Advent .....und kein Lichtlein brennt

Willkommen in meiner Weihnachtsmuffelwelt, liebe Leser.

Letzte Woche war gefühlt sehr intensiv. Zwei Krankenhäuser brauchten unsere Hilfe und die neue Coronavariante Omicron oder SARS CoV. 2 erfordert neue Schutzregeln für uns, für unsere Mitarbeiter, sowie für unsere  Patienten. Neue Verhaltensregeln die nur ungern und zögerlich bei Patienten ankommen. Und ich, undiplomatisch direkt. Über das was zur Zeit ist, diskutiere ich ungern mit jemanden der nicht verstehen will und kann. 

Jeder Mensch hat seine Gründe, seine Ängste, seine Erfahrungen, also muss ich niemanden belehren. Und wir hatten 3 Notfälle die wir zuerst stabilisieren mussten, damit sie transportfähig sind und es bis ins Krankenhaus schaffen. Ich verliere nur ungern jemanden. Ich möchte kein Dankeschön oder ein Lob, sondern es beruhigt mich zu wissen, dass er/sie es geschafft haben.

Hinzu kam noch die Monatsabrechnung, die Überweisungen, der Termin beim Steuerberater. Und ich, habe völlig vergessen, dass die Adventszeit beginnt. Erst am Samstag Morgen als ich nach dem Nachtdienst nach Hause kam und Lars mich ausgehfertig erwartete, fiel mir wieder ein, dass die Adventszeit beginnt.

Ich habe schneller eingekauft, als einen Einkaufszettel geschrieben, wenn ich allein einkaufen fahre. Mit Lars einzukaufen ist wie ein Spaziergang. Er ist völlig entspannt, gelassen und lädt mich immer ins Café ein. Er flirtet dann mit mir und ich verliebe mich in ihn neu. Es ist schön ......uns gegenseitig auf andere Gedanken zu bringen, den banalen Alltag in etwas Besonderes zu verwandeln. Es gibt immer etwas was sich unter der Banalität des Alltags entdecken lässt. Mit ihm vergesse ich die Zeit. 

Während wir uns neu ineinander verliebten, vergaßen wir sogar einen Adventskranz zu kaufen. 

Zu Hause angekommen bekommen wir Auspackhilfe. Anschließend bin ich mit Lars Mam zurück gefahren um Adventsschmuck zu kaufen. Tante ist gesundheitlich etwas angeschlagen und bestand nicht darauf  die Adventsdekoration selbst in die Hand zu nehmen. Wenn es ihr nicht gut geht ist sie unausstehlich anstrengend. 

Lars hatte Nachtdienst und musste vorschlafen und am Sonntag haben wir vergessen die erste Kerze am Adventskranz anzuzünden. Kein Fensterschmuck, keine Adventssterne, denn sie sind ungeeignet für Kleinkinder.

Am Sonntag Abend hatte ich Nachtdienst und nach dem Abendessen, als Mam' die Kinder abholte fiel mir das mit der Kerze erst auf.

Wir hatten nur noch uns für ganze zwei Stunden, bevor ich in die Nacht hinaus fahren musste.

Ich fuhr durch den großen Kometen aus blinkenden Girlanden mit bunten Lämpchen. Buntes Geflimmer schmückte auch Häuser und Bäume und Sträuche, Höfe und Stallungen. Alles blinkte wie verrückt gewordene Ampeln, als würden sie unbedingt die Novemberstille in ein Straßenfest verwandeln wollen.

Ich fragte mich während der Fahrt, ob jeder weiß was eigentlich gefeiert wird, oder ob man Angst hat vor der Dunkelkeit der Winternächte ohne Schnee, wenn der Tag am Nachmittag endet und die Dunkelkeit der Nacht unsere Fragilität zur Geltung bringt. Ob das Nebelgrau die Menschen so traugig machen kann, dass sie unbedingt Licht brauchen um sich nicht allein zu fühlen.

Wovor ich Angst habe und ob meine Ängste berechtigt oder utopisch sind?

- ich habe Angst urplötzlich gehen zu müssen und jemanden zurückzulassen.

- ich habe Angst vor diesem Omicron und dessen Folgen

- ich habe Angst um die Kinder, um Lars

- und noch mehr Angst habe ich davor, dass meine 2 Herzklappen irgendwann müde werden, für drei Herzklappen zu arbeiten.

Also genoss ich das Licht. Und ich wäre am liebsten umgedreht und hätte eine Kerze für meine Lieben angezündet. Und für mich. 

Ich fuhr durch das Herz des blinkenden Kometen und verglich unsere menschliche Fragilität mit einer Christbaumkugel. Ein leichter Schubs in die Herzgegend und wir zersplittern und niemand kann uns nicht mehr zusammensetzen. Der ein oder andere Splitter würde fehlen. Auf eine oder andere Art wären wir unvollkommen und vielleicht sogar hilflos und angewiesen, dass jemand uns an der Hand nimmt, oder uns sogar trägt.

Wenn ich mich an Advent aus der Kindheit erinnere, habe ich ein Bild von Maman als arbeitende Frau vor Augen die entweder vom Dienst kam oder zum Dienst aufbrach. Sie machte Sonntags Hausbesuche bei ihren Patienten. Für viele war sie auch Hausärztin. Ich sehe Pá am Schreibtisch oder sogar am Küchentische sitzen und Extemporale und Hausaufgabenhefte seiner Schüler zu korrigieren. Oma und Opa Adventskerzen anzünden und uns beibringen zu wollen, was Weihnachten bedeutet und wurden wütend auf mich, dass ich die geschmückte Tanne in der guten Stube nicht bewundere, dass meine Kinderaugen bei dem ganzen Bling-Bling nicht leuchten und eher wütend bin, dass sie gefällt wurde, in der Stube vertrocknet und dann verbrannt wird.

"Alles hat seinen Zweck" sagte Oma. "Das Holz wärmt dich, du hast warmes Essen und aus der Asche macht man Lauge. Du solltest den Nutzen sehen." Ich sah damals den Nutzen nicht. 




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