welt mit offenen Augen, 
sagte Großmutter,
Hab' niemals Angst vor irgendetwas.
Sei gütig zu denen, die dir lieb sind.
Und liebe.

Liebe das Schöne, 
hat mir meine Mutter gesagt,
Alles was vergangen ist, alles Gegenwärtige, 
und alles was folgen wird.

Verliere nicht den Glauben, 
sagte mir meine Großmutter.
Er hilft dir im Leben, bitte vergiss nicht.

Glaube an dich  
sagte mir meine Mutter immer wieder:
Verliere nicht die Hoffnung und gib nicht auf
in verborgenen Seelenkämpfen.


Ich gehe meinen Weg
und ich möchte  manchmal schreien
und ich möchte weinen,
Ein Wort meiner Großmutter hilft mir:
Finde das Licht oben.

Manchmal vergesse ich mich selbst, den Traum,
Ich falle und dann stehe ich auf, 
und denke daran was meine Mutter mir immer wieder sagte:
Du hast Schätze in deiner Seele, aber du erkennst sie nicht
Und heute, wie morgen, wie gestern, wie immer,
es geht um sie, wie in allem, was heilig ist,
wie in allem, was gut ist, wie in allem, was schön ist,

und es ist wie ein zartes Schlaflied.

Klaviermusik und Lachen

Die Regenmusik durchbrach die Stille. Der weiche Klang eines Klaviers und einer Kindergitarre.
Im Haus wohnten ein kleiner Junge und ein kleines Mädchen. Der Junge und das Mädchen übten für die Musik- und Kunstschule.
Die Nachbarn standen am Gartenzaun und lauschten. Der Junge patzte und ein ganz hoher Ton durchzog sich durch das Lied.
Das  Lachen des Mädchens wurde zum Refrain. Der Lachrefrain milderte jeden Ton ab, den der Junge mit dem alten Klavier hervorbrachte.
Die Nachbarn waren fasziniert und bestanden auf eine Zugabe.
Jahre später vermisst sie selbst
das kleine Mädchen, den kleinen Pianisten,
die Musik und das Lachen.
Regenmusik begleitet die Sehnsucht
nach unbeschreiblichen Erinnerungen.


Das Gewusel

Heute Morgen gab es Frühnebel. Der Himmel sah aus wie zu heiße fettarme Milch mit bläulicher Haut in einer Kaffeetasse. Später schob die Sonne sie mit ihrem Kaffeelöffelchen ein wenig zur Seite. Die Sonne nahm auf der Netzhaut des Tages viel zu wenig Gestalt an, denn die bläuliche Milchhaut schloss sie wieder narbenlos und makellos. Der Wind spielte mit den Regentropfen und wirbelte sie immer heftiger herum.
Ich sehe mich gedanklich um.
Gestern Nachmittag sah ich so viele Menschen beim Einkaufen, andere wiederum eilten von der Arbeitsstelle nach Hause. Gestern hatte ich Bereitschaftdienst bis um 18 Uhr Bereitschaftdienst. Ich sah so viele Menschen, so viel Liebe, so viele Gedanken, so viele Emotionen, so viel Gleichgültigkeit, Nachlässigkeit, Traurigkeit und so viel Weltschmerz. Ein Gewusel von Lebensläufe in alle Richtungen.
Ich bin tagtäglich mittendrin im Gewusel und sehne mich dann anschließend nach Ruhe, nach Musik und den Menschen die ich liebe.

Bei Menschen die ich kenne, ist es nicht viel anders. Manche lieben mich so wie ich bin.  Andere lieben mich noch mehr für das, was ich für sie tue. Und manche möchten mich verändern, so wie sie mich haben möchten. Niemand schafft es besser einem zu verändern, als die Menschen die man liebt.
Ob das immer gut ist, bezweifle ich. Ich wehre mich dagegen auf verschiedene Arten und manchmal bin ich kompromissbereit.
Ich fühle mich manchmal, als würde ich mit dem Zug ins Nirgendwo fahren und immer wieder am falschen Bahnhof aussteigen. Obwohl ich weiß, am richtigen Bahnhof ausgestiegen zu sein, ist das Gefühl blitzartig da. 

Ich traf Menschen, mit denen verbrachte ich einen Teil meiner Zeit, aber mit den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages , merkte ich, dass man mit ihnen nichts teilen kann. Ich traf  Menschen, mit denen es unmöglich war, die Sterne zu zählen.

- Menschen werden immer auf der Suche nach Glück leben ...Ich bestimmt auch....ja vielleicht....aber eher dahin wo ich Liebe und Wärme genug bekomme, um mein Nest endgültig zu bauen. Glück ist relativ. Glück ist für mich, Menschen um mich herum zu haben, die mit mir lachen und weinen können. Menschen die mich nicht verändern wollen. Menschen die wissen was sie an mir haben. Menschen denen ich Alles bedeute.

-Ich kenne das Gefühl des Sich-selbst-zu-verlieren.. Ich fühle eine innere Sehnsucht und ich habe es verdammt in aller Ewigkeit satt eine innere Zufriedenheit zu simulieren, dass die Menschen um mich herum meinen ich wäre wunschlos glücklich so wie es ist. Und das ist es was ich nicht mehr muss: Glück simulieren.

- Ich fühle mich manchmal verloren. Abgesehen von den Menschen die ich liebe, kenne ich hier ein paar gute Freunde, eine beste Freundin und einen besten Freund Ich habe viele gute Bekannte mit denen ich auch einen Teil meiner Zeit gerne verbringe. Aber durch diese Pandemie hat sich auch Einiges verändert.

- Ich finde mich zur Zeit in den Armen einer großen Liebe. Ich finde mich immer. Ich bekomme immer den einen oder anderen Bündel Glück geschenkt. Ich verschenke auch Glück. Ich verschenke viel Liebe. Ich bin den Menschen die ich liebe unendlich dankbar für alle Augenbliche die ich mit ihnen teilen kann.

Dann sitze ich da bei einem leckeren Abendbrot mit meinen Lieben und weiß ich kann mich fallen lassen.

Das Labyrinth aus Spiegeln

Als Mama und Papá ein Paar wurden, überraschte Pá uns Kinder mit einem Ausflug in einen Kinderpark. Das Labyrinth mit Spiegeln war die Attraktion des Tages in der Kinderstadt.
"Seid artig und benimmt euch. Mach einen guten Eindruck." erwartete Maman von uns.

Neugierig und selbstbewusst trat ich ein und warf meinem Vater in spe ein dankbares Lächeln zu. Ich hätte nicht gedacht, dass einfache Silberglasstücke, konvexe oder konkave Spiegel meine Seele und mein Leben so sehr beeinflussen können. 
Dieser Weg schien mir der längste meines Lebens zu sein, der voller Geheimnisse und Ängste. Wo ich dachte, es sei eine Kreuzung, gab es tatsächlich ein Hindernis. Ich hätte schwören können, dass dies der richtige Weg war, aber jedes Mal, wenn ich merkte, dass der Hindernisspiegel meinen Weg versperrte. Ich ging den Weg wieder zurück..... Gott, ich war gerade vorbeigekommen ... wohin ist der Weg auf dem ich hergekommen bin verschwunden? 
Ich blieb vor den Spiegeln stehen, die mir den Weg versperrten, und ich war erschrocken über die großen Spiegel, die mich vervielfachten, die seitlich und rückwärts vor mir aufgereiht waren und mich spiegelten, vergrößerten und verkleinerten. 
Ich hatte große Angst. Wenn ich nie wieder da rausgekommen werde ... wenn sie mich da ausgesetzt haben .... was wenn sie an der Tür nicht auf mich warten ... und ich hätte doch mein Lebkuchenherz, das Pá mir gekauft hat mitnehmen sollen... Ich hätte Krümel gestreut wie es Hänsel getan hatte und Gretel, ich hätte sicher meinen Weg zurück gefunden, zumal es keine Vögel gab, die sie fraßen.
Als mich die Angst und  die Hilflosigkeit völlig verschlangen, setzte ich mich neben einen Spiegel auf meinen Hintern und fing an zu weinen. Ich schloss die Augen, um mich nicht mehr in den Spiegeln zu sehen. Ich schauderte vor Entsetzen, als ich eine Berührung auf meiner Wange spürte. Ich öffnete vor Angst die Augen und sah, wie dutzende Hände nach mir griffen und mir auf die Füße halfen. Eine warme, freundliche Hand half mir auf die Füße, ein schützender Arm um meine kleinen Schultern, der mich zum Ausgang führte. Ich war draußen, ich war es, ich war in Sicherheit und schwor, ich würde nie wieder ein Labyrinth betreten. Was für ein großer Fehler. Ich war ein Kind und konnte nicht wissen, wie oft mein Leben ein Labyrinth mit Spiegeln sein würde.
Es gab eine Zeit, in der ich nicht wusste wohin ich gehöre. Meine Eltern stellten uns vor die Wahl "Zu mir oder zu deinem Vater oder zu mir oder zu deiner Mutter." Nach welchen Kriterien wählt man denn da? Wer liebevoller, verständnisvoller, ber die größeren Geschenke macht? Und die Frage die einem immer wieder begleitet, "habe ich den richtigen Menschen gewählt?" kann ganz schön verunsichern. Und diese Unsicherheit die überträgt sich auf jede eintzelne Lebenslage.Auf jede einzelne Entscheidung. Die Qual der Wahl wurde mein Wegbegleiter.

Der Schlaf


Schlaf ist eine Kunst der Götter und ich beherrsche sie nicht.

Es ist still um mich herum. Nur das leise regelmäßige Atmen unterstreicht diese Stille wie ein leises Flüstern.

Ich höre das Vergehen der Sekunden, das Vergehen der Zeit, das leise Ticken der Zeiger auf dem Ziffernblatt der Uhr. Ich fühle meinen Herzschlag. Er ist immer laut und viel zu schnell. Mein Herz rennt und ich bleibe meilenweit zurück.

"Schlag nicht so schnell und nicht so laut, blödes Teil!" ermahne ich mein Herz. 

"Soll ich eine Pause machen?"

"Neiiiiin!" schreie ich lautlos.

Es ist doch alles in Ordnung. Alle schlafen, allen geht es gut. 

Ich fühle, wie mein Kopf der auf dem Kissen ruht ein kleines Tal in das Kissen gräbt. Die Haut des Kissenbezugs berührt meine Haut im Dunkeln.  Meine Augenlider flattern vor Müdigkeit und meine Wimpern erzeugen ein extrem schwaches, unhörbares Geräusch gegen das unempfindliche Weiß des erhabenen Kissens. Ich atme, während ich seufze, und meine Atmung ist vom Herzrasen müde. 

Die Hausuhr, ein fester Ort im Herzen der Unendlichkeit, schlägt  nach und nach die Stunden. Alle und alles sind im Tiefschlaf, alles ist so dunkel und so kalt! Ich gehe an der Zeit vorbei, ich gehe an der Stille vorbei, formlose Welten ziehen in meiner Nähe vorbei. Plötzlich kräht ein Hahn wie ein Kind des Mysteriums und ignoriert die Nacht. Ich könnte endlich schlafen, weil es Nacht und nicht Morgen tief in mir ist.


Und ich fühle, wie mein Mund lächelt und sanft die Lichtfalten des Kissenbezugs bewegt, der mein Gesicht umrahmt. Ich muss mich dem Leben ergeben, ich kann nicht mehr schlafen, ich muss aufstehen... Gegen den brandneuen Schlaf, der mich noch etwas festhält und mich zurück ins Laken drückt, kämpfe ich noch etwas an, während der Hahn, erneut kräht.

Alle um mich herum sind auch wach.



Warmgrau

Die Natur blinzelt in der Vorfrühlingssonne und streckt sich verschlafen. Es ist noch viel zu früh um zu knospen. Die Pastellfarben liegen noch verträumt im Winterschlaf. Die nackten Bäume zeigen sich schüchtern  in dezenten erdigen Farben dem Sonnenlicht.

Das morgendliche Sonnenlicht spielt mit meinen Haaren, spielt mit meinen Wimpern bis ich blinzele. Ein Frühlingsversprechen?

Ein warmes Grau. Es ist warmgrau. Was interessieren die Augen die Theorie der Farben. Grau ein Amalgam aus zwei Nichtfarben - Schwarz und weiß. Die Therorie hat die Zwischenfarben vergessen zu berücksichtigen. Wenn die Sonne in das Schwarzweiß scheint, entsteht ein warmes Grau. Warmgrau bevor die Pastellfarben des Frühlings erwachen.




"liste des choses à faire."


Ich kenne sie schon sehr lange unter "liste des choses à faire." Andere kennen sie nur als TO-DO-Liste.

Als Kind mochte diese Aufgabenlisten nicht. Leider mussten wir für jeden Schultag so eine Liste erstellen und kurz vor Unterrichtsbeginn musste wir diese dem/der Klassenlehrer/in auf den Lehrertisch legen. Sie nahmen sich Zeit diese zu korrigieren und zu vervollständigen. Es gab Vorlagen dafür, wir mussten nur unsere Aufgaben reinschreiben. So sahen sie noch einigermaßen ordentlich aus. Ich gewöhnte mich daran und sie gehörten irgendwann auch mehr oder minder zu meinem  privaten Alltag. Meistens jedoch, gestaltet sich der Tagesablauf dann spontan anders, doch sie bleibt trotzdem Richtlinie für den Tag.
Eher im Kopf als aufgeschrieben. Heute schreibe ich nur noch das Überwichtigste und Wichtigste auf, denn wenn es hektisch wird, vergesse ich auch mal etwas. 
Ich denke es geht vielen nicht anders als mir. Am Abend davor oder am frühen Morgen, während man einen dampfenden, duftenden Espresso oder Zauberkaffee oder einem leckeren Tee genießt schreibt man auf was sofort erledigt werden muss, oder was man innerhalb von zwei, drei Tagen tun muss.
Das Unverschiebbare meistens zuerst. Und man weiß genau, dass man nicht alles gleich erledigen kann und einiges verschoben werden könnte. 
Einen Vorteil muss ja meine angeborene Ungeduld doch haben - was erledigt ist kann weg und was weg ist, ist gut. Der innere Rhythmus hat schon seinen Sinn. Und wenn etwas dazwischen kommt was meinen Rhythmus durcheinander bringt mag ich nicht. Wenn ich noch alles umkrempeln muss, bin ich gereizt. Jobmässig ist Spontanität der Kern, aber in der Freizeit möchte ich die Liste Punkt für Punkt abhaken können.
Nun ja, wie man weiß und ich es sehr gut weiß, dass ein Klavier mit einer fehlender Taste keine richtige Melodie erklingen lässt, die Gitarre mit einer gerissenen Saite auch kein schönes Lied spielt, so merkt man doch am Ende des Tages dass man auch keinen Tag geschrieben hat. Man hat vergessen, verschoben, oder gar nichts getan. Die Euphorie bei duftendem Morgenkaffee verschwindet im Laufe des Tages. Am nächsten frühen Morgen ist sie wieder da, in voller Frische mit vollem Duft und mit vollem Elan.

Ode an den Regen

Es regnete so stark, als hätte jemand die im Himmel die Wolken aufgerissen und alle Regentropfen fielen wie riesige Wasserfälle auf die Erde. Aber mir war es egal. Mein himmelblauen Regenumhang mit winzigen bunten Pünktchen bedeckte meinen winzigen Körper und ließ einige dunkelbraune lockige Haarsträhnen unter der Kaputze hervorblitzen. Ich lachte und sprang mit meinen dunkelroten Regenstiefelchen in die Pfützen, obwohl ich wusste, dass meine Mutter zu Hause mit mir schimpfen würde "Ich will dich nie wieder so nass und dreckig sehen, sonst darft du nicht draußen spielen wenn es regnet" und den leckerste heißen Pfefferminztee mit Honig und Zitronefür mich zaubern würde, damit ich mich nicht erkälte. Es war mir egal, ich war zu klein und viel zu wild, um darüber nachzudenken,ich sprang gern in Pfützen und bespritzte meine Freunde und sie bespritzten mich und wir lachten über unser Abenteuer. Wild und frech.

Seitdem sind viele Jahre vergangen und auch heute weiche ich den Pfützen nicht aus.
Jetzt regnet es und du und ich, wir laufen im Regen, ohne Regenschirm. 
Jetzt bin ich viel zu glücklich, um mich  vor dem Regen zu verstecken. Ich bin glücklich weil es regnet. Wir laufen weiter, obwohl wir durchnässt sind, obwohl ich weiß, dass mich eine heftige Erkältung mit hohem Fieber und eine heftige Angina erwartet. Und du bist bei mir. So regennass und optimistisch in unsere Zukunft. Unsere Zukunft. Wie gut sich das Wort im Mund anfühlt und wie gut es nach Liebe klingt.
Fast bekomme ich Angst, weil nach dem Glück meistens das Unglück kommt und alles ausreißt wie ein Wirbelsturm tief verwurzelte Bäume zu Boden zwingt.
Es regnet und wir sind wie zwei Kinder, die glücklich nach Hause rennen. Ich bin wieder glücklich, aber nicht mehr klein.  Es hat sich am Ende gelohnt, dafür zu kämpfen, endlich zu Hause Ruhe zu finden. Du hältst mich umschlungen und drückst mich fest an dich, als würdest du wollen, dass ich in dich hineinschlüpfe, während ich zittere - aber mir ist nicht kalt - nein, ich bin glücklich, dass du derjenige bist, der mich nach Hause gebracht hat,  und mit mir hier leben möchte.
"Du erkältest dich, ab ins Haus mit dir!" lachst du. "Ab mit dir in die gute Stube, Wirbelwind sonst erkälten wir beide."
Ich erzähle dir nicht, dass ich schon starke Halsschmerzen habe und das Fieber schon an mir hochkriecht. Ich liebe dich jetzt. Noch einen Augenblick lang, noch ein Wimpernschlag und noch einen Kuss lang möchte ich mit dir den Regen genießen.
Zwei Regentropfen perlten sich über unsere Wangen und mündeten in den Kuss wie zwei Flüsse ins Meer.
Und mein Lachen verfing sich in meinen lautlosen Stimmbändern. 
"Du bist erkältet Wirbelwind!"
Nur noch eine Pfütze, Die letzte.....nur noch die.
Und danach rannten wir wie Kinder ins Haus.
Der Regen prasselte an die Fensterscheiben wie ein Liebeslied.

Sonntagsgedanke

Je ne croyais plus à l'idée des âmes sœurs, ni au coup de foudre. 
Mais je commençais à croire que très peu de fois dans votre vie, si vous aviez de la chance, vous pourriez rencontrer quelqu'un qui était exactement ce qu'il vous faut. Non pas parce qu'il était parfait, ou parce que vous l'étiez, mais parce que vos défauts combinés étaient arrangés d'une manière qui permettait à deux êtres séparés de s'articuler ensemble.

Ich glaube nicht an die Idee von Seelenverwandten oder an Liebe auf den ersten Blick. 
Aber ich glaube, dass wenn man Glück hat, nur sehr wenige Male im Leben jemanden treffen könnten, bei dem das Herz Ja sagt. Nicht weil er perfekt ist oder weil man perfekt ist für ihn, sondern weil Herz und Logik sich miteinander so kombinieren, dass sie sich in einer gemeinsamen Herzlogik sich miteinander artikulieren konnten.

Gedankenfarben

Nur so nebenbei laß ich,  dass die englische Sprache mehr Euphemismen für den Tod hat als jede andere Sprache. Ich laß, dass die alten Griechen kein Wort für die Farbe Blau hatten und dass das Hawaianische Alphabet nur zwölf Buchstaben hat. Ich habe letzte Woche ein paar wenige Stunden damit verbracht, immer mal einen kleinen Fragment zu schreiben. Ich muss endlich Tippfehler vermeiden, indem ich nicht einfach blind die Tastatur bediene.  

Was sagt das aus? Geben wir uns wirklich alle Mühe, um den Tod so zu vermeiden? Wie haben die Griechen das Meer beschrieben? Sind zwölf Buchstaben wirklich genug? Hat jede Sprache ein Wort für Liebe? Jede Sprache sollte ein Wort für Liebe haben. Wir sollten für alles Worte haben, damit wir uns sagen können wie sich das anfühlt was wir fühlen. Wir brauchen sehr, sehr, sehr spezifische Worte für all die verschiedenen Arten von Traurigkeiten und noch spezifischere Worte für die verschiendenen Arten von Glück. Was wäre, wenn wir über alles reden könnten? Ich möchte sagen, wie ich mich fühle und ich möchte präzise sein. Manchmal reicht "gut" einfach nicht aus und nur wenige verstehen es als "gut", sondern sie verstehen es als Ausweichswort. Ich möchte verstanden werden, was ich meine, wenn ich sage, dass ich mich "wie ein Blitz" fühle, wenn ich wütend bin.


Monolog des Herzens




 Ich habe ihn gehen lassen und habe dich verloren ...

....und  irgendwo zwischen meiner Einsamkeit und seinem Schmerz habe ich gelernt zu vergessen ... und als ich gelernt habe mich an ihn zu erinnern, war er nicht mehr bei mir..
... jetzt wünschte ich, ich hätte weder die Bitterkeit der Erinnerungen geschmeckt, noch an anderen Tassen die Liebe geschmeckt ...
... Ich vermisse all die Liebe ...all die liebevollen Gesten,  deine Finger die sich meinen Haaren versteckten, seinen warmen Blick und sein verstecktes Lächeln in deinen Mundwinkeln... ich vermisse ich ihn und ich vermisse uns ...
Den Ring vom Finger zu streifen, macht noch lange nicht das Herz frei von jemandem den man liebt.

Nun schreiben wir eine gemeinsame Geschichte, deren Ende wir nicht kennen, deren Ende ein anderes sein wird, als das was wir hatten
..............................................................................

... und weißt du was am meisten schmerzt? Zu erkennen, dass alles unvergessen blieb... dass es uns nur so vorkam, als hätten wir das Ende der ersten Geschichte vergessen, dass es uns nur so vorkam, als hätten wir einen Punkt dahinter gesetzt und neuen Anfang gemacht.
Ab und zu kehre ich als Zuflucht nach dem Sturm an denselben Ort zurück wo wir stehen geblieben sind. Da wo du mir einmal Stille warst,  Chaos warst, Winter und Frühling warst...und ich nur ein , einen ariden Sommer, einen bunten und dann einen leergeweinten Herbst.....an den Anfang.

Begegnungen


Im Regensturm traf ich einen Mann mit einem karierten Regenschirm. Aus der Ferne staunten seine hellen Augen und schauten mich verwundert an. Ebenso verwundert sah ich ihn an. Er kam mir bekannt vor, obwohl ich genau wusste, dass ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Durch all seine Blicke verstand ich, dass er den gleichen Eindruck von mir hatte. Ein Lächeln umspielte seinen Mund, machten seine Gesichtszüge weich und seine hellen Augen war. So als schien die Sonne über dem Meer. Ich lächelte nicht. Meine Sonnenuntergangsfarben passen nicht zu  hellblaugrauen Meeresfarben. Ich senkte den Blick.

Wir sahen uns noch einmal für eine gefühlte Ewigkeit  in die Augen  und dann verschwand er in der Menschenmenge und ich auch. Ich weiß nicht ob er sich noch einmal nach mir umgedreht hatte, denn ich tat es nicht.
Nur seine hellen Augen blieben noch lange als Gedankenbild bei mir.

Cycle: Briefe an die Liebe 4


Manchmal frage ich mich ob ich mein Herz wirklich kenne. Spreche ich zu wenig mit meinem Herzen? Höre ich ihm eigentlich zu wenn es mir etwas zu sagen hat? Habe ich Fragen an mein Herz?

Aber ja, sehr viele sogar.
Die Sache......
so einfach ist es nicht.....und nein ich tue es auch nicht......ich habe das nicht.....Vertrauen. Ich habe es nicht und Punkt. Man kann das Pater noster, das Einmaleins lernen oder was auch immer, aber sein Herz zu öffnen.....ganz zu öffnen kann man nicht.
Wann zum Teufel habe ich den Schlüssel verloren? Ich ...suchen? Wo und bei wem und wann?

Aber ja, es muss sich lohnen. Nein!! Nicht materiell...emotional. Nicht so, dass ich bei jeder Meinungsverschiedenheit als Butter auf mein Brot geschmiert bekomme, als dicker Belag. Mehr Vorwurf als Brot.
Manchmal wünsche ich mir den Menschen, in den ich mich Kopf über verliebe und ich finde plötzlich meinen Herzschlüssel wieder.
Ich schließe meine Herztür auf und ich ziehe mich aus. Nicht meine Kleider, sondern mein ICH. Einfach so ohne Bedenken meine Farben zeigen zu wollen.

Deine Umarmung die mich heute Morgen umhüllte wie ein Seidenkleid aus feinster Seide, darin steckte dein Vertrauen in uns und die Zärtlichkeit deine Liebe umspielte mein Herz. Ich trage heute dieses feine Kleid nur für dich.
Abendrotfarben ist meine Lieblingsfarbe.
Ich hoffe mir wird nicht wieder zu kalt darin und meine Haut zieht sich zusammen.
Heute Morgen legtest dein Ohr an meinen Herzschlag und ich glaubte meinen Herzschlüssel gefunden zu haben.

Und als ich meine Augen öffnete, lagen die Zweifel vor mir ausgebreitet wie eine Picknickdecke.
Aber ja liebe ich dich......
Aber ja ich liebe dich.....aber nicht mehr als alles andere auf der Welt. Wie kann man zu sehr lieben? Ich kann es nicht. Lieben so mit Schlaflosigkeit, mit Leidenschaft, mit Feuer. Ich liebe mit Angst.

Ich habe Angst - ein falsches Wort und ich spüre meine Wut auf dich, wie ich sie in Worten ablade  wie Kies. Das ist keine Liebe.  Und wenn ich meinen Schlüssel finden werde, schenke ich ihn dir.

Cycle: Briefe an die Liebe 3


Heute schreibe ich kein Gedicht, heute schreibe ich keine Metaphern. Heute schreibe ich ein paar Gedanken auf, die mich manchmal keinen Schlaf finden lassen.

Beginnend mit dem Moment der Geburt und bis man sich in den Armen der Natur(oder Gottes)  zu Staub verwandelt, ist das einzige wirkliche Ziel des Menschen - das Bauen.
Einige bauen Straßen, andere Mauern, aber die meisten leben um Träume zu verwirklichen
Hoffen auf ein besseres Morgen als heute. Zusammen bauen wir Leben, und was ist Leben, wenn nicht eine Reihe von Steinen, die wir geduldig, ungeduldig, mit Tränen und Lächeln, immer auf den Punkt gebracht haben wollen. 
Ich sagte vorhin, dass wir alle irgendwie bauen. Aber um bauen zu können, müssen wir einen Weg wählen. Und ja, der Weg ist nicht immer der richtige, oder wenn wir uns dessen bewusst werden, verändern wir ihn, bebauen ihm. Ob die Veränderungen besser oder schlechter sind, bleibt irgendwie Gefühlssache.
Ich kann nicht einmal logisch erklären, wieso ich an dieses alte Haus anbaue? 
Oder war es der Garten hinter dem Haus der mich mit seiner Wildnis nicht mehr fasziniert? Oder um mehr Raum für mich zu haben?
Oft irre ich mich und mache Fehler. Fahrlässige Fehler. Ich habe keine Antworten.
Ich habe Ängste, Urängste und ich zögere und habe berechtigte und auch unberechtigte Zweifel.

Nun, gut: ich baue an. Ich versuche aus dieser Wildnis einen Garten zu gestalten, mit Wegen auf denen man den Garten durchqueren kann.
"Das Alphabet beginnt bei  A wie Alpha und endet bei Z wie Zukunft. Das ist das ganze Alphabet und das solltest du können", sagte Mama immer.
Und ich wandere langsam durch das Alphabet. 

Ich habe deinen Weg gewählt, Liebe. Ohne Vorurteile. Ich fragte ihn nicht, wer er ist, was er getan hat bevor wir uns ineinander verliebten, oder was hat. Von dem Moment an, als wir uns trafen, war es nur wichtig, wie er ist und ob er bereit ist, seine Schultern an die Wand zu lehnen, wenn die Wand des Hauses wackelt, so dass sie stehen bleibt. Es ist nicht einfach, aber nicht unmöglich, weil er nicht alleine bist. Ich lehne mich ebenso an die Wand und helfe ihm mit all meinen Kräften sie zu halten.

Ich denke nicht an Gestern, den das Gestern liegt schon in der Vergangenheit. Und heute muss ich bauen, muss Wege ebnen und Steine legen. Ich fühle, dass du bei mir bist, auch wenn ich dich nicht immer fühle. Nicht nur körperlich sondern mit dem Herzen fühle ich dich immer bei mir.  Und trotz widrigen Wetters, lege ich Steine, ebne den Weg und lege Stein an Stein. 
Manchmal wenn er Zeit hat, hilft er mit und wir kämpfen spielerisch um einen Stein, oder wer schneller ist. Und wir sind mit Herz dabei. Und du bist dabei Liebe.

Doch es gibt Nächte und ich träume davon, dass wenn ich aufwache das Haus und Garten nur ein Trümmerhaufen ... Ich suche dich und suche ihn, aber ich kann dich nicht finden und ihn ebenso nicht. Ich sammle alles was noch wichtig ist, sammle und sammle  und schreie ins Nirgendwo. Der verzweifelte Schrei hat die Form eines tauben Echos wie ein Bumerang, nur um zurückzukommen und zurückzuschlagen. Mit Tränen kann ich nichts aufbauen und meine Arme sind zu weich. Das hatten wir schon einmal. Ich bin mitten in der Vergangenheit der Vergangenheit gefangen, indem ich heute ein unmögliches, unvollkommenes Leben führe.
Dann wache ich auf  und du bist bei mir und er ist bei mir Er hält mich fest. Und du hältst uns beide fest. 
Ich liebe, und all meine Liebe ist auf einen Haufen Samen konzentriert, den ich für dich und für ihn säen möchte. Dann denke ich, was ist wenn....ich nicht einmal einen Schatten mehr habe, dem ich nachlaufen könnte, in der Hoffnung, dass ich hinter meiner Dunkelheit sein Lächeln finde.

Die Gegenwart zeigt mich lebendig in Kraft, aber ich fühle mich manchmal von dem Herzen gefangen, von dem ich gehen möchte. Ich fühle mich etwas gejagt von dem Pech, den richtigen Weg zu finden, oder vielleicht bin ich auf dem richtigen Weg und ich werde gut voranzukommen. Ich werde die Antwort bald finden ...bis zum Z gehen können.

Cycle: Briefe an die Liebe 2


Guten Morgen!

Das glückliche Lächeln eines Augenblicks der Freude ist wie ein Taukranz auf dem fragilen seidenen Faden, eines Spinnennetzes. Wenn man sich vorstellt wie schwer die Welt für diesem Faden ist? Nun ja ... Manchmal ist es so, unsere ganze Welt hängt an diesem fragilen Faden. Manchmal vergesse ich kindlich daran zu glauben, dass  du, Liebe,  die ganze Welt in den Händen tragen kannst, wie Atlas der das Gewicht der Welt auf seinen Schultern trägt.

Ich erinnere mich, im gegenwärtigen Augenblick, an ein Kinderlied, dass ich im Kindergarten rauf und runter gegrölt hatte:
Un éléphant qui se balançait sur une toile, Toile, toile, toile d’araignée, C'était un jeu tellement, tellement amusant Qu’il appela un deuxième éléphant...
Ich ersetze einfach die Leinwand mit einem Spinnennetz. Die vermeinte Fragilität die eingentlich unterschätzt wird
"Eins! Ein Elefant balancierte in einem Spinnennetz Und weil das Netz nicht gerissen ist ist ein weiterer Elefant ist dazugekommen! Zwei! Zwei Elefanten schaukelten in einem ..."
 "Wie kommst du jetzt darauf?" lachst du. Lachst über meinen Gesang? Ich habe keine laute Singstimme, aber ich treffe alle Töne und Zwischentöne. Oder aber lachst du über meine tanzenden Bewegungen. Ich kann zwar nicht wie eine Balerina tanzen, aber immerhin tanze ich nicht wie ein sterbender Schwan. Vielleicht einfach nur so.....aber du kennst doch alle meine Albernheiten.

Das Schwere und die Elefanten bist du meine Liebe. Du machst mich jetzt melancholisch. Ich schwimme jetzt in Melancholie, wie in einem Fluss.
Du hast meine Seele geschält und geöffnet wie eine Orange und das Fruchtfleisch zwischen deinen Fingern zerdrückt, hast daran gesaugt und jeden Tropfen Saft genossen, bis du mich ohne Essenz gelassen hast. Jetzt ist meine Essenz in jedem Atemzug von dir. Du fühlst was ich fühle. Quo vadis?… Wir haben so eine große Verantwortung füreinander. Und einer von uns muss ein Anführer sein und dafür Sorge tragen, dass wir beide glücklich, ausgeglichen und erfüllt sind. Ich bin manchmal schwach und wenn ich im Augenblick den Sinn nicht sehe, kann und will ich nicht kämpfen. Ich habe manchmal keine Ressourcen mehr, weil du mich forderst und aussaugst. Ich bin froh, dass du meine Seele gerettet hast, indem du alles mitgenommen hast. Ich weiß, ich bin bis zum Ende dein. ich werde dich immer in meinem Herzen tragen.
Fühle dich reich, du hast mich, denn so ganz hatte mich noch niemand haben können. Und stell dir vor, ich hätte hier nicht die Oberhand....
 Aber ja, ich will  wissen wo wir gemeinsam angekommen sind. Liebe ich genug? Werde alles tun um das Schwere zu stützen um uns Elefanten im im Spinnennetz zu halten und  werde ich immer lieben. Ich bete darum, dass ich für uns beide die Kraft habe alles Schwere von uns abzuwenden.
Ich habe jetzt Gefühle, die ich herausschreien könnte, damit sie mein Herz nicht mehr so beschweren. Ich habe sie jetzt und nicht Morgen oder übermorgen. Jetzt in diesem Augenlick. 
Ich wünsche dich mit Umarmungen fast zusammenzudrücken und ich vermisse Tränen, die noch nicht einmal Quelle sind und die meine Wangen lieber verbrennensollen, anstatt dass ich sie von dir abzukühlen lassen möchte. Und ich habe dich Liebe in meinem Herzen.Lass mich dich nur nicht lange mit feuchten, traurigen Augen voller Sehnsucht ansehen. 
Ich werde ihn heute Abend so innig wie ich nie geküsst habe.  
Meine Hände werden Nacht für Nacht verrückt nach seinem Körper sein Traum für Traum werde ich ihn träumen. Unser Verlangens ist... es ist unsere Nahrung und Trank.Er wird nicht müde werden und ich werde nicht müde sein. Hungrig und nackt. Verrückt und gesund. Auch eine Art von dir, Liebe. dachte sie weiter. Heute.....Jetzt....Nicht Morgen....Das Leben ist Jetzt.
 Würde der Spiegel des Universums zerbrechen, wenn wir uns nicht mehr lieben würden? Würde der Bodensatz der Welt zerbrechen und würden die Splitter des Endes über uns fliegen Liebe? Ich frage dich nur. 
Ich würde für die erste Sekunde um das Ende bitten, das mich noch näher zu ihm bringen würde. Wir zwei Splitter auf dem Scherbenhaufen der Welt.
Aber ja! Würde ich nicht. Das Leben geht immer weiter, mit und ohne uns. Man weiß nie was Morgen sein wird. Das unbekannte Vielleicht, wie ein bekannter Schriftsteller Francois Rabelais es nannte. Und das ist beängstigend. Und wenn es hart auf hart kommen wird, ich weiß nicht wie unser Zusammenhalt aussehen würde. Die große Unentschlossenheit.
Gut! Von wegen unentschlossen. Ich bin nicht unentschlossen.  Er ist nun mal der Mensch der in drei, vier Worten alles sagen kann. Drei Worte die alles beinalten. Die Welt, das Spinnennetz und die Liebe.

Liebe du.... du bist nicht immer alles.....so sehr man auch liebt. Es gibt immer einen entscheidenden Punkt wo du hängen bleibst......und nicht weiter gehst.....Und an der Schwere scheitert man nicht nur, weil die Kraft ihre Grenzen setzt, sondern weil du an dieser Grenze zerschmetterst und ich mich immer für den scheinbar leichteren Weg entscheide
Du bist nicht unkonditioniert oder bedingungslos und du trägst auch keine pure Logik in dir. Damit der Faden nicht reißt, bedarf es an Elastizität und Beschaffenheit.
Bist du elastisch? Und deine Beschaffenheit, wie ist sie bei mir?

Bis bald!

Manchmal hängt ein Leben am seidenen Faden. Man soll Seide nicht unterschätzen, sie ist stärker als man denkst.
Manchmal gehe ich hin und halte den fragil werdenden Faden, damit er nicht reißt. Manchmal reißt er dennoch.....unaufhaltbar.



Cycle: Briefe an die Liebe 1





Guten Abend!

Ich wollte dir zu sagen, dass ... Eigentlich will ich dir gar nichts sagen.
Ich möchte schweigen. Ich möchte, dass wir beide schweigen und unserem Schweigen zuhören. Lass dies unsere gemeinsamen Momente in dieser der Nacht sein. Die einzigen ... Ein paar Momente, in denen wir nichts sagen und doch zuhören.
Aber es ist Nacht und nur du kannst mich hören, auch wenn ich schweige. Nur du kannst mich verstehen, auch dann wenn ich schweige.

Es ist spät und ich fühle mich leichter ums Herz, wenn ich mit dir - in Gedanken versteht sich - spreche oder hier alles aufschreibe. So verliere mich nicht in den Gedanken die um mich herum kreisen wie ein Bienenschwarm um den Bienenstock.
Es ist still um mich herum ... Ja, ich werde noch lesen, nachdem ich hier mein Journal geschlossen habe.

Aber ja, ich trage meine Laster wie jeder andere Mensch ebenso seine Laster trägt.

Was für eine schöne Nacht, meine Liebe! Und wie viele Träume habe ich mit dir verwoben ... Ich denke an die ungeträumten und an die ich vergessen habe zu träumen. Was wäre aus ihnen geworden, hatte ich sie alle geträumt.....
Wäre mein Leben anders verlaufen? Ich denke an meine Fehler dich ich gemacht habe. An die absichtlichen. Nicht an die unbewussten und nicht an die eingeschlichenen, als ich meinem Herzen nicht folgte, weil der Alltag meine Rationalität herausforderte. Nur an die Absichtlichen.

Du kannst manchmal verdammt schmerzhaft sein, egoistisch und eifersüchtig. Und manchmal bist du unerträglich. Nachts bist du manchmal schwerer zu ertragen, als tagsüber im Alltag.
Ich höre nicht auf dich und zu wehrst dich in dem du mich mit Herzrasen bescherst weil meine Gedanken durchwirbelst. Du suchst und wühlst und hinterfragst. Du bist geizig. Du lässt dich nicht verschenken. Und wenn dann nur portionsweise unter Vorbehalt. Bedingungslos gibst du nicht viel ab. Unkonditionierte Liebe teilt man nicht, sagst du.

Aber ja, du hast ja zu oft recht. Unkonditioniert wird man verletzlich, verliert man sich.
Aber Liebe, ist nicht gerade das was mich ausmacht? Unkonditioniert zu lieben?
Wäre man nicht nur auf dem Sprung zu gehen, so als würde man irgendwo zu Gast sein und irgendwann würde man vom Stuhl aufstehen und aufbrechen und nach Hause gehen?

Ich trinke einen Tee in der Stille der Nacht. Ich schreibe und du liest mich immer. Du diktierst mir was ich von nun an schreiben darf und was nicht.
Würde ich rauchen würde ich sagen, ich zünde die letzte Zigarette an und teile sie mit dir. Aber ich rauche nicht. Ich würde sogar ein Glas Wein mit dir trinken, aber ich trinke gar keinen Wein. Ich halte nichts von Ausnahmen, also mache ich keinerlei davon.

"Na dann trinke einen Tee, oder einen heißen Kakao." flüsterst hörbar nur für mich. Aber ja, Kakao werde ich auf dein Wohl trinken. Ich liebe heiße Schokolade mit Milchschaum oder Sahnehäubchen. Ich liebe Zugaben. Du weißt dass ich immer etwas mehr von dir abgebe, wenn ich liebe.

Ich muss dir etwas aufschreiben:
Ich brauchte einen fairen Anteil, für die Schmerzen die man mir zufügte, während ich dich einmal verschenkte.

Also nahm ich einen Teil von dir verschenkte ihn ganz an jemanden.
"Mach das ja nicht!"schriest du mich an und zogst an meinen Herzwänden. Ich überredete dich zu diesem fiesen Spiel.
Also teilte ich mit ihm meine Lügen und ließ mir meine Wahrheiten. Schmerzhaft, aber sie zu gehören mir. Die Lügen hatten einen Hauch von Süße, der es dir leichter machte, dich Stück für Stück zu verschenken.

Sie verließen mich bei Sonnenaufgang und kamen bei Sonnenuntergang. Weil ich Sonnenuntergänge liebe, hätte ich sie weglassen müssen. Sie nicht einmal in mein Herz lassen dürfen. Die verdammten Lügen.
Die Wahrheiten sind manchmal bitter. Und die Bitterkeit wollte ich mit dir nicht teilen.

Was hätte ich teilen sollen?
Dass ich ihn nicht lieben darf, dass es nie mehr zwischen uns werden darf als ein Spiel - eine Rache an jemanden der sich mit mir ein Spiel erlaubte? Hätte ich das sagen müssen? Aber ja.
Ich wollte kein Gesicht haben, ich wollte ihn nicht lieben, ich wollte ihn niemals vermissen. Ich wollte nicht dass aus dem verlogenen Spiel Liebe wird. Du hast dich ihm hingegeben Liebe.
Ich wollte es urplötzlich gar nicht mehr. Und es wurde alles. Liebe, Enttäuschung, Schmerz......
Aus einer Lüge wurde Liebe - ich hasse mich dafür. Für das Unsinnige und Verlogene. Für das Spiel, bei dem du mitgespielt hast.
Und es war nicht genug.
Du lachtest bedingungslos jemand anderen an. Aber bei dem wurdest du ernst.
Meinen besten Freund hast du angelacht. Jahrelang waren wir gute Kollegen und gute Freunde. Dann setztest mir deine Romanze ins Herz. "Wenn aus Freundschaft Liebe wird."
Und plötzlich hast dich in ihm verbreitet und ihn in mir.

Liebe ist......ich liebe also bin ich......

Und ich wehrte mich nicht gegen dich und deinem Zauber.
Du führtest uns durch alle schweren Tage, durch Trauer und Alltag, durch Schwierigkeiten.

Mit unsichtbaren Händen nahmst uns an der Hand, legtest meine in seine, oder meine auf seine.
Und wie einen Mantel hast du dich um uns gelegt und botest uns deinen Schutz an. Wie ein Flügel der sich beschützend um die Kücken legt.
Ich liebe deine Flügel, weißt du das?
Und ich liebe diesen Menschen den du für mich ausgesucht hast.

Ich schreibe Liebesgedichte nicht für dich, nicht für ihn, sondern für mich.

So meine Liebe, jetzt verabschiede ich mich zum Schlafen und du wachst über mich, weil du meine Gefährtin bist.

Ich teile dich immer noch nicht unkonditioniert......so bin ich.....Morgen teile ich dich als Sahnebonbon .... und man wird sich wundern...

"Wieso so stürmisch heute?" wird man mich bestimmt fragen. Und schon ziehe ich mich zurück, samt dir.

Gute Nacht dir

Lebensinnenfutter


Ich habe einen Lieblings-Lippenstift. Rosé. Einen blassaltrosa Lippgloss. Ich habe ihn neulich gesucht und meinen ganzen Rucksack durchwühlt. Ich fand ihn nicht. Das ist einfach mein Lieblingslippenstift, auch wenn ich ihn ganz selten benutze, so habe ich ihn immer im Rucksack. Ein bisschen Farbe schadet ja nie, wenn man einen Termin wahrnehmen muss. Handys, Moleskine, Schlüssel, Kopfhörer, Schreibzeug, Taschentücher, Servietten, - alles Mögliche ist auffindbar, nur der Lippenstift nicht. 
Vielleicht habe ich hin zu Hause vergessen, ....... vielleicht habe ich ihn rausgelegt als ich den Rucksack aufgeräumt habe. Vielleicht sollte ich mir auch einen neuen Lippenstift kaufen, denn der ist bestimmt schon älter als fünf Jahre und bestimmt schon etwas aus der Mode. Egal. Meine Lieblingsfarbe und mein Lieblingslippenstift und Lippgloss in einem. 
Dann habe ich den Rucksack erneut durchwühlt. Schlüssel, Handys, Kopfhörer, Moleskine usw. Aaaah sieh mal einer an!.... Das seidene Futter des dunkelbraunen Lederrucksackes hatte ein kleines Loch. Betimmst schon 6-7 Jahre alt. Ja nein, er darf nicht kaputt gehen. Wieso habe ich das Loch noch nicht entdeckt? Ich brauche ihn noch!!! Ich brauche ihn immer!! Ah, was für eine Freude - und der Lippenstift, oh - mein Lieblingsstift. 

Es wäre gut wenn es im Leben auch so ein Innenfutter geben würde, wo man das eine oder andere Verlorengeglaubte wieder findet.... wenn man es nicht erwartest oder wenn man näher hinsieht.. Wie schön es wäre ein Lebensfutter zu haben.......das Wissen, dass nicht alles im Leben endgültig verloren ist.

L’heure du loup - die Stunde des Wolfes

L’heure du loup - die Stunde des Wolfes ist die Zeit kurz vor dem Morgenstern, das Intervall in dem die Nacht, dem Tag weicht, kurz bevor die Sonne aufgeht. Die Zeit in der sich angeblich viele Sterbende verabschieden. Die Zeit in der die meisten Unfälle passieren, die Zeit in der unser Schlaf am tiefsten ist und in der wir träumen und alpträumen. Wer Nachtdienst weiß, dass die Konzentration zwischen 3:00 Uhr - 5:00 Uhr sinkt, weil der Blutdruck und die Körpertemperatur niedrig werden, da der Stoffwechsel sich eigentlich im Schlafmodus befinden sollte.
Für Schlaflose ist die Wolfsstunde eine quälende Zeit. Das Fühlen und die Emotionen sind am intensivesten, die Gedanken tiefgründiger. Ich erlebe die Wolfsstunde eher selten, aber wenn der Wolf nach mir schnappt, dann schnappt er heftig zu. Ich habe keine guten Gedanken, meine Emotionen lösen Herzrasen aus und ich habe keine Worte und keine Farben, um dieses - ich nenne es Angst - Gefühl zu beschreiben.
Meistens verscheucht der Handywecker den Wolf, oder ich stehe auf. Der Schatten den der Wolf hinterlässt hüllt mich noch ein paar Minuten ein. Espresso verscheucht den Wolf. Nach dem ersten, wirft er noch etwas Schatten, aber beim zweiten Espresso rennt er weg. Und wenn  alle noch im Tiefschlaf oder in den Träumen liegen, habe ich meine kreative Wolfsstunde.
Meistens schreibe ich und höre dazu Radio. Tout est poésie. Draußen auf der Fensterbank ruht eine Amsel vom ersten Morgenflug aus. Und wenn ich traurig bin fängt sie an zu singen. Leicht und berauschend wie dein Morgenlachen. Sie sitzt da, als würde sie ihre Flügel ablegen und mich beschwören: "Streife das Kleid der Melancholie ab und singe mit mir."
Nous avions tout aimé, tout aimé l’un de l’autre. Je te cherche et t’attends, je suis les battements de nos cœurs qui s’appellent répétant en échos comme en morse des mots.

Vergessene Flügel

 Flügel können manchmal vergessen werden, wenn die Traurigkeit einer Person tiefgreifend wird. In der Tat so tiefgreifend, dass sie vergessen können, wie man fliegt.

Und es ist eine Herausforderung Menschen die man liebt, ständig daran zu erinnern, dass sie wunderschöne, farbenreiche Flügel haben, sie müssen sie nur ausbreiten und damit fliegen.
Man hofft für den Menschen den man liebt, dass mit der Zeit, all die Traurigkeit wie ein Gewitter am Himmel sich legt, dass all diese Tränen herausfließen und wie Regentropfen ins Meer fallen und ab und zu einen kristallinen Schimmer erzeugen, dass Wellen der Freunde Muscheln und Treibholz an Land spülen. Dass die Wellen auf Sand ein karamellfarbenenes Meisterwerk aus Muscheln und Treibholz bauen.
Man hofft man kann Menschen die man liebt, zeigen dass es einen Sternenhimmel gibt und Sternschnuppen immer das Glück in sich tragen, damit er Leben in seinem Herzen fühlt.
Und während man auf ihren Schmerz hört und sanft ihre zerlumpten Herzen heilt, gibt es diesen Moment der Magie, wenn sie sich an ihre Flügeln erinnern, damit sie nicht länger gebrochen und geerdet sind.
Man hofft und wartet geduldig auf diesen Moment, wenn die Menschen den man liebt sich an ihre Flügel erinnern.
Und man möchte kein einziges Mal davon träumen einfach selbst wegzufliegen, weil es zu viel wird. Es kann zu viel werden.
Wenn Liebe nicht endlich sein darf, sollte man an der Seite der Menschen den man liebt bleiben, damit man sie in diesen schwierigen Momenten an all die schönen Farben und kostbaren Lieder erinnern können kann, die im Herzen sind.


 

©Émilia

Das Manuscript


Jedes Mal, wenn ich einen Kapitel als Manuskript fertig geschrieben, habe ich ein schreckliches Gefühl der Einsamkeit. Als ob alle mir alle Worte aus meinem Herzen weggelaufen wären und das Licht hinter ihnen das Licht ausschalten würden.

Dann sitze ich da, unfähig das Geschriebene noch einmal durchzulesen, dach Formulierungsfertigkeiten oder nach Tippfehlern zu suchen. Ich lasse es im Rohzustand, bis ich mich gefangen oder Zeit habe es zu verbessern. Die Art von Schreiben das niemals fertig wird, denn wann immer ich das Verfasste noch einmal durchlese, repariere ich immer noch an der einen oder anderen Formulierung bis ich einen Punkt hinter der Seite setze bis sich ein Kapitel wie ein Hemd mit dem letzten Knopf schließt.

Ein fertiges Kapitel aus dem Manuskript hinterlässt mich wie ein trockener Schwamm.

Manchmal suche ich nach Synonymen für das eine oder ander Wort oder kreiere ein Wort für.....Farben, Gefühl, Gedanke.

Muss noch daran einiges verbessern!

excerptum


Wettervorhersage

 
Am Ende einer Liebe 
schließt sich das Leben
wie ein Regenschirm,
nis zum nächsten
Liebesregen

Die Sandfrau  wurde um ein weiteres Kapitel ergänzt.