Nebenwirkungen II

 Am Freitag wurde ich geimpft(siehe Nebenwirkungen I). Am Samstag fühlte ich mich, wenn ich von den bisschen Schmerzen im Arm absehe, gut. Gegen Abend wurde ich von einem Augenblick zum nächsten müde und schläfrig. Ich machte Zoé und Nils bettfertig. Während er  frisch gebadet seelenruhig und  leicht schläfrig sein Fläschchen mit Milch austrank und Zoé ihre Kuscheltiere im Bettchen aufreihte gutenachtküsste und zudeckte, fielen mir fast die Augen zu. 

Lars hatte Bereitschaftsdienst im Krankenhaus. Obwohl er mich immer wieder anrief oder mir schrieb wie es mir ging, wollte ich ihn nicht beunruhigen. Er braucht Konzentration und ruhige Häde im OP. Da beunruhigt man niemand. Mir ging es auch nicht übermäßig schlecht.

Tatsächlich schlief ich, nachdem die Kinder im Bett waren und ich das Bad aufgeräumt hatte, Babyfläschchen sterilisierte, wie ein Murmeltier ein und war nach einer Stunde wieder putzmunter. Ich war schlaflos. Ich las, sah fern, streamte eine Serie und sah 2 Folgen davon und schlief gegen 04:00 Uhr ein  Ich wachte mit rasenden Kopfschmerzen auf und ich fühlte mich so, als hätte ich die Nacht durchgefeiert und etwas gesoffen. Ich trinke keinen Alkohol und war auch nie im Leben besoffen, damit ich wissen kann wie es sich körperlich anfühlt. Aber ich schwankte etwas, ich war unkonzentriert, gereizt und wirklich alles wurde mir zu viel, als würde ich eine Tonne Schwerlast hieven und lange festhalten müssen.

Wir saßen am Frühstückstisch und Lars erzählte von seiner Nachtschicht. Ich hörte ihn als wäre er ein ganzes Stück von mir enfernt. Konzentriert höre ich ihm zu, antwortete auch gezielt und konnte ihm folgen. Aber ich hörte ihn wie durch einen Kopfhörer.

Er lachte, weil ich immer wieder "nochmal bitte!" bat, und er sich wiederholen musste. Er dachte ich spiele mit ihm.

Und dann wollte ich Milch für Schaum in der Mikrowelle aufwärmen und sah ein paar Punkte. Jemand musste am Essen aufgewärmt  haben und die paar Punkte nicht weggewischt haben. 

Es machte mich wahnsinnig die "dreckige" Mikrowelle zu sehen. Die drei oder vier Punkte tanzten vor meinen Augen. "Könnt ihr nichts sauber halten? Alles sieht aus hier wie im Schweinestall!" Ich schrie in die Runde am Esstisch.

"Setz dich hin, ich mach das nach dem Frühstück sauber." sagte Lars erstaunt. Meine Impulsivität ist ihm nicht neu, aber Aggression schon. "Ich bin jetzt da. Du ruhst dich heute aus."

Ich möchte nicht wissen wie entgeistert und bescheuert ich ihn die Runde gesehen habe, aber seine ruhige, liebevolle Stimme holte mich wieder auf den Boden. 

"Ist der Mist eine Nebenwirkung? Ich kenne mich selbst nicht mehr. Mir ist alles zu viel. Ich habe eine Müdigkeit bis in die Knochen? fragte ich Lars.

"Mag sein. Ich fühle mich auch komisch und habe etwas Kopfschmerzen." er war etwas verunsichert. Er wurde zwei Tage früher geimpft als ich. Er hatte sich nur 10 Minuten vor mir zum Impfen online angemeldet.

Nachdem ich aber trotzdem die Sonntagssuppe auf den Herd gebracht habe und das Fleisch für den Grill für Rene hingestellt habe, machte ich mich an die Salate ran. Ich war wirklich kraftlos das Gemüse zu schneiden. Ich schneide es gerne selbt, obwohl ich eine Küchenmaschine habe. Für mich ist Manufaktur etwas besonderes. Einbildung oder Tatsache: es schmeckt viel besser, da die Kräuter frischer bleiben.  Und als das Essen dann auf dem Tisch stand hatte ich keinen Hunger. Ich aß mit, damit Zoé mich nicht imitiert und auch nicht essen mag. Danach hatte ich eine leichte Übelkeit die mich schwächte. Am Abend ging es mir besser. Ich konnte auch durchschlafen.

Am Montag Morgen ging es mir dann gut. Ich fühlte mich nur noch etwas kraftlos, wie nach einer überstandenen Grippe.

René hätte sich nach der Impfung erneut in die Arbeit gestürzt, damit er keinen Verlust hat und gegen die Kopfschmerzen Paracetamol genommen. "Augen zu und durch."  Essen konnte er wie ein Scheunendrescher. 


Leo

Eines Morgens im Juni stand er da. Löwenfarben, keine Löwenmähne, aber zottelig, groß, riesig für ein 10 jähriges Mädchen. Er sah mich an, ich starrte ihn an. Er blieb stehen weil er stehen bleiben wollte und ich blieb stehen, weil ich vor Angst wie gelähmt war . Bis in die Gedanken lähmte mich die Angst vor ihm.

Dann rannte er hinter den Geräteschuppen und ich rannte ins Haus.

"Ein großer Hund ist draußen" stammelte ich.

Opa erhob sich vom Frühstückstisch und rannte nach draußen den Hund suchen. Oma beruhigte mich, dass nicht alle Hunde beißen. "Wenn er dich beissen wollte, hätte er dich gebissen. Also musst du keine Angst haben, dann tut er dir nichts.

Opa fand Leo hinter der Scheune liegen und keuchen. Er näherte sich vorsichtig und sah eine blutende Wunde am Hinterlauf. Eine Galsscherbe einfach so aus dem Pfotenballen zu ziehen ist gefährlich, meinte Maman und rief den Tierarzt.

Sie erreichte den alternden etwas schrulligen Assistenten. Er kam mit seinem Mofa angerast. 

Maman und der Assistent entfernten das Glas aus der Pfote, legten einen dicken Verband an. 

Leo war eine Hündin. 

Trotzdem blieben wir dabei und nannten sie Leo. Die löwenfarbene zottelige Leo fraß uns aus der Hand, leckte uns das Gesicht ab (was Oma wütend machte).

Leo muss zum Tierarzt.Aber Leo gehörte uns nicht. Sie gehörte niemanden im Umkreis, da niemand auf die angebrachten Suchzettel antwortete. Ein Hundekissen, ein paar Näpfe und eine Leine für alle Fälle musste her. Und Spielzeug bettelten Fabian und ich. Also ein paar Bälle unterschiedlicher Größe für den Hund lagen im Korb.

Leo musste untersucht werden, sonst dürfen wir mit ihm nicht mehr spielen.

Der Tierárzt machte einen Hausbesuch, da er immer Kaffee und Kuchen und Trinkgeld bekam und untersuchte Leo.

Die Wunde heilte gut, aber Leo hatte einen dicken Bauch. 

"Ihr kriegt demnächst Nachwuchs!" sagte er und außer er uns wir Kinder, war niemand hocherfreut.

Nach ein paar Tagen, lag Oma's Geschirrtuch im Hundekorb und  ein paar Wäschestücke von Leine. Oma schimpfte und stellte fest, dass Leo "nestelte". 

"Weg da, das ist nichts für Kinder," scheuchte uns Oma weg. Pustekuchen! Wir fanden unsere Loge auf der Terasse und waren so still, damit man uns nicht noch einmal verjagt.

Als der erste Welpe geboren wurde, waren wir dabei. Er war riesig und hatte dunkelgraues Fell. Genau so zottelig wie Leo. 

Ein Welpe konnte gerettet werden. Alle anderen 6 waren schon tot und Leo musste operiert werden um alle Welpen zu entfernen zu können.

"Wieso muss der kleine Welpe mit?" schriehen wir und weinten herzzerreissend. Wir wollten ihn nicht hergeben.

Leo und der Welpe fuhren mit dem Tierarzt, Maman und Opa in seine Praxis.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen Opa und Maman mit Leo und dem Welpen zurück.

Wir waren wunschlos glücklich. Nur der Welpe machte überall Pipi und sein Geschäft. Opa schlüpfte in seinen  Gartenschlappen und schrie auf. Pipi rinnte aus dem Schlappen und wir lachten uns schlapp.

"Baschtiiiii! Der Teufel soll dich holen!" schrie Opa.

Basti nannten wir den Hund. Der Tierarzt hieß Sebastien und er war genau so witzig und tapsig wie der Hund.

Und wir hatten unsere Freude mit Basti, da der sich nicht erziehen ließ. zwar wurde er stubenrein, aber draußen war sein Revier und er buddelte Blumen und Gemüse aus, war eher am Hühnerstall um seine Eierspeise abzuholen als wir und wollte alles killen was fiepte. Küken und Entchen und knabberte unsere Gartenschuhe, unser Spielzeug und Kabeln an. Er wurde noch größer als Leo und noch zotteliger

Leo war die schönste und beste Freundin, Löwin und Hundedame und die wir hatten. Und Basti war lustig und mit fortschreitenedem Alter wurde er richtig anhänglich. Wenn er mich begrüßte stellte er sich auf die Hinterbeine und er war größer als ich. 




Dialog

- Oh, Guten Morgen? Lächelst du?
- Guten Morgen. Aber ja, wie immer bei dir.
- Rein mit dir in die warme Höhle. Sonst erkältest du wieder.
- Dunkel ist es hier? Aber schön warm.
- Das Licht ist aber an, gedimmt sonst geht es ins Auge, wie du weißt.
- Hat deine OP keinen Fortschritt gemacht?
- Nur einen Schritt. Ich sehe dich etwas besser.
- Was siehst du?
- Wie immer alles. Du lächelst, aber ich habe ein Ohr für dich.
- Du hast einige grauen Haare.
- Du nicht?
- Nein. Wenn ich Mamans Haare habe, dauert es etwas länger. Als sie ging hatte sie kein einziges.
- Ärgert dich niemand?
- Hahahaha. Alle. Und we ärgert dich?
- Niemand....das ist es.
- Sieh dir das an? 
- Bist du wahnsinnig? Wieso warst nicht  damit bei deinem Hausarzt oder bei uns?
- So schlimm? Tut höllisch weh. Gestolpert bin ich... die Wurzel...du weißt ...das Biest...,,
- Essigbaum? Blüht schön und ist nicht giftig.
- Nicht giftig?
- Nein, aber du kannst sie auch nicht verputzen....Wegwerfen. Hast probiert? Du Arschloch...
- Nein habe ich nicht... wollte das Biest ausgraben....
- Und wieso sieht das so schlimm aus?
- Vereitert?
- Du Idiot, ja und wie! ich fahre dich in die Praxis und jemand kümmert sich um dich. Du bist hilflos geworden. Du einsiedler du!
-Strubbelhexe, sie nach meiner lieben Mama. Komm sie hat dich lieber als mich.
.-Miiiii Maidle......dass du mich wieder bsuachscht! 
- Solltest du nicht mal aus dem Nest? 
- Kann kaum stehen. Wenn ich falle, sieht er mich nicht gleich.
- Immer schön festhalten. Überall kannst dich festhalten.
- Machst Hausbesuch bei mir?
- Nein. nur wenn du verletzt bist.
- Bin ich. Der Junge hört nicht auf mich. Ich sag schon nichts mehr. Ist es Depression?
- Mal sehen wie sich das entwickelt. Vielelicht etwas Traurigkeit?
- Er und traurig? Hat er einen Grund? Er hat doch alles. Er hat hier doch alles was er will. Er soll sich zusammenreißen und hier mal aufräumen. So viel sieht er.
- Er war nie ein Landwirt.
- Er sieht. Er hat bücher, er sieht fern, hört Musik und bringt mir die ganzen Blumen aus dem Garten ins Haus und schmeißt sie weg wenn das Wasser in der Vase stinkt. Hau ihm über die Ohren, wie du mit deinen Brüdern raufen wolltest. er hört auf dich. Wieso hat er dich nie geheiratet?
- Wir waren nie ineinander verliebt
- Er schon.
- Er ist wie meine Brüder.
- Oh das seid ihr unzertrennlich. 
- Sind Geschwister nicht unzertrennlich?
- Er hat ja dich als Schwester und René als Bruder.
- Niemand ist allein. Ich habe dich auch als Mama. vergiss das nicht.
- Hat sie über mich hergezogen
- Wie immer. reiß dich zusammen. Du hast wirklich alles hier. Und du hast Geschwister du Schafskopf.
- Hahaha, wer ist ein Schäfchen? Ich nenne dich Schäfchen.
- Steig ein ich fahre dich in die Praxis und zurück
- Ich kann mich noch gut machen als Landwirt?
- Wieso denn nicht?
- Für wen?-´
- Für dich. Wieso mancht man etwas nur für andere und nie für sich selbst? Es muss niemand da sein, um etwas zu tun. Du verdienst auch gut Geld mit deiner Arbeit, aber du bist ein Landmensch. Kannst es kombinieren.
- Für wen
- Für dich! Nur für dich. Du bist schön angezogen, hast die Farben aufeinander abgestimmt, also siehst mehr als vorher.
- Ich sehe besser.
- Reiß dich zusammen. Ich brauche einen Bruder wie dich. 
- Kannst mit Lars nicht reden?
- Seit wann redet man mit dem Mann den man liebt über alles?
-Tut man nicht?
- Nein. Du weißt schon.....jammern geht nicht.....Konkurrenz schläft nie....
- Du hast keine Konkurrenz..... Lars vergöttert dich.... 
- Noch.....Menschen ändern sich....ich......er.....du auch.... alle ändern sich....
- Angst?
- Immer! Es geht nicht um ihn. Es geht um die Mädels. Sie wachsen größer. 
- Solltest du nicht....sie wissen wer sie lieb hat...
- Und wenn sie zu ihrer Mutter wollen?
- Du solltest keine Angst haben. Angsthase. Sie bleiben hier. Sie lieben dich. Wenn ich Noelle sehe, sehe ich dich als du klein warst. Fabienne hat die liebe Art von Fabian. Es war immer mein bester Kumpel. René ist eher kühler.
- Um ihn habe ich auch Angst? Er ist ein Einzelgänger wie du.
- Ich bin keiner. Die Frauen mögen keinen Mann der nicht alles sieht.
- Ausrede. 
- Keine. Du hast Angst vor Menschen. Ich nicht. 
- Scheiße ja. 
- Lars ist OK.
- Ja ist er.
- Und er kann nichts an deiner Angst ändern?
- Nein.
- Ich kann es auch nicht?
- Nein, aber ich rede mit dir darüber.
- Mit ihm nicht?
- Nein. 
- Wie soll er dich dann verstehen können?
- Wie soll ich ihm es erklären wovor ich alles Angst habe?
-Wovor hast du denn Angst? Du hattest nie Angst. 
- Doch habe ich: vor großen Hunden, vor Besoffenen, vor Cholerikern und allem was sich meiner Kontrolle entzieht. Alles was ich nicht voraussehen kann, alles worüber ich nicht weiß wie es weiter geht.
- Das ist nichts viel. kauf dir einen größeren Hund als dein Bobby, bei Cholerikern schrei zurück. Du kannst wirklich gut austeilen. Und was du nicht klar siehst, finde es heraus. Suche nach Antworten. Und wer weiß schon wie was weiter geht? Niemand.
- Hm. Bleibst du hier? Oder verklaufst du alles wer dir mehr dafür bietet, so ein Ferienhobbygärtner oder so ähnlich, der alles verkommen lässt, Tiere hält und die Nachbarn sollen sich darum kümmern und ziehst in die Stadt?
- Habe es nicht vor. 
- Ernsthaft?
- Aber ja.
- Du bist mein Freund....
-Weiss ich doch, deshalb rede ich mit dir.






Lavendelfarben


Ein Hauch von Lavendel

berührt die Sinne, das Herz,

mit Sehnsucht vollen lavendelfarbenen Flügeln.

Der Tag

ist sehnsuchtgefüllt

Am Morgen hoffnungsvoll lavendelblaugrün,

am Abend voll mit Liebe und Sehnsucht voll

und Vemissen.....






Apfelkern

Ich lebte mitten in einem Apfelkernhaus
und versteckte mich oft in der hinteren Kammer.
Im Sommer schrieb ich lange Gedichte für Niemand,
im Winter hörte ich das Winderlied des Winterwindes
und dachte an den Frühling, an die Apfelblüte in meinem Ich.
und schloss meine Augenlider für einen Traum.
Unter meinen Augenlidern zogen Tage und Nächte vorbei.
Ich liebte noch nicht.
An regnerischen Tagen versuchte ich mich 
an einige subtilere Dinge zu erinnern,
wie die Zusammensetzung des Universums
oder der Zustand des ersten Prinzips.

Ich versuchte mich an den ersten Regen, 
an die erste blühende Kastanie 
und an den ersten Gedanken an die Liebe zu erinnern
als die Abendrotsonne ihre Strahlen sandte
tief durch die Apfelschale auf meine 
durch Schlaf und Warten fragil gewordene Haut.
Ich dachte an den Apfelbaum
mein einziges Bildnis vom Sublimen.
Dann fiel ich auf die Knie,
dort im duftenden, roten Kern
und sah die Hand desjenigen, der in den Apfel biss.
Ich will nie mehr ein Kern sein
in einem Apfel.


©Émilia


Wie kommt es, dass wie nie wissen was wir wollen, bis wir es finden?

 Ich war schon lange nicht am Meer. Es wird mich bestimmt vermissen, wie ich es vermisse. Es fühlt sich bestimmt einsam. Und wenn ich es besuchen werde, wird es sich mir langsam nähern, meine Füße umspielen, und mit Tränenwellen in den Augen, mir erzählen wie einsam es ist ohne Menschen am Sandstrand und ohne mich an den Klippen. 
Keine Fußspuren im weichen Sand, keine PET Flaschen schwimmen voerloren umher.
Ungesammelte Muscheln und Algen hängen an seinen Wangen und nach jedem Säufzer sucht der Wind nach Sandherzen und Sandburgruinen aus anderen Zeiten. In den Klippen sucht er nach versteckten  Liebesbriefen und  ......was here....Spuren von Menschen die andere wissen ließen, dass sie hier waren.
Ich war auch hier und habe Möwen beobachtet. Flügel die von Himmel und Blau erzählten, Gedanken über Himmel und Meer losließen, dem Wind übergaben  Stille und Gelassenheit über den Augenblick verbreiteten. Ein Erschaudern, wenn die schäumende Welle das Ufer berührte, sich kräuselte wie feine Seide und brach. Die erhabene Stille danach wie ein Ende vom Lied das im Herzen noch nachklang, ein leises Murmeln für sich selbst.
Wer lauscht die Musik der schlaflosen Grillen, wer versteckt Muscheln im Sand und wer erschaudert beim Wellenbrechen?
Wie die Zeit sorglos zwischen zwei Erinnerungen vergeht, nur die Sehnsucht wächst schmerzhaft weiter. 
"Wie kommt es, dass wie nie wissen was wir wollen, bis wir es finden?"

Ich werde meine Arme lang und weit ausstrecken, werde es umarmen und werde ihm zuflüstern.... es hat sich viel verändert hier bei dir....und ich habe mich auch verändert...

Irgendwer bringt die Saiten einer Gitarre zum Klingen.......ich kenne das Lied......und ich singe so leise, gebe mich mit meiner Stimme der wunderschönen Begleitmusik hin , dass niemand mir zuhören kann. Die Nacktheit meines Ichs, eingehüllt und so viel Sehnsucht und Liebe in der Stimme gefesselt und keine Angst. Ich singe entfesselt .....




Innere Rückzüge

 Ob ich davor welche hatte? So weit kann ich mich nicht zurückerinnern. Mama erzählte immer, dass ich als Baby schon sehr fremdelte. ch schrie wenn mich jemand außer Maman, mein Vater oder meine Brüder in die Arme nehmen wollte. Wenn sie mit uns in den Urlaub fuhren, konnte ich nicht einschlafen, weil es nicht mein Bett war. 
Als wir  dann zu Oma und Opa zogen, daran erinnere ich mich sehr gut, war alles neu für mich. Nicht nur die alltägliche Sprache, die meine Sprache immer mehr ersetzte, war ungewohnt, obwohl wir ja zweisprachig aufwuchsen, und ich die Sprache kannte. Die ganze Umgebung war ungewohnt. So viele Bäume und Felder und Zäune. Es war November, Morgennebel und es nieselte. Die Erwachsenen führten ernste Gespräche, aber sie lachten auch. Wir Kinder mussten mit dem neuen Spielzeug spielen, das für uns gekauft wurde. ich freute mich nicht darauf, sondern ich wollte wissen was es so viel zu bereden gab und wir Kinder nicht zuhören durften.
Oma konnte erstklassig hochen und Opa hatte so viele Witze für uns, trotzdem gewöhnte ich mich erst nach Monaten an sie, an das Haus, an den Garten mit vielen Bäumen. Ich wollte so oft wie möglich allein sein. Ab und zu schlich ich mich in Oma und Opa's Zimmer und sah mich um. Opa schien viel zu lesen. Dann entdeckte ich ein altes Kirchenbuchin gothischer Schrift.
Ich konnte die Schrift nicht lesen.
Mit dem Buch in der Hand verließ ich das Zimmer und rannte zu Maman, um zu fragen welche Sprache das sei.
Oma und Opa sahen sich gegenseitig an und Maman erklärte mir kurz die Altdeutsche Schrift.
"Ich kann dir sie beibringen. Lesen und schreiben, wenn du magst!" sagte Opa stolz lächelnd.
"Aber richtig!" scherzte Oma. Doch es klang sehr ernst.
Obwohl das Buch schon damals sehr zerfleddert war, durfte ich nicht reinkritzeln. Tat ich aber doch. 
Ich lernte Gothisch und war so stolz darauf. Leider konnte niemand damit etwas anfangen, also war es mit dem Stolzsein auch schnell vorbei.
Oma schwörte darauf, dass sie und Opa wieder zueinander fanden weil, sie das Buch immer im "Rocksackel" hatte. 
Wie auch immer mein innerer Rückzug verhalf mir Gothisch zu lernen. Und da sie mir nicht helfen konnten mit linker Hand zu schreiben, schreibe ich mit der rechten Hand. Ich schreiben mit beiden Händen. 

Ich war so artig und leise, damit niemand schreit oder sich streitet. Ich gewöhnte mich sehr langsam an Oma und Opa und an ihre spontananen Zankereien die so voll mit Liebe waren, auch wenn sie wütend aufeinander waren. Du alter Bock, du Flederhex, Chaib(eine Art Teufel). und wenn Oma ihre Fürze abließ schimpfte er, weil er das unausstehlich fand: "Der Teufel soll dein Arsch hole" und wir Kinder lachten. Ich lachte bevor Opa in Zeitlupe den Kopf zu ihr drehte und schimpfte. Ich wusste was kommt. 
Opa hatte geschlossene TBC und obwohl er nicht ansteckend war und nie wurde, tat er alles, damit die Krankheit nicht erneut ausbricht. Nur das Rauchern ließ er nie. Er rauchte nie im Haus, nie nur vor der Tür sondern nur draußen im Garten und hinter dem Haus.
Eines Morgens fuhr er in den Nachbarsort zum Lieblingsimker Honig, Waben und Honigwaffeln und Bonbons zu kaufen. Als er seinen Henkelkorb in die Küche brachte um auszupacken, fiel im ein 500g Honigglas auf den steingefliesten Boden in der Küche und zerbrach. Die goldene Flüssigkeit verbreitete sich langsam auf dem Boden wie ein Goldsee.
Oma schrie Opa an, schimpfte und fluchte die ganze Zeit mit ihm, während beide bemüht waren den Goldsee mit alten Putztüchern auf die Kehrschaufel zu bekommen und im Dreckeimer, wie Oma den Mülleimer nannte, zu entsorgen. Opa wischte den honigverklebten Boden sauber, als Oma erneut schrie:
"Gib her, ich mach das schon, du zitterst wie ein Lauffrosch." und riss ihm den Schrubber aus der Hand.
Opa legte sich auf den Chaise lounge in der Ecke und war ganz still. ich weinte und wurde auf Oma wütend und schrie was sie mit Opa getan hätte.
Oma sah mich an und legte ihr Putzzeug zur Seite.
"Opa ist stark erkältet und ich bin ihm nicht böse, nur der Dreck geht so schwer wegzumachen. Dann ging sie mit mir zu Opa und küsste ihn geräuschvoll auf die Wange. Ich mussste über das Quietschgeräusch lachen. Alles andere zuvor war vergessen. es war weg.
"So streitet man sich. Ganz lieb streitet man sich."

Ein weiterer innerer Rückzug war in der École élémentaire. Ein Lehrer der Mathematik und Französische Literatur und Grammatik lehrte und der seine Schüler auf Höchstleistung trimmte. Somit wollte er ein gutes Image unter den Lehrern haben.

Auf schüchterne und leise Schüler hatte er es abgesehen.
An der Tafel wollte er jeden Schritt der Aufgabe laut und deutlich erklärt haben.
Ich redete, aber man hörte mich nicht bis in die zweite Schulbankreihe, geschweige denn bis in die letzte "große Eselsreihe" wie er die letzte Reihe nannte.
Und ich musste wiederholen und lauter werden und noch einmal und noch lauter wiederholen. Ich bekam Halsschmerzen und ich wurde wütend und mir war das peinlich und ich wurde noch wütendender und dann musste ich vor die Tür, weil ich kein Wort mehr herausbekam wegen den Tränenknoten auf den Stimmbändern. Ich hatte Panik. Vielleicht kriege ich eine Ohrfeige oder er wirft mich wieder raus.

Am nächsten Tag sprach Maman vor weil ich einen Eintrag in mein Heft bekam.

Und während Maman mit ihm sprach und ihm erklärte, dass er sich mit Stimmgrundlagen und Anatomie beschäftigen solle, saß er da und starrte Maman an und dann lächelte er, Zum ersten Mal sah ich ihn lächeln.

"Du kannst das, Und zeig allen was du kannst, auch wenn du nicht laut sein kannst. Dreh dich um und zeig auf jeden Schritt und jedes Ergebnis mit dem Landkartenstock damit die Großen hinten in der Eselsbank nicht einmal ans Schwätzen denken können, geschweige denn miteinander zu schwätzen."

Und ich war bei dem Lehrer immer mutig und meine Stimme überschlug sich wenn ich an der Tafel erklärte. Und er nickte zufrieden.

Als Opa dann für immer einschlief  wollte ich nichts mehr essen, wollte weder in meinem Zimmer noch irgendwo etwas verändern.
"Hör mal zu: Opa ist tot. Er war nicht ganz so alt, aber er war krank. Wenn das Leben zu Ende geht ist man tot. Da gibt es weder Gott noch irgendwelche Menschenseelen oder Engel oder Teufel. Deshalb trauern wir. Wir vermissen ihn alle. Irgendwann, das kommt mit dem Lauf der Zeit, erinnern wir uns an ihn immer noch, aber wir vermissen ihn nicht mehr so stark. Also man kann alles verändern was man will. Das ist die Endlichkeit des Lebens wie die Geburt der Anfang ist."

Und trotzdem vermisste ich Maman sehr, sehr lange und wollte lange keine Veränderungen und Om wollte nicht einmal dass ich etwas anfasse, was Maman persönlich gehörte. Sogar Papá konnte Oma nicht mehr ausstehen. Und ich konnte nicht verstehen wie man Kirchenbücher in der Kleidertasche tragen kann.
Erst als die Praxisrechnungen sich häuften ließ sie mich Entscheidungen treffen und wir stritten uns so lange bis ich alles so liegen ließ, mich ins Auto setzte und nach Hause fuhr. Ich ließ mich erst bei ihr blicken als es ihr immer schlechter ging und sie aus der Trauer heraus nicht mehr aus ihrem Zimmer wollte, nicht mehr essen wollte und nur noch vor sich hin vegetierte und die Medikamente die ihre Hausärztin gegen mein Einverständnis ihr den ganzem Lebensmut unterdrückten.

Ich habe aus der Trauer heraus so viele falsche Entscheidungen getroffen, bis mein Zwillingsbruder mir ins Gewissen reden konnte und mir jede Menge an Verantwortung und Eigenverantwortung aufdrückte, dass ich keinen einzigen inneren Rückzug wagen kann.

Der innere Rückzug war für mich nicht so, dass ich keine Freunde hatte, oder nicht irgendwo teilnahm, ich ließ niemanden emotional an mich heran. Wenige Menschen fanden meinen inneren Schalter, aber nicht alle konnten ihn vollständig umlegen.





Ängste vor Veränderungen

Manchmal, wenn ich über Veränderungen nachdenke und wissend dass man sich im Laufe immer wieder verändert, habe ich Angst dass wir uns voneinander entfernen könnten. Der Mensch der ich heute bin,  entfernt sich immer mehr von dem Menschen der ich mit 20, oder 30 war und ich entferne mich immer weiter Jahr für Jahr. Ich lerne mich und dich immer besser zu verstehen, ich mag immer wieder andere Musik, neue Musik, ich lese andere Bücher, ich habe andere Erwartungen und an mich an andere.

Und manchmal habe ich Angst dich zu verlieren, oder dass du mich verlieren könntest. Manche Veränderungen sind gut, sind schön, wie Musik der man nicht große Bedeutung schenkte, zur Lieblingsmusik wird, ein Lied das magisch wird, wenn man an jemanden denkt den man liebt. Essen was man nicht mochte und nicht gegesssen hat, wird zum Liebelingsessen, weil der Mensch den man liebt es sehr gerne ißt. 

Man weiß, dass irgendwann alles endet. Und manchmal habe ich Angst, dass dein Lächeln, meinen Herzschlag nicht mehr beruhigen könnte. Dass deine Küsse meine Leidenschaft nicht anregen würden.

Ich habe Angst, dass deine Gedanken mich nicht mehr finden würden und ich würde dich nicht mehr in den Schlaf begegleiten, nicht die Muse deiner Träume mehr sein und du würdest nicht mehr mit dem ersten Gedanken an mich aufwachen.

Ich würde dich nicht mehr ansehen, wir würden nicht mehr gemeinsam fliegen und kleine Tode sterben. Ich habe Angst vor den Tränen in meinen Augen, die wie ein Fluss über die Wangen rinnen und meine Mundwinkel als Delta aussuchen.

Und ich würde dein Herzschlag nicht mehr hören und du meinen auch nicht mehr.

Man verändert sich gemeinsam und lernt die gleichen Lektionen, aber manchmal bleibt einer stehen und entwickelt sich nicht weiter, oder man verändert sich gemeinsam und lernen trotzdem unterschiedliche Lektionen.

Davor habe ich manchmal Angst - vor den unvorhersehbaren Veränderungen.

Doch heute suche ich deinen Blick und sage dir: ich liebe dich. Nur das Heute zählt. Nur das Jetzt zählt und ich in jedem Augenblick, in allen wunderbaren Gesten, in allen kleinen und großen Dingen, in allen kleinen Wundern. Und jetzt liebe ich dich.




Väter.

"Hier wird erst am 20. Juni Vatertag (Fête des Pères) gefeiert," musste ich heute meiner großen Nichte Fabienne erklären. "Heute ist nur Christi Himmelfahrt (Ascension)."
Sie atmete erleichtert auf. Die letzten zwei Jahre mit ihrem Vater waren mehr traurig als schön und für ein Kind auch sehr belastend. Sie vergötterten ihn und für ihn waren die Mädels sein Ein und Alles. Er lebte nur noch für sie. Fabian hatte eine sehr verspielte Natur. Er erklärte ihnen die Welt spielend.
Sie durften bei ihm alles. Süssigkeiten bis zum Bauchweh verputzen, spielen bis fast Mitternacht. Feiertage waren für ihn wie im Märchen. Er tobte sich aus, das Haus zu schmücken, den Garten auf den Kopf zu stellen. Und er konnte kochen. Salate machen, grillen. 
Die Mädels vermissen das und fragen wieso ich vor Feiertagen nicht das Haus schmücke. Ich mag das nicht. Was in die Natur gehört gehört dahin. Und das alles mit Plastik und Glas und Papier aufzupeppen liegt mir nicht. 

Sie freuen sich heute auf das Grillfest hinten im Garten. René ist auch ein Grillmeister. Heuer können wir noch keine großen Ausflüge (länger als 10 km) machen und an Christi Himmelfahrt bleibt man eh daheim, da alle Feste und Prozessionen abgesagt sind.

Zumindest gibt es Unwetterwarnung. Noch regnet es nicht. 

Väter.

Mein Vater obwohl er altersgemäß fast unser Opa hätte sein können, hat uns liebgewonnen als wir krabbeln lernten. Dann knuddelte er uns immer bis Maman das Essen fertig hatte, oder er sang mit uns. René und er hatten ein wunderbares Vater-Sohn-Sein. Er ist ja auch fast 6 Jahre älter als wir. Mein Vater liebte es uns zu zeigen. Er nahm uns mit auf die Baustelle, zu Kunden, zum Einkaufen. Er kaufte mir jede Menge Kleidchen. Ich wuchs nicht so schnell, so dass ich lange davon etwas hatte.
Seine Aggression richtete sich nur gegen meine Maman und nie gegen uns. Ich versuche es immer noch zu trennen. Was zwischen den Eltern ist, hat die Kinder nichts anzugehen. Ich sehe es doch nicht ganz differenziert. Wir saßen zwischen den Fronten. Und das Schlimmste was man ein Kind fragen kann: "Bei wem willst du bleiben, bei Mama oder Papa?"

Papá verliebte sich abgöttisch in meine Maman und für ihn waren wir "seine" Kinder. Vatersein war bei ihm angeboren. Er machte alle Phasen der Kindheit und Pubertät mit uns durch, als wäre es führ ihn nur schlechtes Wetter. René war der Denker. Der Rationale. Mit der Zeit wurden Papá und Rene erst gute Freunde.  Fabian war der ruhige. Er hatte irgendwie alle lieb, weil alle lieb zu ihm waren, Und der harmonische, da er immer seine Ruhe zum basteln und "experimentieren" brauchte und sich zurückzog.  Und ich war der Wirbelwind. Und ich war zornig wie mein Vater, kontrollierte alles um mich herum wie er. Ich war nicht schön und passend und mädchenhaft angezogen. Ich musste immer alles besser wissen und können als die Jungs. 
"Gott, du bist schlimmer als beide Jungs zusammen!" tadelte Papá immer. Obwohl ich viel kleiner war als die Jungs, ich stellte mich vor sie und raufte mit ihnen. Sie wehrten sich, aber schlugen nicht zurück.
"Hier hört bei mir die Toleranz auf." schrie Papá. Er duldete keinen Streit.
Dafür war ich mit Fabian immer wie Hund und Katze.

Opa - ich vermisse ihn schrecklich, wenn ich über ihn spreche. Er war der schlankeste, magerste Mann den ich je gesehen habe. Er hatte aber Kraft wie ein Riese. Und er konnte rennen. Wenn Vieh ausbüchste, rannte er hinterher und fing es ein, oder trieb es zurück. Er kletterte auf Bäumen um das letzte Stcück Obst zu erreichen. 
Er war immer lustig und sehr wortgewandt. Er war ebenso nachdenklich und still. Für niemanden hatte er ein böses Wort.

Lars als Vater. 
Er ist ein ruhiger Mensch und diese Ruhe überträgt er auf Zoé und Nils. Für Noelle findet er immer die richtigen Worte wenn sie traurig ist.
Er ist ein praktischer Mensch im Alltag und er gibt den Mädels Aufgaben. Er erzieht sie zur Selbstständigkeit.

René ist der Macher, der Sager. Sensitive Menschen kann er verbal vergraulen. Er ist in Partnerschaften wie zu seinen Kindern - passt es nicht - hier ist die Tür.
Was in ihm vorgeht, weiss nur er.

Er kann verbal gut austeilen. 

Ich hatte mich dezent mit meinem Lieblingsparfüm(Davidoff azurblau) besprüht.
"Was stinkt so abartig an dir? Stinkt von zehn Kilometer.! wertete er ab.
"Habe zwei Tropfen davon aufs Handgelenk gesprüht. Es riecht gut."
"Hm...stinkt trotzdem."
Dann war das Thema erledigt. Zu den Mädels ist er ebenso pragmatisch, aber sie lieben ihn und rennen ihm hinterher, weil er lustig ist.







Nebenwirkungen I

 Am  Freitag wurde ich geipft. Am Samstag, knapp nach Mittagsstunde, machte ich mich auf den Weg zum Einkaufen. Gewürze, Meersalz, Kaffeebohnen, Badeartikel und andere Kleinigkeiten.

Ich brauchte eine Ruhepause. Ein Espresso würde meine aufkommende Müdigkeit verfliegen lassen.
Pustekuchen.
Ich legte mich auf die Couch und stöberte in meinem Kindle-Reader-App auf meinem Handy.
Ich habe jede Menge ungelesene E-Books. "Ich muss mehr lesen," dachte ich und entschied mich für 
"Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owe.
Habe die ersten Seiten gelesen und stellte fest: es liest sich gut und spannend. ich las weiter, las weiter, las zurück....die selbe Phrase...."da war ich doch schon....wo ist mein Handy?....scheiße, ich bin eingenickt.....den selben Satz noch einmal wiederholen.....da war ich schon...." und versank im Schlaf.
Ich fühlte mich hochgehoben, getragen... jemand küsst mich....jemand flüstert.....Worte.... ich wehrte mich mit schlaffen Händen und Füßen.....wohin trägt man mich......dann liege ich weich gebettet.....zugedeckt.... über was klettere ich...Grenze....Worte ....Flüstern.....eine Decke...ich öffnete die Augen....Lars.
"Ich bin eingeschlafen!" schreckte ich hoch. Ich lag quer auf dem Bett, die Füße auf ihm. Ich wollte mich drehen. Pustekuchen. Jeder Muskel schmerzte. Ich hatte Wadenkrämpfe, wie beim Marathon. 

"Du hast die letzten Tage nicht gut geschlafen....dein Körper...." und schon war ich wieder im Schlaf versunken.

00:35 ich mache die Augen auf und es ist dunkel und 34 Minuten des neuen Tages sind schon vorbei.
Lars schläft leicht neben mir....ich drehe mich und er wird wach.
"Ich muss ins Bad" sagte ich immer noch schläfrig und meine Stimme ist kratzig.....Ich hüpfe aus dem Bett, wollte in meine Hauspuschen schlüpfen und ich hatte einen Muskelkater wie nach einem Marathon.
2009 war das - hat die Uni einen Spendenlauf veranstaltet um Gelder zu sammeln für Menschen mit Muskoviszidose.
Ich rief Maman an und erzählte ihr, dass ich mitmache.
Sie gab sich Mühe mir dieses "Abenteuer" auszureden. 
"Tatsächlich machst mit?" rief sie mich an. Und am Abend zuvor stand sie vor der Tür meiner Studentenwohnung.
"Ich feuere dich nur an!" Aber die Sorge und Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Und ich rannte für sie, ich rannte um zu gewinnen. Ich rannte weil ich zeigen wollte, dass ich alles tun kann mit einer bikuspiden Herzklappe.
Kollegen setzten auf mich und eine Freundin, Kommillitonen ebenso und Maman erst recht, weil sie stolz sein wollte auf mich.
Mein Vater meinte zu Maman: "Die ist verrückt wie du. Lass sie sich die Seele aus dem Leib rennen. Sie ist erwachsen genug um zu entscheiden."
Ich rannte wirklich so gut ich konnte, stolperte einmal und schürfte mein Knie auf. Ich humpelte und rannte und kam als 11. ins Ziel.
Dann setzte ich mich ins Gras. Kurzatmig, verweint, dreckig und mit blutigem Knie.
Jemand meinte ich sollte mich nicht setzen sondern langsam gehen und viel trinken. Meine Nase blutete, an meinem Knie lief noch ein kleines rotes Rinnsal das Schinbein herunter und das Allerpeinlichste war, meine kurze Hose war ebenso blutig. Meine Mensis setzte ein, da mein Körper gestresst war. Ich saß da wie ein blutiges Elend. 
Meine Maman brachte mich nach Hause und ich war fast vier Tage außer Gefecht. 
Ich habe gewonnen und ich mit nicht wenig Geld helfen können. 

So fühlte ich mich jetzt nach der Covid19 Impfung.
"Mich hat ein Wolf gefressen und ausgespuckt," murmelte ich und kroch ins Bad. Beim Pipimachen einzuschlafen ist so entwürdigend.
Ich schlich zurück ins Bett.
"Ich wollte schon ins Bad kommen, dachte du seist eingeschlafen," sagte Lars.
"Nicht lustig," murmelte ich. Und weg war ich wieder.
Um 07:25 wachte ich auf und hüpfte aus dem Nest. ich hüpfte weil ich sehen wollte ob ich nicht gelähmt bin. Ich war wach und richtig gestärkt und ich konnte rennen.
"Du hast leicht geschnarcht." sagte er lächelnd.
"Auch das noch, Wie peinlich!" dachte ich. "Ja und? Habe ich auch im Schlaf gefurzt? Du hast meinen Schlaf beobachtet?" fragte ich verwundert.
"Nun ja, ungewohnt dass du eine Schlafmütze bist."

Nicht einmal nach Zoé 48 h Wehenmarathon habe ich mich so zerkaut gefühlt....so hilflos....so gelähmt...
Aber nun geht es mir gut. Mein Arm schmerzt etwas, so wie nach einer Tetanusimpfung. 
Vor der zweiten Impfung habe ich Heidenangst.......und diese ist Ende Juni. Lars hatte, außer leichte Schmerzen an der Einstichstelle,  gar keine Nebenwirkungen. 
Ab Montag haben wir beide Urlaub. Da kann ich doch ein weniger kürzer treten.




Mütter

 In Frankreich wird offiziel erst am 30. Mai Muttertag gefeiert.

Wenn ich sehr weit zurückdenke hatte und habe ich viele Mütter.

Mein Oma - die Mutter meines Vaters, war schon alt als ich sie kennenlernte. Wir besuchten sie nur an Feiertagen, weil mein Vater an Feiertagen seine Mutter besuchte. Mein Opa, den Vater meines Vaters lebte schon nicht mehr. Großmutter die nie Oma genannt werden wollte, Jahrgang1926) und die uns immer ermahnte "Großmutter muss man sagen." war eine rationale Frau. Sie lächelte wenn sie uns begrüßte und wenn wir uns nach einer oder zwei Stunden verabschiedeten lächelte sie erneut. Dazwischen lächelte sie wenn wir besonders brav waren. Und dann gab es Schokolade, oder eine Orange und wenn sie gut gelaunt war, gabe es Geld. Sie hatte bei ihrem Sohn immer noch das Sagen und er hörte auf sie wie ein dressierter Hund.

Die Frauen in seinem Leben waren für sie nur die Erzieherinnen seiner Kinder.  seine erste Frau war schlampig, meine Maman eine kränkelnde Modepuppe.  Für uns Kinder hieß es stillsitzen und nichts anfassen, nichts dreckig machen. Fragen und bitten, wenn wir etwas brauchen und schön artig Danke sagen.

Sie war eine Hausfrau die ihren Haushalt beherrschte. Man konnte "vom Boden essen," so perfekt war alles. Als ich einmal an den Tisch ging und ein Mürbeteighörnchen vom Teller nahm, nahm sie es mir aus der Hand, schlug mir mit ihrer schweren Hand auf meine kleine 5jährige Hand. Ich war so erschrocken, dass ich nicht einmal weinen konnte und alle Tränen wie ein Ball in meinem Hals steckten und der Ball mich nicht atmen ließ.

Vater erhob sich, nahm unsere Jacken und Schuhe aus dem Flur, zog uns an und sagte zu Maman, "komm lass uns gehen."

"Erst wenn du krepiert bist, komme ich her." sagte mein Vater laut und seine Stimme hallte im Flur und in meinen Ohren.

Von ihr habe ich dieses Faible "Kontrolle" . Ein Mann sollte stark genug sein, um gegenzusteuern.

Als Maman und ich dann zu ihrer Familie zogen, hatte ich Omi. Und Omi war mir und meinen Brüdern Mama und Omi zugleich.

Von der Treppe sprang ich Omi in die Arme und irgendwann sagte sie lachend: "ich kann dich jetzt kaum noch halten. Du bist aber schnell groß geworden."

Wir bekamen auch mal einen Klaps mit dem Geschirrhandtuch auf den Hintern und wir lachten anschließend und gingen noch einmal hin um uns den liebevollen Klaps abzuholen,

Ich fand sie irgendwie lustig wie sich lächelte und lachte, wie sie sich mit Opa spielerisch zankte.

Unter anderem muss ich daran denken wie Oma in der Küche Brotteig machte und alles für das Schweineschlachten vorbereitete und Opa dringend  anch Draußen zum Rauchen wollte. 

"Darf ich jetzt endlich eine rauchen? Du brauchst mich doch jetzt nicht mehr hier." und Oma antwortete, "die Raucherei bringt dich noch ins Grab und du stinkst wie ein Rauchfang(Schornstein). Ich brauche dich immer hier. Aber geh...aber nur eine." Ich habe es heute immer noch vor Augen wie Opa rausrannte sich hinters Haus stellte und wie ein Schornstein qualmte. Opa hatte einen vernarbten Lungenflügel. 

Von ihr habe ich das Spielerische, die Kreativität und diese Liebe sie alles überwinden kann, wenn sie will.

Ich hatte Bäsle Lene, eine alte Frau die zusammen mit ihrem Mann Opa nach dem Krieg wie ein Sohn aufgenommen haben und ihm den Hof vererbt haben. Sie Starb als ich 12 Jahre alt war.

Abgesehen davon, dass wir von ihr immer Gebäck und Bonbons bekamen und wenn sie mal kein Gebäck hatte, bestrich sie zwei Kekse mit Marmelade, klebte sie zusammen und gab sie uns. es waren die besten Kekse die ich je gegessen habe. Oftmals mache ich Marmeladekekse für die Mädels und Zoé. Zoé leckt die Marmelade von den Keksen und lässt die Kekse einfach irgendwo  liegen.

Als Omi in der Sommerküche vergessen hatte den Herd auszuschalten und die Sommerküche vom Dach bis zum Keller ausbrannte, rannten wir Kinder vor Angst über den Hof und versteckten uns bei Bäsle auf der Terasse. Sie kam im  blumigen Nachthemd und  milchkaffeefarbenen Bademantel und ihren  viel zu großen Hausschuhen raus und rief entsetzt "es brennt" und dann entdeckte sie uns.

Wir Zwillinge in Pyjama und barfuß  kauerten in der Ecke und sie entdeckte uns.

"Rein mit euch unter meine Federdecke! Später waschen wir die Füße!" Sie machte uns Pfefferminztee mit Honig und weißem Kandyzucker, den sie wie Bonbons lutschte und machte uns Butterbrot mit geräucherten Hauswurst. Und für alle, die ganze Familie kochte sie rote Kartoffelsuppe mit Wurst.

Von ihr habe ich die Hilfsbereitschaft. 

Ich hatte Maman, die immer Herz und Ohr für uns war und uns durchs Leben geführt hat. Sie hatte viel Humor, sie lachte viel und ebenso sorgte sie sich viel um alle und alles. Sie hatte bestimmt hunderte Augen und Hände und Füße und war unermüdlich....und sie war musisch, naturverbunden und ich denke eine liebevolle Partnerin für Papá.

Sie arbeitete unermüdlich und trotzdem war sie um uns herum wie eine beschützende Glucke. Wenn sie und ich in die Stadt fuhren, sahen ihr die Männer hinterher. Trotz Dyalyse war sie eine atraktive warmherzige Frau. Sie war durch und durch Frau. 

Sie wollte nur eines: wir sollen nach Hause kommen und dass wir glücklich sind. Sie wollte immer ihre Kinder um sich haben.

Sie hat mir gezeigt wie es geht Job, Kinder und Hausarbeit unter einen Hut zu bekommen. Schnell, praktisch, kontrolliert.

Tante Johanna war meine Patentante und die älteste Tochter von Omi. Sie war viel um mich herum, nähte meine Kinderkleidchen, strickte Mützen und Jacken für mich. Ich war ihr "Maidle"(Mädchen)

Omi Elke habe ich jetzt. Ich vergesse nie wie sie mich empfangen hat als ich meinen Vater zum ersten Mal besuchte: mit einem Kuss auf die Stirn und eine ganz feste Umarmung.

Omi Elke habe ich jetzt um mich herum. Sie musste wieder zu sich finden und langsam findet sie sich selbst wieder. Sie ist mir eine Freundin. Mir ihr rede ich über Vieles, Nicht über alles. Das kann man mit Müttern nicht.

Tante Emma(Emilie) habe ich auch um mich. Sie ist ebenso meine Patentante. Sie ist die modernere, mutigere und robustere unter den Schwestern. Sie hatte nie Kinder und ist so gar keine Mutterfigur, aber sie hat so viel Liebe in sich und sie ist nun meine Mama. 

Sie bringt mich zum Lachen und hat einen Pragmatismus den nicht jeder mag. Sie ist der liebevolle Feldwebel, die Organisatorin, die Politikerin und die Waschfrau. Man sagt ihr etwas und alle wissen es im nächsten Moment. Sie hat auch überall ihre Augen und Nase. Und sie kann schlimmer fluchen als ein Seemann. 

Und nun bin ich auch Mama, Tante, Patentante und Freundin zugleich. 

"Du bist wirklich wie ein Lausbub" scherzt Lars. "Du bist ein Wirbelwind."

Manchmal habe ich das Gefühl, ich verpasse etwas in der Entwicklung der Kinder. Zoé rannte eines Tages auf mich zu, aber ich habe den ersten Schritt verpasst, wie sie ein Füsschen vor das andere setzte und mit balancierenden Ärmchen losrannte. Bei mir rannte sie schon so gut, als hätte sie es schon immer gekonnt.

Bei mir lachte Nils viel später als bei allen anderen. 

Seit Generationen verpassen Mütter der einen oder anderen Schritt, oder das eine oder andere Lächeln.





Mütter - Für sie

 Ich habe dich 
in unzählige Worte gesät
und in unzählige Verse verpflanzt
damit du harauswächst
als Gedicht.
Ich habe 
dich auswendig gelernt
und immer wieder kam ein Wort dazu,
ein Vers dazu 
und du bist immer noch ein unendliches Gedicht.

Ich habe dir einen Regenbogen gemalt
und du zeigtest dich mir
als pastellgrüne Hoffnung,
damit ich nicht vergesse,
dass Leben immer grünt wenn man hofft.

Wie Morgentau habe ich dich
mit meinen Herzregentränen berührt,
umarmte dich endlos
und aus dir wuchsen Herzblätter.

Und manchmal sitze ich da
und warte auf dich
und dann zeigst du dich
auf einem Flügel des Windes
und lächelst mit zarten
engelsblauen Blümchen auf meinem Sommerkleid
das ich heute für dich anziehe.

Und ich fühle mir dich nah.





Musik für das Besondere in uns

Es regnet immer noch und es kalt. Hat der Himmel so viel Pessimismus  angesammelt, dass er unaufhörlich weinen muss?

Ich liebe den Regen, aber heute ist der Regen melancholisch und nicht erfrischend. Heute ist er ein eiskaltes Nass. Und der Regen wird zu einem Perpetuum mobile, dass die Melancholie kontinuierlich zu machen versucht.

Und weil es draußen kalt ist und ich mich mit diesen fiesen Nebenwirkungen herumschlage, gibt es Hühnersuppe mit feinen Nudeln. Und das gekochte Hühnerfleisch und das Wurzelgemüse wird in einem Nudelsalat verarbeitet, der auch warm gegessen werden kann.

Wer in Bewegung bleiben will, muss sich bewegen. Ich habe Nils abgeholt, bisschen mit Omi Elke über die Götter und die Welt gequatscht.

"Ich habe Hühnersuppe und Nudelsalat gekocht und du kommst mit zum Essen." habe ich sie eingeladen und gleich mitgenommen.

Für Lars habe ich Suppe und Salat zu Seite gestellt. Wenn er vom Dienst kommt, freut er sich über ein warmes Essen.

Es wird nichts weggeschmissen. Weder das Suppenfleisch noch das Wurzelgemüse(Karotten, Petersilie, Pastinaken, Selerie, Kartoffeln). es wird alles klein geschnitten und vorsichtig vermengt. Saure Gurken, Zuckererbsen und Mayonnaise und Senf daruntergemischt, wie eine Torte geformt und mit Mayonnaise und Ei garniert.

Den Mädels hat es geschmeckt und Omi Elke erst recht. Ich habe in ihr immer eine objektive Kritikerin.

Nach dem Essen saßen wir im Wohnzimmer und schauten Nils beim Nickerchen zu. Er schläft gut, auch wenn es um ihn herum nicht still und leise ist. Er mag Stimmen um sich herum.

"Woher hast du so gute Musik? Welcher Sender ist das denn?" fragte sie. HR1 über Webradio.

"Ich habe so etwas nicht?" fragte sie. Sie hat eine alte Anlage, aber ich habe mir diese nie näher angesehen.

Ich lud ihr das App auf ihr Handy.

Heute gibt es Rock in HR1 und Omi Elke war schnell verschwunden. Rock!!!!!

Omi Elke ist 67, drei Jahre älter als Maman. Auf eine Art habe ich zwei Mami's. Maman war ein außergewöhnlich musischer Mensch. 

Omi Elke hört eher Radio. Und da sie weder gut Elsässer Dialekt versteht und Französich mit den vielen Redewendungen nicht gut übersetzen kann, ist sie jetzt überglücklich über Web Radio Antenne Koblenz, HR1 und FFH zu hören. Wir werden ihr eins kaufen. Sie freut sich bestimmt darüber.

Sie hat nur uns sonst niemanden. Ihre Freundinnen scheinen sie seit Corona aus ihrem Leben ausgeblendet zu haben.

Bestimmt fühlt sie sich extrem einsam. Sie hat uns.....aber das ist nicht das Selbe.

Ob sie meinen Vater vermisst? Ich habe sie nie gefagt. Es gibt Dinge über die redet man nicht und man fragt nicht danach.

Einmal sagte sie so nebenbei. "Manchmal fehlt er mir und es schmerzt als hätte man mich amputiert. Ein Teil ist nicht da, aber es schmerzt trotzdem. Und dann denke ich wie er oft war und dann verliert der Schmerz an Intensität und ich denke ans Weitermachen. Ich habe niemanden außer euch."

Sie müsste sich nicht die Einsamkeit überziehen wie einen Mantel, wäre da nicht diese Seuche. Aber sie hatte sich ja schon davor abgeschottet. Jahrelang vom altern Herrn eingeschüchtert zu werden, bleibt nicht ohne Folgen. Ich möchte nicht wissen, wie oft er auf sie eingeprügelt hat. Sie meinte einmal dazu: "Lass das ruhen, sonst kann ich nicht einschlafen. Er war kein schlechter Mensch. Er fühlte sich nur schnell untergraben." Ich habe sie nicht gefragt, ob er gut zu ihr war oder ob er sie verprügelt hat wie er es bei Maman getan hat.

Sie war anhin ein anderer Mensch. Sie freute sich wie ein Kind über das App. Dann war es  ihr urplötzlich peinlich, sich so über die Apps zu freuen. Die kleinen und großen Freuden lindern ihre Einsamkeit nicht, weil es keine Reflektionen gibt um sie zu amplifizieren. Alles braucht eine Gegenseitigkeit und diese findet man nicht in der Familie, sondern nur in dem Menschen den man liebt und von dem man geliebt wird. Diese Einsamkeit können die Familie und die Freunde nicht ersetzen.



Cycle: Briefe an die Liebe VI

Ich bin still. Ich schweige
weil Stille nach "Bleibe bitte noch einen Augenblick hier" schmeckt.
Ich schweige, 
weil ich dir in all der Stille von mir, 
von dir, 
von uns erzähle.

Ich schließe meine Augen, 
wenn ich möchte, 
dass du mich umarmst. 
Ich schließe meine Augen 
und du bist mein Wind, 
Regen, Sonne, Nebel, Blatt, Nacht, Flüstern. 
Ich schließe meine Augen, 
weil es eine Lebensgeschichte 
zwischen unseren Augenlidern gibt, 
unsere Geschichte.

Das Leben ist das, 
was wir in unserer Seele tragen. 
Das Leben bringt nach einer Träne ein Lächeln hervor. 
Das Leben ist der Traum, 
der morgens die Augen öffnet und der Gedanke, 
den wir beim Einschlafen mitnehmen.
Das Leben ist Glück, 
und Glück ist alles Unaussprechliche, 
das die Kraft hat, dich und mich zum Lächeln zu bringen.
Du hast die Kraft mich zum Lächeln zu bringen
an einem stürmischen, regenvollen, hagelvollen Tag.

©Émilia

Mit den Hörnern durch die Wand

Manchmal entscheide ich mich zu schweigen. Nicht über Dinge zu reden, die eigentlich nur mich selbst betreffen. Wozu jemanden zu beunruhigen, wenn ich in der Lage bin mir selbst zu helfen.

Und wenn ich schweige, heißt das nicht, dass ich Gleichgültigkeithege was um mich herum passiert, oder dass ich  nichts zu sagen habe, nicht vertraue oder Menschen nicht an mich heran lasse. Im Gegenteil, ich sage so viel wenn ich schweige.  Aber in mir gibt es eine Explosion von Ideen, Fragen, Ängsten, Träumen und wozu soll ich jemanden beunruhigen?

Ich beschließe nicht über meine Ängste zu reden .....was ist wenn .....ich fühle mich als hätte ich den Mist eingefangen....was ist wenn ich mich nicht erhole.....ich hoffe alles beruhigt sich. Mein Herz, mein Körper als wäre der ganze Sand durch meine Faust geflossen, wie früher, als ich früher mit den Fäusten Sanduhr gespielt habe. 

Es gibt Stille, es gibt Stille vor dem Sturm in mir.

Ich muss mich irgendwann aufraffen und alles testamentarisch regeln. Mit Lars, mit René....die Mädels...Zoé und Nils....
Für alle Fälle....

Mit Omi Elke rede ich über fast alles. Sie hört zu.....Sie fällt einem nicht ins Wort......sie hört genau zu .....und dann sagt sie ihre Meinung dazu, erzählt ihre Sichtweise.....

"Du unterschätzt dich immer?" sagte sie zum Thema "Stärke"  und über meinen Traum in dem ich mich hilflos fühlte."Du hast jetzt ein paar Nebenwirkungen und dein Körper hat im Schlaf darauf reagiert."

Mein Vater war Agnostiker. Er war kein Atheist. Und wie ich, glaubt er nicht an Sternzeichenkram. Und Omi Elke hat sich so an Vater geklammert und denkt fast wie er.

Wenn es um die Sternzeichen ginge, Fabian und sind Zwillige, beide März-Widder. Trotzdem waren wir nicht gleich. Er war der Ruhigere und ich der Wirbelwind. Er konnte so tun als wäre ihm alles gleichgültig um sich herum und ich rebellierte innerlich und äußerlich.

Er traf keine spontane Entscheidungen....er suchte immer das Gute im Menschen. Für mich war immer alles endlich. Weg damit und Fin. Es gab nie eine Versöhnung, nie ein Zurück. Ausradiert aus Herz und Sinn.

Er ging auf Menschen zu, ich renne davon weg. Er redete nicht einmal mit mir über das was ihn beschäftigte, aber er kritisierte mich immer für meine falschen Entscheidungen. Er war besser als ich es bin.

René ist Aprilwidder. Er ist ein Pragmatiker, Mit ihm kann man üüber das Wetter reden, aber fragt man ihn wen er liebt und wie er sein Leben führt, sagt er ganz knapp und bündig: Kümmer dich um dich, nicht im meine Seelenheil. Aber wenn ich ihm sage, mir geht es Scheisse, würde er mir sein letztes Hemd geben. Und ich ihm auch. Wir sind unterschiedliche Widder. 

Ich gehe wirklich mit den Hörnern durch die Wand.

Lars sieht es anders. Er wurde von seiner Mutter allein erzogen. Die Vaterfigur fehlte ihm. Er sieht mich als Führungsmensch. Ich entscheide nicht ohne ihn über Gemeinsames. Ich frage schon "Ist das OK für dich?" und innerlich habe ich schon entschieden. Ich mag keine Machtkämpfe. Und er mag die Gleichberechtigung. Und ich merke das bei seinem Bruder. Er und meine Schwägerin entscheiden ebenso gleichberechtigt.

Omi Elke, alles hat seinen ganz logischen Sinn. Sie hat eine logische Art mich zu beruhigen.

"Wieso sagte Fabian im Traum ich sei eine Idiotin? fragte ich Elke

"Du hattest über 39°C Fieber, da ist man nicht bei sich und träumt wirres Zeugs. Du hast dich im Fieberwahn an ihn erinnert . Ihr hattet euch immer irgendwie für jeden Scheiß in der Wolle. Habt ihr als ihr klein wart miteinander gerauft?"

"Absolut nicht! Niemals!" sagte ich. Ich kann mich an keine Rauferei erinnern. Wir haben uns nur gestritten, weil er mich bei Maman immer verpetzte. Aber als Erwachsene waren wir füreinander immer da.

Das ....ich muss es klären....wenn mir etwas passiert......alles notariell festhalten......

Ich habe immer noch 38, 7°C Temp. und ich fühle mich wie vom Wolf gefressen und ausgespuckt....








Spontane Entscheidungen

 

    Mal abgesehen davon, dass ich mich immer und in jeder Lebenslage spontan entscheide, habe ich mich auch dieses Mal sehr spontan entschieden.
Ich hatte heute meinen 1. Impftermin mit BioNTech.
Mittlerweile sind alle Erwachsenen in meiner Familie geimpft. Nur ich habe mich bis anhin dagegen entschieden. 
Ausnahme....ausgenommen....ich möchte keine Ausnahme sein,  eine Alle-nur-ich-nicht sein. 
Man hat mir davon vorerst abgeraten wegen den immer noch viel zu vielen Nebenwirkungen, aber Pustekuchen, ich weiß...ich kenne.....und  entschieden ist entschieden.Jeden Augenblick müssen die eine oder Entscheidung treffen, eine Antwort auf eine Frage geben, oder eine Frage stellen. Jeden Augenblick müssen wir wählen.
Dies ist nicht das, worüber ich jetzt sprechen möchte, über die Momente, die unendlich begrenzten, entscheidenden Momente, die uns auf einen Weg, oder von einem Weg zum anderen führen. Jetzt denke ich an jene Augenblicke, in denen ich nicht wähle, mich nicht entscheide, keine Antwort geben möchte und auch keine Fragenn stelle.

Lars wollte mitkommen, aber ich brauche niemanden zum Händchenhalten. nach einer langen Diskussion, durfte er mich sogar hinfahren.
Heute um 8:00 Uhr hatte ich den ersten Termin. 
Ich hatte eine Urangst- nicht vor dem Pieks- vor den Nebenwirkungen.

Es ist wie es ist, man kann dem Schicksal nicht ausweichen, also was kommen wird,  iwird eh kommen, früher oder später.
Ich wollte noch zu Ende denken, "wer hat die impfen gelernt? Ein Tierarzt beherrscht es besser," var es schon vorbei.
Ich fuhr noch anschließend in die Praxis, habe bis 16:00 Uhr gearbeitet. Der Einstich schmerzte letztendlich immer stärker, so als würde jemand mich am Oberarm festhalten.
Jetzt bin ich müde. Ich könnte auf der Stelle einschlafen. 
Hoffe ich finde noch das Bad und mein Nest rechtzeitig. Ja nein, habe blöd entschieden....ich hoffe ich komme durch.....
was wenn nicht....ich habe Angst...aber ich habe diese ganze Seuche, diese ganze Covid Scheisse, die ganzen Einschränkungen satt.
Dienst und die vier Wände und den Garten.....ich kenne alles auswenidig...jeden Stein, jeden Ast am Baum und jeden Zweig....den Hasenbau, das Eichhörnchennest. Ich woll rausfahren und nicht nur so weit die Felder reichen und die alte Feldhütte beim Zusammenfallen zu bewundern und versprechen:
"Dich richten wir wieder schön her." Und beim nächsten Lockdown das ganze Vorhaben zu revidieren.
Ich will ans Meer, ich will wandern bis meine Fußsohlen brennen. Ich will im Sand liegen und den Himmel beobachten. Ich will in die Alpen und nicht daheim im Garten sitzen oder liegen und lesen.
 Zoé schläft bei Noelle und Fabienne und Tante und René haben Nils abgeholt.
Lars hat Spätdienst und ich habe 2 h geschlafen, wirres Zeugs geträumt und bin mit Fieber aufgewacht. Irgendwie konnte ich im Traum nicht rennen. Ich konnte nur rückwärts gehen......pass auf du fällst hin...... sagte jemand.....und ich ging rückwärts auf dem Feldweg.....und plötzlich hatte ich neue Baskettballschuhe an den Füßen und konnte die langen Schnürsenkel nicht binden. Sie gingen immer auf......
In der Schule mussten wir sie beim Sport tragen, weil sie angeblich die Gelenke schützen. Ich konnte diese klobigen Dinger nicht ausstehen. 

Im Radio lief 

Und wenn Meat Loaf dann mehr davon Jetzt möchte ich  tanzen zum fit werden. Mein Kreislauf ist mit mir konform, allso liege ich auf der Couch und friere. Der Wetterfrosch hat schlechte Laune und stürmt, schneit, hagelt und regnet zugleich. Er fegt die Blüten von den Obstbäumen.
"Immer mit den Hörnern durch die Wand." würde Oma sagen.
Tatsächlich habe ich Gliederschmerzen und meine Beine schmerzen als wäre ich einen Marathon gerannt.


Cycle: Briefe an die Liebe 5

 


Ich habe dir sehr lange nicht geschrieben.

Wie du weißt und fühlst, bin ich am Ausmisten. Ich miste um mich herum aus und versuche auch mein Ich auszumisten.

Wir haben heute den ersten Mai. Le Muguet Du Premier Mai. Und  heute verschenkt man an Menschen die man liebt oder mag einen Maiglöckchenstrauß. 

Ich habe mal gelesen "Deux choses sont impossibles: voir Dieu de ses propres yeux et raconter l'histoire de l'amour."  Zwei Dinge sind unmöglich: Gott mit eigenen Augen zu sehen und die Geschichte der Liebe zu erzählen.

Heute schreibe ich einen Maiglöckchenliebesbrief an dich - ich bringe über meiner Herztür ein Maiglöchchen für dich an. Mag sein, dass ich dich und alles was du mir bist, annähernd richtig beschreibe.

An meine Herzwände schreibe ich heute für dich.

Mit dir geht mein Herz auf mit dem Morgenrot,
mit dir steigt es am Mittag asthenisch auf,
es legt sich  mit dir mit dem Abendrot schlafen
und es trägt dich im Traum in der Nacht.

Mit dir kann ich Streit sein
und Versöhnung zugleich
Mit dir bin ich Alles und Nichts
und du bist mir Alles und Nichts

Bei dir blüht sogar ein vom Baum gebrochener Zweig auf
bei dir bin ich groß, bin ich klein.
Bei dir ist es schön und manchmal unschön.
Ich bin dir Ast und Blüte und Frucht
und du bist mir Baum und Leben.

Du belebst meine Poesie,
du bist mir Sehnsucht
du bist mir Lied
ich bin dir Note
und mit dir bin ich Tanz und Tango.
Mit dir bin ich Metapher
Mit dir ist nicht einmal die Traurigkeit traurig
mit dir kann ich Tränen regnen,
wenn ich weine, wenn ich lache.
Mit dir bin ich Elegie.

Ich bin dir ungerecht und gerecht.
Ich bin dir herzwarm und gletscherkalt.
Du bist mir Schatten und Licht,
Sonne und Mond zugleich.
Du bist mein Zauberer und ich deine Muse.
Wir verzaubern und untzaubern uns
nach Lust und Laune.

Mit dir ist der Würfel sogar kugelrund
und ich bin Teufel und Engel zugleich.
Mit dir ist es gut und schlecht und besser,
mit dir bin ich lebendig, agil und habe Farbe
und du bist mir Herz und Leben und Gedanke.

©Émilia

Ich vergesse es oft, das und viel mehr dir zu sagen und versuche nach deinen Gesetzen zu leben.
So beschreibe ich dich Liebe, wie ich dich lebe.







Cycle: Musik in der Stille