Liebefresser

Vor einiger Zeit, habe ich im Fernsehen ein Interview mit einem Poltiker gesehen, der auf Anfrage einem Reporter verraten hat, dass das Geheimnis einer guten Ehe getrennte Schlafzimmer seien und ich musste lachen. Abgesehen davon, dass dieser alte Herr sich zig. Badezimmer leisten kann und seine Gattin nicht gerade vor Begeisterung und Liebe euphorisch wird, ihn nackt zu sehen.....ich muss immer noch darüber lachen....vielleicht meinte er den Alltag und hat ihn bis auf ein Minimum abstrahiert und seine Ehe auf die Hygiene reduziert.

Ich habe den Samstagvormittag in der Küche verbracht. Wir am Abend zu einem Teeabend eingeladen und jeder sollte etwas Leckeres mitbringen. Ich habe einen marmorierten Blechkuchen mit Mascarpone gebacken. Danach habe ich noch meine Haare gewaschen und frisch geduscht. 

Wir haben auch ein Bad neben dem Schlafzimmer und unten neben dem Wohnzimmer eine Dusche. 

Oma wollte im "großen Haus" keinen "Dreck" haben. Also hatte sie darauf bestanden den Keller auszubauen und eine Küche ein Bad und ein Wohnzimmer einzurichten und den Rest als Vorratskeller zu nutzen. Aus dem Wohnzimmer habe ich ein Esszimmer und eine Leseecke/Spielecke gemacht.

Wenn ich jetzt die Ehe auf die Hygiene reduziere, stören  mich offene Klotüren, herumliegende getragene Klamotten, nasse Dusch- oder Handtücher  und eine dreckige Badewanne und Dusche können mich wahnsinnig machen. Im Waschbecken herumliegende Bartstoppeln würden bei mir einen Schreikrampf auslösen. Wäscheberge lassen sich schnell reduzieren und herumliegendes Spielzeug ist ebenso schnell in den Kisten. Dafür würde Nils mich "Sack, Sack" sorgen. Ich muss oft energisch darauf bestehen und "aber Zack, Zack" rufen. Anscheinend liebt er es "Sack, Sack" zu rufen und jedes Spielzeug extra in die Kiste zu bringen, um anschließend "oh alles" zu rufen.

Neulich erzählte mir eine Bekannte, dass ihr Partner sie nicht gerne in der Küche sieht, sie würde dann nach Essen riechen und es wäre unerotisch. Daher gehen sie meistens zum Essen in ein Restaurant. Aber gut, jedem das Seine. Wer Eimerfraß mag und Kochen unerotisch findet, sollte essen gehen.

Es gibt keine bessere Erotik als gemeinsam zu kochen, oder wie Lars es pflegt zu sagen "du schnippelst und ich esse" oder er kostet und kostet vor.

Ich koche mehr weil er sich vorher schon fast satt ißt. Ich liebe es wenn er jede Zutat bewundert und jeden Zubereitungsschritt verfolgt.

Würde er mir reinrdeden, wäre er schnell aus der Küche. Meine Küche, mein Spielzeug.

Ob die Liebe vom Alltagsstress mit der Zeit Häppchenweise gefressen wird? Ich finde, dass Lars geduldiger mit den Kindern ist als ich. Und ich bin schneller und effektiver was Hausarbeit und Garten betrifft. Ich habe ihn, als wir nur miteinander befreundet waren und weder er noch ich uns mit anderen Augen sahen, mit seiner kleinen Tochter erlebt. Er hatte so viel Liebe und so viel Geduld für sie. Die schlaflosen Nächte, ihre Krankheit, die vielen Operationen, sie waren für ihn kein Stressfaktor. Er ist feinfühliger als ich. 

Ich rede in seine Erziehungsmethode nicht rein. Er bringt ihnen auf eine spielerische Art alles bei und ich wie kleinen Erwachsenen viel ernster.

Meine Hektik frisst mich noch irgendwann auf. Ich kann mit Druck und Stress beruflich umgehen, aber privat möchte ich keine Hektik auf Lars oder die Kinder übertragen. Deshalb bevorzuge ich eher im Haushalt meine Ordnung. Ich bin schneller als Lars im Haushalt.

Dann nehme ich die Kinder und wandere. Total begeistert sind die Kinder vom Herbst. Ich könnte stundenlang mit denen durch das Laub wandern, Kastanien sammeln. Ich fühle mich zusammen mit ihnen erneut kindisch und Kind.

Ich finde es erotisch albern zu sein. 

Gestern Abend tat es uns gut wieder zwischen Freunden und Bekannten zu sein. Passiert selten, da wir auch Wochenenddienste haben und nicht dabei sein können und wollen.  Bei Tee, Kuchen, Keksen und Säften zusammen zu sitzen und zu albern war schön. Man erfährt die eine oder andere Neuigkeit. Ein paar haben ihren Tee mit Alkohol verfeinert und waren stockbesoffen. 

Ich bin so Einiges aus dem medizinischen Alltag gewohnt, aber als einer sich eingenässt hat und die Couch und den Teppich volgekotzt hat, hörte bei mir der ganze Spaß auf.

Ohne mich. Ich mache so ein Mist nicht mit. Bei mir kommt keiner bei und verkotzt mir die Hütte. Ich habe dafür kein Verständnis.

Ich überlege mir noch, ob ich einen Teeabend veranstalte. Wenn, dann unten im Alltagszimmer. 

Ich kann es gar nicht genau beschreiben, was in mir vorging, als ich die beiden Besoffenen sah. Ich hatte urplötzlich eine Art Panikatacke als der eine mich und alle anderen umarmte. ich dachte, wenn ich ich einen Schritt zurückmache oder ihn wegschubse wird er aggressiv werden. Er war gar nicht aggressiv. Trotzdem hatte ich Panik. Ich war 5 oder 6 Jahre alt, als mein Vater eine ganze Flasche Wein allein leerte und meiner Mutter hinterherschrie: "ich schlachte dich ab wie ein Vieh!" 

Ich konnte vor Lars das Zittern nicht verbergen. Wir warteten noch eine halbe Stunde ab und dann verabschiedeten wir uns von allen und fuhren nach Hause.

Ich frage mich ob die Frau des Betrunkenen, sich für ihn geschämt hatte. Das wäre für mich ein Liebefresser. 




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