Absurdité

 Es war wie der erste Augenblick, nachdem ein Lied mit dem letzten Akkord, mit dem letzten Ton, nach dem letzten Wort zu Ende ist. Der erste Augenblick vor der ohrenbetäubenden endlos gefühlter Stille. Der Augenblick in dem die Welt aufhörte sich zu drehen und ich mich ebenso endlich fühlte, als wäre alles Leben aus mir verflogen. Herausgeflogen wie ein im Käfig gefangener Vogel. Ich wollte noch einmal einatmen. Der letzte Atemzug vor dem Ende der Welt.

Es regnete als hätte der Himmel all seine Tränen in einer Wolke gesammelt um über die Welt zu weinen. Und über mich.

Doch urplötzlich kam das Leben in die Welt zurück. Als würde die Natur instinktiv wissen wie es geht, das Leben zurück zu erobern. Die Frühlingssonne schien, die Vögel zwitscherten in den knospenreichen Bäumen. Nur ein Leben hat heute seine Endlichkeit, wurde mir bewusst. Man breitete diese Endlichkeit vor mir aus, damit ich sie noch sehen kann bevor der Himmel sich über sie legt und flüstert: "lass uns gehen du und ich."

Manchmal denke ich zurück an diese friedliche und zugleich beängstigende Stille, an die damals stillstehende Zeit. Ein stiller Augenblick ohne jedes Leben.

An deinen Arm der sich um meine Schultern legte, der mein ganzes Ich umarmte, umrahmte und mich wärmte, wie die Frühlingssonne den Himmel wärmte und die Regenwolke verscheuchte. Eine majestätische unbeschreibliche Geste in der stillstehenden Zeit in der alles Leben herausgeflogen war und alles düster, kalt und leer wurde.

So viele Augen auf mich gerichtet, so viele Ohren die sich dehnten und immer größer wurden, nur um mich weinen zu hören, schreien zu hören. So viele Erwartungen die mich zusammenbrechen erleben wollten. So viele Absurditäten in den Wünschen der Menschen auf einmal.

Anscheinend kennen sie diese Stille nicht, wenn die Welt still steht und alles Leben weicht. Und ich kann sie nicht einmal verständlich erlebbar beschreiben.  Sich wie die Natur zu verhalten, muss der Mensch erst erlernen. Auf seine Instinkte zu hören, wenn alle Absurtitäten der Schauneugierigen so lebendig sind. Ich sammle keine Absurditäten um mich herum. Ich habe keine Vitrine dafür in meinem Herzen. Ich vermisse mein Ich, wenn ich mich hinter unnötigen Worten verliere, wenn ich mich in die Köpfe anderer versetze, um die Gründe zu verstehen. Ich vermisse mich selbst, wenn ich nicht auf meinen Atem höre, wenn ich Sklavin von Gewohnheiten, Ritualen werde. Man kann nur lernen den Schmerz mitzufühlen, indem man seinen eigenen Schmerz fühlt. Mehr kann man nicht tun.

Ich war noch lange in dieser Stille gefangen und meine Natur war nicht bereit den erwartenden Augen zu zeigen was sie sehen wollten - mein Ich als die Welt sich nicht mehr drehten und alles Leben verflog.

Deine Umarmung führte mich zurück ins Leben. Deine Hand wischte die Regenwolke vom Himmel und deine Liebe malte die Sonne ins Himmelblau. In deiner Umarmung wurde ich lebendig und ich fühlte meinen Schmerz. Du hast mich durch das Vermissen begleitet, wie durch einen dichten uns unbekannten Dschungel. Du hast mir auf deine Art gezeigt, was das Leben noch viel mit mir vor hat.



Das solltest du noch wissen, falls ich es noch nicht gesagt habe.






0 commentaires:

Enregistrer un commentaire