Mütter

 In Frankreich wird offiziel erst am 30. Mai Muttertag gefeiert.

Wenn ich sehr weit zurückdenke hatte und habe ich viele Mütter.

Mein Oma - die Mutter meines Vaters, war schon alt als ich sie kennenlernte. Wir besuchten sie nur an Feiertagen, weil mein Vater an Feiertagen seine Mutter besuchte. Mein Opa, den Vater meines Vaters lebte schon nicht mehr. Großmutter die nie Oma genannt werden wollte, Jahrgang1926) und die uns immer ermahnte "Großmutter muss man sagen." war eine rationale Frau. Sie lächelte wenn sie uns begrüßte und wenn wir uns nach einer oder zwei Stunden verabschiedeten lächelte sie erneut. Dazwischen lächelte sie wenn wir besonders brav waren. Und dann gab es Schokolade, oder eine Orange und wenn sie gut gelaunt war, gabe es Geld. Sie hatte bei ihrem Sohn immer noch das Sagen und er hörte auf sie wie ein dressierter Hund.

Die Frauen in seinem Leben waren für sie nur die Erzieherinnen seiner Kinder.  seine erste Frau war schlampig, meine Maman eine kränkelnde Modepuppe.  Für uns Kinder hieß es stillsitzen und nichts anfassen, nichts dreckig machen. Fragen und bitten, wenn wir etwas brauchen und schön artig Danke sagen.

Sie war eine Hausfrau die ihren Haushalt beherrschte. Man konnte "vom Boden essen," so perfekt war alles. Als ich einmal an den Tisch ging und ein Mürbeteighörnchen vom Teller nahm, nahm sie es mir aus der Hand, schlug mir mit ihrer schweren Hand auf meine kleine 5jährige Hand. Ich war so erschrocken, dass ich nicht einmal weinen konnte und alle Tränen wie ein Ball in meinem Hals steckten und der Ball mich nicht atmen ließ.

Vater erhob sich, nahm unsere Jacken und Schuhe aus dem Flur, zog uns an und sagte zu Maman, "komm lass uns gehen."

"Erst wenn du krepiert bist, komme ich her." sagte mein Vater laut und seine Stimme hallte im Flur und in meinen Ohren.

Von ihr habe ich dieses Faible "Kontrolle" . Ein Mann sollte stark genug sein, um gegenzusteuern.

Als Maman und ich dann zu ihrer Familie zogen, hatte ich Omi. Und Omi war mir und meinen Brüdern Mama und Omi zugleich.

Von der Treppe sprang ich Omi in die Arme und irgendwann sagte sie lachend: "ich kann dich jetzt kaum noch halten. Du bist aber schnell groß geworden."

Wir bekamen auch mal einen Klaps mit dem Geschirrhandtuch auf den Hintern und wir lachten anschließend und gingen noch einmal hin um uns den liebevollen Klaps abzuholen,

Ich fand sie irgendwie lustig wie sich lächelte und lachte, wie sie sich mit Opa spielerisch zankte.

Unter anderem muss ich daran denken wie Oma in der Küche Brotteig machte und alles für das Schweineschlachten vorbereitete und Opa dringend  anch Draußen zum Rauchen wollte. 

"Darf ich jetzt endlich eine rauchen? Du brauchst mich doch jetzt nicht mehr hier." und Oma antwortete, "die Raucherei bringt dich noch ins Grab und du stinkst wie ein Rauchfang(Schornstein). Ich brauche dich immer hier. Aber geh...aber nur eine." Ich habe es heute immer noch vor Augen wie Opa rausrannte sich hinters Haus stellte und wie ein Schornstein qualmte. Opa hatte einen vernarbten Lungenflügel. 

Von ihr habe ich das Spielerische, die Kreativität und diese Liebe sie alles überwinden kann, wenn sie will.

Ich hatte Bäsle Lene, eine alte Frau die zusammen mit ihrem Mann Opa nach dem Krieg wie ein Sohn aufgenommen haben und ihm den Hof vererbt haben. Sie Starb als ich 12 Jahre alt war.

Abgesehen davon, dass wir von ihr immer Gebäck und Bonbons bekamen und wenn sie mal kein Gebäck hatte, bestrich sie zwei Kekse mit Marmelade, klebte sie zusammen und gab sie uns. es waren die besten Kekse die ich je gegessen habe. Oftmals mache ich Marmeladekekse für die Mädels und Zoé. Zoé leckt die Marmelade von den Keksen und lässt die Kekse einfach irgendwo  liegen.

Als Omi in der Sommerküche vergessen hatte den Herd auszuschalten und die Sommerküche vom Dach bis zum Keller ausbrannte, rannten wir Kinder vor Angst über den Hof und versteckten uns bei Bäsle auf der Terasse. Sie kam im  blumigen Nachthemd und  milchkaffeefarbenen Bademantel und ihren  viel zu großen Hausschuhen raus und rief entsetzt "es brennt" und dann entdeckte sie uns.

Wir Zwillinge in Pyjama und barfuß  kauerten in der Ecke und sie entdeckte uns.

"Rein mit euch unter meine Federdecke! Später waschen wir die Füße!" Sie machte uns Pfefferminztee mit Honig und weißem Kandyzucker, den sie wie Bonbons lutschte und machte uns Butterbrot mit geräucherten Hauswurst. Und für alle, die ganze Familie kochte sie rote Kartoffelsuppe mit Wurst.

Von ihr habe ich die Hilfsbereitschaft. 

Ich hatte Maman, die immer Herz und Ohr für uns war und uns durchs Leben geführt hat. Sie hatte viel Humor, sie lachte viel und ebenso sorgte sie sich viel um alle und alles. Sie hatte bestimmt hunderte Augen und Hände und Füße und war unermüdlich....und sie war musisch, naturverbunden und ich denke eine liebevolle Partnerin für Papá.

Sie arbeitete unermüdlich und trotzdem war sie um uns herum wie eine beschützende Glucke. Wenn sie und ich in die Stadt fuhren, sahen ihr die Männer hinterher. Trotz Dyalyse war sie eine atraktive warmherzige Frau. Sie war durch und durch Frau. 

Sie wollte nur eines: wir sollen nach Hause kommen und dass wir glücklich sind. Sie wollte immer ihre Kinder um sich haben.

Sie hat mir gezeigt wie es geht Job, Kinder und Hausarbeit unter einen Hut zu bekommen. Schnell, praktisch, kontrolliert.

Tante Johanna war meine Patentante und die älteste Tochter von Omi. Sie war viel um mich herum, nähte meine Kinderkleidchen, strickte Mützen und Jacken für mich. Ich war ihr "Maidle"(Mädchen)

Omi Elke habe ich jetzt. Ich vergesse nie wie sie mich empfangen hat als ich meinen Vater zum ersten Mal besuchte: mit einem Kuss auf die Stirn und eine ganz feste Umarmung.

Omi Elke habe ich jetzt um mich herum. Sie musste wieder zu sich finden und langsam findet sie sich selbst wieder. Sie ist mir eine Freundin. Mir ihr rede ich über Vieles, Nicht über alles. Das kann man mit Müttern nicht.

Tante Emma(Emilie) habe ich auch um mich. Sie ist ebenso meine Patentante. Sie ist die modernere, mutigere und robustere unter den Schwestern. Sie hatte nie Kinder und ist so gar keine Mutterfigur, aber sie hat so viel Liebe in sich und sie ist nun meine Mama. 

Sie bringt mich zum Lachen und hat einen Pragmatismus den nicht jeder mag. Sie ist der liebevolle Feldwebel, die Organisatorin, die Politikerin und die Waschfrau. Man sagt ihr etwas und alle wissen es im nächsten Moment. Sie hat auch überall ihre Augen und Nase. Und sie kann schlimmer fluchen als ein Seemann. 

Und nun bin ich auch Mama, Tante, Patentante und Freundin zugleich. 

"Du bist wirklich wie ein Lausbub" scherzt Lars. "Du bist ein Wirbelwind."

Manchmal habe ich das Gefühl, ich verpasse etwas in der Entwicklung der Kinder. Zoé rannte eines Tages auf mich zu, aber ich habe den ersten Schritt verpasst, wie sie ein Füsschen vor das andere setzte und mit balancierenden Ärmchen losrannte. Bei mir rannte sie schon so gut, als hätte sie es schon immer gekonnt.

Bei mir lachte Nils viel später als bei allen anderen. 

Seit Generationen verpassen Mütter der einen oder anderen Schritt, oder das eine oder andere Lächeln.





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