Am Ende des Tages

Am Ende des Tages lag ich frisch gebadet, in meinem Bett mit frisch bezogener Bettwäsche. Nach einer langen arbeitsreichen Woche, nach einem langen Tag und nach einen ausgiebigen Bad, sollte man doch besser schlafen als ein Murmeltier.

Pustekuchen! Sobald ich mich in die wohlig weiche Daunenherbstdecke kuschelte, verflog die Müdigkeit aus meinem Körper.

"Als ich so ca 15 Jahre alt war, bekam ich während der Herbsterntezeit auch einige Aufgaben zugeteilt. Oma und Maman konnten alle gut mit der Ernte beschäftigen. Damals wünschte ich mir in der Großstadt zu leben, von der Schule nach Hause zu kommen, Hausaufgaben zu machen und mit Musik und einem guten Buch unbekümmert meine Zeit verbringen zu können. Doch es gab immer etwas zu tun, immer etwas zu ernten, immer etwas winterfest zu machen, Vorräte einzulegen. Manchmal hätte ich solche Tage am liebsten ausradiert." sagte ich während Lars mich mit seinen Armen umwickelte und mich an sich drückte.

"Bist du müde?" fragte er leise. 

"Ja nein, aber 2 Wochen non- stop Dienst und Erntesammeln war schon ganz heftig und anstrengend. Für dich mehr als für mich, denn du bist Feldarbeit ja nicht gewohnt. Und wir hatten ganz wenig Zeit für die Kinder und für uns ganz zu schweigen." Wir sahen die Kinder vielleicht ganze zwei Stunden je Tag. Irgendwann siezen sie uns, wie man hjer zu sagen pflegt, wenn man sich selten sieht.

"Mit nichts wird nichts, " meinte Lars überzeugt. "Wir müssen weder Gemüse noch Obst oder Fleisch und Milch vom Supermarkt kaufen. Es ist jede Menge Arbeit, aber man weiß was man hat. Und die Kinder sind doch gut aufgehoben. Sie verstehen das." redete er sanft und zärtlich auf mich ein.

Zoé und Noelle haben sich richtig ins Zeug gelegt. Sie haben sich richtig ausgetobt.

Lars hat es regelrecht genossen Mais zu ernten, Trauben zu lesen und mit der alten Weinpresse, bei der man Gewichte auflegen und sich im Kreis drehen muss, bis der Most aus den Traubenbeeren fließt. Er war mit Herz und Körper und Verstand dabei.

Am Samstag Abend saßen wir alle zusammen bei einem guten Ernteausklangsessen.  Zoé die mit 3 Jahren und 8 Monaten gerade mal 14 kg wiegt und sehr viel Zuwendung beim Essen braucht und nicht alles isst, hatte einen Riesenappetit. 

Am Ende des Tages weiß man immer wofür man da ist,

wen man liebt und wo man zu Hause ist.

Ab und zu muss man in die Wolkendecke des Himmels beißen

und dann scheint die Sonne.

Es sind oftmals die Gedanken die umherkreisen, die Emotionen aus Erinnerungen die einem nicht loslassen.

Das Landleben ist zwar nicht immer leicht. Es ist mit viel Arbeit verbunden, es ist zeitraubend und ofmals sieht man vieles nur aus dem Augenwinkel, die Arbeit die gemacht werden muss und das nebenher und selbstverständlich, man sieht die Abstriche die man gelegentlich machen muss und man kann nicht für die Lieben so da sein wie man möchte. Ich sehe wie das Landleben Lars fordert und denke er wird davon irgendwann müde werden, sich nach der Stadt sehnen, sich nach mehr Leichtigkeit sehnen.

Und aus dem Augenwinkel sehe ich nicht die Ernte, ich sehe nicht die Kinder die sich bei jedem in der Familie und untereinander geborgen fühlen und ich sehe Lars nicht, der alles sieht was ich nicht sehe.

Als unsere Eltern sich trennten, wollte mein Vater dass wir bei ihm bleiben und er verlangte eine Antwort von uns. Er schrie immer meine Maman an: " Du warst ja immer nur arbeiten, du warst nie richtig zu Hause mit den Kindern." Er sah nicht das Geld mit dem Maman zum Haushalt beigetragen hatte.

Lars meint, dass er das Stadtleben, die Enge und das Laute drumherum nie ausstehen konnte. Er mag es bis heute nicht allein Einkaufen zu fahren. Als Kind mussten sie sich oftmals selbst versorgen, aber er sah ein, dass seine Mam' arbeiten musste um sie zu versorgen.

Am Ende der heftigen ermüdenden Erntezeit so bedingungslos zufrieden zu sein, das kann man nicht lernen. Das ist ein Geschenk. 

Und ja, ich kann ein Stück Himmel abbeissen, damit die Sonne scheint.

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