Definition

 Ich bin eigenartig, oder eigensinnig oder wie auch immer man es in eine Definition drängen möchte.

Meine Maman hatte ihre Definition von Liebe. Sie war der Ansicht, dass die Liebe und die damit verbundene Leidenschaft jedes Hindernis überwinden würde.

Oma hatte in der Küche über ihrem in grünbraunen Kacheln eingebautem Herd, den sie mit Holz und Reisig, Nussschalen befeuerte und mit dem sie das beste Essen kochte, ein selbst genähtes Wandtuch mit folgendem Zitat  mit gothischem Schriftzug drauf:

Ein jeder Schmerz lässt sich verwinden,
eine jede tiefe Wunde heilt.
Nur eine Seele musst du finden,
die alle schmerzen mit dir teilt.

Ich fand ihn als Kind schon unverständlich. 

Maman blieb lange viel zu lange bei meinem Vater. Ich war viel zu klein, um das ganze Außmaß mitzubekommen. Und wenn ich es mitbekam, konnte ich es aus kindlicher Sicht nicht definieren wie eine Erwachsene. Sie sagte immer, dass sie wegen uns Kinder blieb.

Mein Vater schrieb ihr vor wie sie sich zu kleiden hatte, sich nicht zu schminken hatte und für Wohl des Universums verantwortlich sei.

Wären da nicht Oma und Opa gewesen, die sie daran hinderten noch einmal zu ihm zurückzukehren, wäre sie erneut zu ihm zurück gegangen un hätte sich weiterhin von ihm demütigen lassen.

Mich hat das geprägt. 

Hatte ich in einer Beziehung nichts mehr zu teilen und nicht das mich weiter bringt, rannte ich weg.

Ich habe die ersten Männer in meinem Leben mit meinem Vater verglichen. Zeigte er nur eine negative Geste die mich an die Ehe meiner Eltern erinnerte, rannte ich weg. 

Oma's Herd habe ich immer noch in der Küche, weil es so schön ist unter den Kacheln. René hat die Kacheln sogar erneuert. Ich benutze ihn aber nur im Winter. Oma benutzte ihn durch das ganze Jahr um Strom zu sparen. Er ist eine Ergänzung zur Einbauküche. 

Das "Ofentuch" habe ich nicht aufbewahrt. Ich habe es in die Altkleidersammlung gesteckt. 

Ich bin der Meinung, dass der Schmerz nicht teilbar ist. Man kann Liebe teilen indem man jemanden liebt. Aber man kein niemandem seinen Schmerz aufbürden, aufhalsen. Der Schmerz gehört einem selbst. Er ist nicht teilbar, denn es gibt niemanden der den Schmerz identisch nachfühlen oder mitfühlen kann. 

Wenn ich jemanden liebe möchte ich leer sein, von allem was davor war.

Ich vergleiche die Liebe mit einem Wasserlauf. Zu Beginn ist man zusammen ein Rinnsal, das heftig oder langsam entspringt, dann ungestüm wie Wasserfall springt, plätschert und rauscht, dann ein Bach über Gestein fließt und dann ein Fluss. manchmal reißend, manchmal ruhig. Keinen Zufluss oder sogar Karstfluss möchte ich sein, sondern einen Strom, der ins Meer fließt.

Manchmal aber die Liebe nur Dampf. Sie ist irgendwann nichts als ein leeres Flussbett.

Und manchmal frage ich mich ob ich genug Phantasie und Leidenschaft habe dauerhaft das Banalste in etwas Wunderbares zu verwandeln. 

Wären meine Gedanken nicht so akribisch wie ein Insektenforscher und ich könnte mich mehr mit dem Herzen konzentrieren.

Ich frage mich wie lange ein ruhiger, geduldiger Mensch, meine Unruhe und meine Ungeduld ertragen kann.






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