Apfelkern

Ich lebte mitten in einem Apfelkernhaus
und versteckte mich oft in der hinteren Kammer.
Im Sommer schrieb ich lange Gedichte für Niemand,
im Winter hörte ich das Winderlied des Winterwindes
und dachte an den Frühling, an die Apfelblüte in meinem Ich.
und schloss meine Augenlider für einen Traum.
Unter meinen Augenlidern zogen Tage und Nächte vorbei.
Ich liebte noch nicht.
An regnerischen Tagen versuchte ich mich 
an einige subtilere Dinge zu erinnern,
wie die Zusammensetzung des Universums
oder der Zustand des ersten Prinzips.

Ich versuchte mich an den ersten Regen, 
an die erste blühende Kastanie 
und an den ersten Gedanken an die Liebe zu erinnern
als die Abendrotsonne ihre Strahlen sandte
tief durch die Apfelschale auf meine 
durch Schlaf und Warten fragil gewordene Haut.
Ich dachte an den Apfelbaum
mein einziges Bildnis vom Sublimen.
Dann fiel ich auf die Knie,
dort im duftenden, roten Kern
und sah die Hand desjenigen, der in den Apfel biss.
Ich will nie mehr ein Kern sein
in einem Apfel.


©Émilia


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