2015 Freundschaftswege trennen sich oft

Ein Kommilitone und ich. Wir saßen in unserem Stammbistro. Es war kein Rendez-vous. Wir waren weder gute Bekannte, noch waren wir Freunde. Wir kannten uns von den Vorlesungen.

Es setzte sich einfach zu mir ohne zu fragen ob er sich zu mir setzen darf und bestellte sich einen Cappuccino und ein Stück Pizza mit Salami und ganz viel Käse. Ich hatte schon einen Espresso, und wollte nur noch mein Sprudel austrinken und gehen. 

"Möchtest du noch etwas trinken?" fragte er. Ich verneinte und sagte ihm dass ich noch das Wasser austrinken und gehen möchte.

Er sah mich an, als würde er mich mit den Augen verschlingen wollen. 

"Du siehst traurig aus." sagte er. "Aber es steht dir gut."

"Ich finde niemand sieht gut aus wenn er traurig ist." erwiderte ich. Ich war gar nicht traurig. Ich wollte nur seine Gesellschaft nicht. Ich wollte nur ein wenig vom Unitag abschalten, bevor ich nach Hause fahrem um da weiter zu lernen. 

Ich musste nach so vieler Flüssigkeit die ich zu mir genommen hatte dringend pinkeln. Ich stand auf und ging auf die Toilette. 

Er kam mir nach. Es war eine Unisex-Toilette.  Diese schienen immer  üblicher zu werden in Cafe`s, Bistro's und auch schon wo anders. Keine gute Idee, aber so sparen die Gastronomien Platz. Er nahm mich in die Arme, drückte mich ganz fest an sich und küsste mich. 

Ich starrte ihn erschrocken an.  Ich fühlte sein Begehren. Ich hatte noch nie Sex auf einer Toilette. 

Einen Augenblicksgedanke löste sich und für einen Augenblick lang wollte ich es tun. Was solls, dachte ich. Ich will es wissen, was bei  einem Toilettenfick so abgeht. Das gehört zu emotionalen und sexuellen Entwicklung dazu, oder nicht? Eine einmalige Sache. Einmalig sein Leben verlassen, ein einziges Mal sich an eine fremde Haut pressen, ein einzges mal fremde Lippen küssen und mit brennender Haut wieder in sein bisheriges Leben zurückzukehren, als wäre nichts geschehen. Soll ich ohne das Wissen sterben wie es ist, sich einmalig in den Blicken des anderen zu spiegeln? 

Im nächsten Augenblick erschrak ich über meinen Augenblicksgedanke. Aber doch nicht mit ihm, den ich nur flüchtig kannte. Ich sah auf seine Hand, auf seine Finger, die ein Komdom hielten. Schlagartig befreite ich mich aus seinen Armen, sah ihn wütend an und rannte weg. Ich wurde auf einmal sehr traurig. Ich hörte manchmal von Freunden, dass sie sich ab und zu einen One-night-stand gönnen. Wieso kann ich so etwas nicht tun, fragte ich mich.

Ich zog meine Jacke von der Stuhllehne, drehte mich mich um und wollte gehen. Er stand hinter mir und sah mich verwundert an.

"Ich dachte du wolltest es auch," flüsterte er.

"Ich wollte dahin um zu pinkeln, du Idiot!" zischte ich ihn an. Ich rannte so schnell ich konnte, rannte um die Ecke wo ich mein Auto geparkt hatte. Er rannte mir nach und entschuldigte sich immer wieder.  Ich stand  kurzatmig und bewegungslos da und konnte nichts sagen.  Völlig übertriebene und bescheuerte Reaktion meinerseits. 

"Atme, hörst du mich?" redete er auf mich ein. "Einatmen, 1,2,3 ausatmen und noch mal.....? 

"Ich weiss, dass du mich zu nichts gezwungen hättest. Es ist....so...ich kenne es so nicht....es hat mich..... ich ....es war etwas peinlich...nebenan macht jemand Pipi .....ein Strahl wie ein Wasserbüffel und wir knutschen.....ist das ekelig nicht abartig ekelig für dich? Du tust so etwas sehr oft nehme ich an, weil deine Hemmschwelle .....du bist abgestumpft."

Meine Premiere....meine Premiere... wie peinlich war das denn, einem Mann nicht gewachsen zu sein, bei all meiner sportlichen Kondition. Die Angst hatte mich gelähmt. Ein Ekelgefühl überwältigte mich. Ich bringe mich nie wieder in so eine Situation.

Ich fühlte mich sooooo erniedrigt und während ich es so leicht abtat,  hätte ich mich am liebsten verkrochen, mich aufgelöst, mich unsichtbar gemacht für jeden Mann.

Am nächsten Tag traf ich ihn in der Vorlesung wieder. Er grüßte mich, als wäre nichts geschehen. Ich grüßte im kopfnickend.
"Sorry nochmal!" sagte er leise
"Welchen Teil hast du nicht verstanden? Wie hätte ich mich ausdrücken sollen? Dass ich aufs Klo gehen wollte hast du nicht verstanden?"
"Ja, direkt." sagte er ganz merkwürdig.
" Hast du sie nicht alle?" sagte ich etwas lauter und huschte an ihm vorbei. Er kam mir nach. Was befürchtete er? Dass ich es herumerzähle. So bescheuert bin ich auch wieder nicht. Er widerte mich an. Als Mensch, als Mann, als alles was ihn verkörperte. "Es war direkter als direkt. Ich wollte pinkeln und gehen. Was ist daran denn indirekt? Vögelst du immer wo du pisst und scheisst?"
"Es fühlte sich wie eine Einladung an." rechtfertigte er sich.
"Pass mal auf, du Idiot. Mag sein, dass ich eine Panikattacke hatte, weil ich mich überrumpelt fühlte, aber jetzt sage ich dir dass dein Verhalten, auch wenn du dich zig mal entschuldigst dich als Mann degradiert."


"Was zum Teufel passiert gerade mit mir?"dachte ich. "Wieso gehe ich allein aus? Anscheinend ist eine Frau Freiwild wenn sie allein unterwegsist oder allein in einem Bistro sitzt. Ich habe mit ihm nicht geflirtet. Ich habe ihm kein Zeichen gegeben mir zu folgen, sondern ich habe meine Zeche bezahlt und wollte gehen. Wieso musste ich überhaupt noch schnell aufs Klo rennen? Auch wenn ich dringend Pipi musste, hätte ich es am besten einhalten sollen Auf fremde Toiletten gehe ich eh nur wenn es sehr dringend ist.

Ich setzte mich auf meinen Platz und folgte der Dozentin. Sie war gut. Sie konnte jede Schlafmütze mitreißen ihr zu folgen.
Ich machte mir Notizen, stellte jede Menge Fragen, deren Antwort ich schon längst kannte.
Als die Vorlesung zu Ende war und es um mich herum lauter wurde, Kommilitonen ihre Sachen zusammenpackten und an mir vorbei gingen, mir grüßten, 
mich anluden mitzukommen, ich dankend ausschlug, fuhr ich nach Hause.

Ich fuhr jeden Tag nach der Vorlesung nach Hause. 
Obwohl er sich entschuldigt hat, wollte ich mit ihm nichts mehr zu tun haben.
Ich lehnte jede Einladung von Freunden ab, ignorierte fast alle Anrufe. 
Ich stritt mich mit Fabian, weil er mich immer wieder mit irgendeinem Kumpel, Freund, Kollegen vekuppeln wollte.
"Du musst loslassen!" beschwörte er mich.
"Ich habe schon längst losgelassen. Ich hatte ihn lange vor der Trennung losgelassen." schrie ich Fabian an. "Ich will nur noch die Scheidung. Ich habe nur keine Lust mich mit dem nächsten Milchbubi zu beschäftigen. Männer sind die neuen Frauen. Sie schwärmen gleich vom heiraten und Kinderkriegen. Und wenn sie nicht jeden Wunsch von den Augen abgelesen bekommen, wird es ihnen schnell langweilig und stürzen sich in Affairen."
"Nicht jeder Mann ist wie er," verteitigte Fabian die Männer. "Und er wollte doch keine Kinder, oder doch?"
"Er wollte keine. Das ist der Punkt. Er hat an meiner Verhütung gezweifelt. Er hat an allem gezweifelt. 
An Allem was er bis anhin nicht kannte. meine Spontanität, meine Wildheit, alles Neue. Sei es ein neues Essen, das er nicht kannte.  Das führte zum Streit. Ich war anders für ihn. Ich war nicht gut für ihn sondern anders. Eine freie Radikale die ihn verändern wollte. Er brauchte jemand die nach seinen nicht veränderbaren Wünschen mit ihm lebt. Ich konnte das nicht. Ich will so etwas nicht. Ich will mich gemeinsam verändern mit dem Menschen den ich liebe und der mich liebt. Was rede ich mit meinem Bruder über mein Eheleben, Sexleben und überhaupt über mein Leben?" schrie ich.
"Ich habe dich nicht aufgefordert. Ich habe dir zugehört. Aber du igelst dich ein. Du verbringst deine ganze Freizeit zu Hause. Andere Frauen in deinem Alter würden jeden Abend ausgehen, sich umsehen, den einen oder anderen Kerl abschleppen oder sich neu verlieben."

"Sollte ich das? Jeden Abend einen Kerl anschleppen?"
"Gott bewahre, nein! Aber dein Leben genießen, indem du mit Freunden etwas unternimmst." sagte er.
"Du meinst mit unseren gemeinsamen Freunden, damit du mich im Auge hast?"
"Du hast kaum eigene Freunde," stellte er fest. "Zumindest kenne ich nur eine und die ist nicht hier in der Stadt."
"Wieso ist es dir so wichtig ob ich Freunde habe oder nicht? Hast du mich gefragt ob ich überhaupt noch welche haben möchte zu den einigen die ich habe? Die Freunde die ich habe reichen mir vollkommen. Ich bin nach dem Dienst und nach den Vorlesungen so ausgelaugt, dass ich gerne allein sein möchte. Ich habe jeden Tag, jede Menge Menschen um mich herum. Noch mehr brauche ich nicht. Aber du brauchst immer welche um dich herum, die dich von deiner eigenen Misere ablenken. schrie cih weiter.
"Du brauchst einen Freund. Einen Lebenspartner. oder willst du nie heiraten, Kinder bekommen? fragte er mich.  "Kannst du aufhören zu schreien. ich will mich mit dir gar nicht streiten. "
"Alles hat seine Zeit. Wieso ist denn Sex so wichtig? Ist er überhaupt der Schlüssel zu Allem? ist er so entscheiden über ein Leben?. Ich rede mit dir über mich. Was zum Teufel ist mit deinem Leben?
Ich mache dir keine Vorwürfe über dein Eheleben, oder über dein intimes Leben. Wer gibt dir das Recht mich danach zu fragen?"
"Ich habe Angst um dich. Du ziehst dich von Allen und von der Welt zurück."
"Weil ich müde bin. Weil ich nicht gemerkt habe, dass meine Ehe zu Ende war, eher sie begonnen hat. Dass ich mich kopfüber verliebt habe und nicht gemerkt habe, dass wir gar keine Gemeinsamkeiten haben. Ich will mich auf eine andere Art in einen Mann verlieben, ihn anders lieben als nur auf purer Sexebene." sagte ich und dann fiel mir eine Frage in den Mund.
"Hattest du schon Sex auf dem Klo? Nicht zu Hause und nicht mit ihr, sondern mit irgendeinem Mädchen?" Gefragt ist gefragt.
"Bitte was?" fragte er erstaunt. "Was soll das jetzt?"
"Was nur eine harmlose Frage." redete ich mich heraus.
Mehr zu sagen traute ich mich nicht, denn er hätte mich regelrecht verhört und nicht locker gelassen, bis er nicht alles darüber wusste.
"Wie kannst du nur dich so gehen lassen? Dich benutzen lassen? schrie er.
"Stopp! schrie ich zurück. "Ich tue es nicht. Ich benutze niemanden und lasse mich nicht benutzen. Ich habe es nur mitbekommen."
Er wurde hellhörig und neugierig und zerquetschte verbal mich fast für jedes Wort.
"Wenn er es bei dir versuchte, tut er es nicht zum ersten und wird es auch nicht zum letzten Mal tun." belehrte er mich. Er fühlte sich für mich verantwortlich und ich habe ihn beunruhigt. "Wenn du Angst hast, solltest du etwas gegen ihn unternehmen." 
Ich unternahm nichts. Ich sah ihn oft in Vorlesungen, irgendwann redeten wir auch wieder miteinander, gingen miteinander ins Bistro, wurden sogar gute Freunde. Ich tanzte mit ihm sogar beim Abschlussball nach dem Facharztexamen. Über das Klodesaster lachten wir. Ich heiratet, rr nahm eine neue Stelle an, zog um und lernte schnell jemanden kennen und wie es so ist, wenn man jemanden kennen lernt, bleibt die Freundschaftsplege auf der Strecke. Er bekam mit dass ich in Scheidung lebte, dass es mit Lars ernst wurde. Manche Freundschaftswege trennen sich oft für immer. Unsere trennten sich für immer.


Ich starrte auf die Photos vom Abschlussball. Wir sahen aus wie veträumte Teenager, obwohl wir uns den 30ern näherten... wir waren noch lange nicht reif  für Beziehungen oder sogar für eine Ehe.  
Ich ging an meinen Kleiderschrank, enthüllte mein Ballkleid und zog es an. 
Es passte wie angegossen. Ich muss heute kein Push up BH mehr darunter tragen wie damals und glätte meine Haare nicht mehr um stylish up date zu wirken. Ich bin erwachsen geworden  natürlicher, habe meinen eigenen Stil. Ziehe gerne Kleider an, Jeans und schminke mich nach wie vor gar nicht.

Wir das Leben einem doch verändert.










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