Das Labyrinth aus Spiegeln

Als Mama und Papá ein Paar wurden, überraschte Pá uns Kinder mit einem Ausflug in einen Kinderpark. Das Labyrinth mit Spiegeln war die Attraktion des Tages in der Kinderstadt.
"Seid artig und benimmt euch. Mach einen guten Eindruck." erwartete Maman von uns.

Neugierig und selbstbewusst trat ich ein und warf meinem Vater in spe ein dankbares Lächeln zu. Ich hätte nicht gedacht, dass einfache Silberglasstücke, konvexe oder konkave Spiegel meine Seele und mein Leben so sehr beeinflussen können. 
Dieser Weg schien mir der längste meines Lebens zu sein, der voller Geheimnisse und Ängste. Wo ich dachte, es sei eine Kreuzung, gab es tatsächlich ein Hindernis. Ich hätte schwören können, dass dies der richtige Weg war, aber jedes Mal, wenn ich merkte, dass der Hindernisspiegel meinen Weg versperrte. Ich ging den Weg wieder zurück..... Gott, ich war gerade vorbeigekommen ... wohin ist der Weg auf dem ich hergekommen bin verschwunden? 
Ich blieb vor den Spiegeln stehen, die mir den Weg versperrten, und ich war erschrocken über die großen Spiegel, die mich vervielfachten, die seitlich und rückwärts vor mir aufgereiht waren und mich spiegelten, vergrößerten und verkleinerten. 
Ich hatte große Angst. Wenn ich nie wieder da rausgekommen werde ... wenn sie mich da ausgesetzt haben .... was wenn sie an der Tür nicht auf mich warten ... und ich hätte doch mein Lebkuchenherz, das Pá mir gekauft hat mitnehmen sollen... Ich hätte Krümel gestreut wie es Hänsel getan hatte und Gretel, ich hätte sicher meinen Weg zurück gefunden, zumal es keine Vögel gab, die sie fraßen.
Als mich die Angst und  die Hilflosigkeit völlig verschlangen, setzte ich mich neben einen Spiegel auf meinen Hintern und fing an zu weinen. Ich schloss die Augen, um mich nicht mehr in den Spiegeln zu sehen. Ich schauderte vor Entsetzen, als ich eine Berührung auf meiner Wange spürte. Ich öffnete vor Angst die Augen und sah, wie dutzende Hände nach mir griffen und mir auf die Füße halfen. Eine warme, freundliche Hand half mir auf die Füße, ein schützender Arm um meine kleinen Schultern, der mich zum Ausgang führte. Ich war draußen, ich war es, ich war in Sicherheit und schwor, ich würde nie wieder ein Labyrinth betreten. Was für ein großer Fehler. Ich war ein Kind und konnte nicht wissen, wie oft mein Leben ein Labyrinth mit Spiegeln sein würde.
Es gab eine Zeit, in der ich nicht wusste wohin ich gehöre. Meine Eltern stellten uns vor die Wahl "Zu mir oder zu deinem Vater oder zu mir oder zu deiner Mutter." Nach welchen Kriterien wählt man denn da? Wer liebevoller, verständnisvoller, ber die größeren Geschenke macht? Und die Frage die einem immer wieder begleitet, "habe ich den richtigen Menschen gewählt?" kann ganz schön verunsichern. Und diese Unsicherheit die überträgt sich auf jede eintzelne Lebenslage.Auf jede einzelne Entscheidung. Die Qual der Wahl wurde mein Wegbegleiter.

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