Sky above me Earth below me Fire within me..

Sky above me
Earth below me/
Fire within me... 

 

05:30Uhr weckte mich tagtäglich der Handywecker. Meistens bin ich schon ein paar Minuten eher wach. Und manchmal möchte ich mich in die Federn kuscheln und weiter schlafen.

Aus dem Radio klang Amy McDonald mit "From The Ashes".Es ist kalt und vereinzelt fielen Graupelkörnchen wie winzige Perlen vom Himmel. Ich leerte den Behälter aus dem Kaffeeautomaten, füllte ihn mit Wasser und spülte den Brüher und das Schälchen für den Kaffeesatz. Danach schaltete ich zwei mal hintereinander auf  heißes Wasser.

Während das heiße Wasser den Brüher und die Behälter reinigte, legte ich die Praxisunterlagen bereit. Meine Hektik war wie ein Blitz auch schon wach. Und während ich den Spagat zwischen Kaffeeautomat, Unterlagen und Frühstücksvorbereitung schaffen wollte, fiel das Frühstücksbrettchen mit dreieckwärts auf meinen großen Zeh, exakt da wo der Nagel ins Nagelbett mündet. Und wie ein Blitz durchfuhr mich der Schmerz durch das ganze Bein.

Nachdem Lars den Zeh untersuchte, die vermeintlich kleine Schürfwunde verarztete, ich Nils in den Armen hielt und mit ihm sprach und er mich mit seinen graublauen Augen blinzelnd anlächelte, hatte ich Tränen in den Augen. 

Nils Augen sind von einer definierbaren Farbe. Dunkelgrau wie eine Regenwolke die jeden Augenblick vom Himmel fallen könnte. Ein stürmisches Grau - eine Farbe die einst Baudelaire, Verlaine, Rimbaud inspiriert haben. Entweder er bekommt dunkelbraune Augen, oder aber sie hellen sich graublau auf wie ein stürmisches Meer. Zoé's Augen sind mittlerweile espressofarben und ihre Haare sind châtain.

"Dienstplanwechsel?" fragte Lars während er den Verbandskoffer im Wandapothekenschränkchen verstaute. Opa hatte das Wandschränkchen in die Wand eingebaut, als er das alte Haus umbaute. 

Er erzählte uns Kindern damals, dass da eine Speisekammer war und ein offener Kamin wo die Leute sogar Schinken und Wurst räucherten. Und der Sockel diente als Ablage für Wintervorräte wie Marmelade, Kompott und Antipasti. Die Wand wäre so verrußt gewesen und er hätte alles abgetragen und nach einer Zeit blickte der Ruß immer wieder durch. Wegen der Wölbung hätte er die uralte Wand behalten, und es stank lange nach Rauch, meinte er. Oma hatte ihre Freude daran. Sie hing ihre Gußeisentöpfe und Pfannen auf. Oben auf dem Regal hatte sie jede Menge Gewürze In Porzellan- und Glasbehälter.  Wir Kinder schnupperten immer an der Wand und ärgerten Oma mit "es stinkt nach Rauch." Irgendwann konterte Oma; "Wer hat hier gefurzt.?" Wir lachten.

René hat den Sockel vergrößert, hat ein Regal aus Kirschbaumholz passend geschreinert und versiegelt, hat zwischen Ziegel und Verputz isoliert und danach das Regal mit Hinterwand aus dem gleichen Holz eingebaut. Somit habe ich einen Wandschrank. Der Apothekenschrank hat er in die Wölbung eingebaut.. 

Nicht einmal in einen Turnschuh konnte ich meine Zehen stecken.

"Dienstplanänderung aber nur für heute, " pflichtete ich nach langer Diskussion bei. 

Es graupelt und schneit und schneeregnet. Während ich Zoé erklärte was Graupel ist und sie fasziniert von den Schneeperlen war, inspizierte ich die Bäume. Die Kirschbäume blühen und die Apfelbäume knospen schon.

Und plötzlich zeigte sich die Sonne. Sie schob die Winterwolken zur Seite wie ein Bühnenvorhang und zeigte sich wie eine in sonnengelb gekleidete arrogante Diva mit eiskalten Zähnen.

Ich streichelte mit den Fingern über das nasse, krude, pastellfarbene Grasgrün. Für Zoé ist es ein großes Nest für den Osterhasen. 

Nils legte sein Köpfchen auf meine Schulter und verschlief die Naturrunde. Er liegt schwerer als er sit in meinen Armen.

"Er kann nur schlafen," beschwerte sich Zoé über ihn, wütend weil sie ins Haus musste. 

In der Küche wartete Pá bei einer Tasse Zauberkaffee auf mich. Er wollte Zoé und Noelle abholen. 

"Schalte doch mal ab!" redete er auf mich ein. "Du kannst nicht hundert Sachen auf einmal anpacken. Ist der Zeh gebrochen? So eine Haarfissur ist schmerzhafter als ein Bruch.

Ich zeigte ihm meinen Zeh. Der Nagel hatte sich mittlerweile pflaumenblau gefärbt. Blut  hatte sich unter dem Nagel gestaut. Deshalb pocht er so stark und synchron mit dem Herzschlag. 

"Ich verliere meinen Nagel," stellte ich fest. "Fünf Minuten Pá." sagte ich und humpelte zum Nähkorb.

Ich kam mit der größten und dicksten Nähnadel zurück die ich finden konnte, Eine Zeltnadel noch aus Oma's Bestand. Zelttücher legt man auch unter die Getreideernte.

Ich nahm das große Kerzenfeuerzeug erhitzte die Nadel , desinfizierte den Zeh und stach damit in den Zehnagel. Spülte die Wunde und bin zufrieden mit dem Ergebnis. Es hat aufgehört zu pochen. Der Nagel eholt sich. Das Nagelbett scheint intakt zu sein. 

"Wie im Mittelalter, " scherzte Lars über WhatsApp. 

Mir egal. Ich kann es. Und das zählt für mich und nicht wie.

Als hätte ich mich mit meinen 57 kg tonnenschwer gemacht und ihm auf die Beine getreten. Er war eingeschnappt. Und Lars zieht es vor zu schweigen, wenn ihm etwas nicht passt.

Gedankenblitze lösen manchmal Gefühlsgewitter in meinem Herzen aus. Dann donnern Worte über die Lippen, die ich am liebsten gar nicht kennen würde. Ich stelle seine Ideen doch nicht in Frage, wenn ich andere Ideen habe. Und wenn ich wütend bin, redet er nicht mit mir. Ich weiß nicht was er dann fühlt, oder was er dann denkt. 

"Du sollst nicht so fluchen!" sagt er dann.
"Wer sagt das? Du?" schreie ich dann. "Ich fluche wann ich will, wo ich will und wie ich will."
Schweigen. 

Ich denke manchmal steht die Liebe still als würde sie auf etwas Besonderes warten. Oder aber sie begleitet mich wie Hintergrundmusik durch den Tag und ich nehme nur Melodie-und Wortfetzen wahr. Ich weiß, die Welt steht nicht still, sie rotiert, und somit steht auch die Liebe nicht still. Jedoch ohne sein Lächeln fühlt sie sich schmerzhaft still an.
Doch er zieht es vor zu schweigen. Und mit Schweigen kann ich nichts anfangen. Ich kann damit nicht umgehen.

Meine Augen regnen. Salzige Tränen rinnen über meine Wangen und Mundwinkeln. Und in mir regnet es. Salzig und bitter überschwemmt der Regen meine Stimmbänder bis ich fast in meinem Tränenfluss ertrinke.

"Eigentlich sollte ich nicht nur wütend auf dich sein, sondern auch auf mich selbst. Wozu hättest du auf mich warten sollen? Du weißt was du tust. Wollte bei dir sein." 

"Und wieso redest du nicht mit mir wenn ich wütend bin?"
"Weil wir uns streiten würden wegen Nichts." 
Seine Harmonie und mein Temperament - ein Feuerwerk. 
Die Praxislösungsfinderin bin ich, doch wehe ich sage etwas zu ihm vor der ganzen Belegschaft. Ich würde ihn untergraben..,..aber er untergräbt sich selbst wenn er delegiert....."meine Frau macht das."  Was bei ihm die Sprache nicht hergibt, delegiert er. 
Oft, sitze ich da, wie heute und zweifle an mir, an der Praxis und ob es wirklich das Richtige ist was ich wollte. - nach Hause zu kommen. 
Familie - Hof und Tiere und Praxis. Pá ist gesund und rüstig, aber irgendwann werden ihn seine Kräfte auch verlassen. Tante ist zwar körperlich fit und emsig, aber in Stresssituation kriegt sie Panikattacken und ist so lange sie diese Ängste hat, wie schockdement. René wuselt herum wie ein einsamer Wolf. Manchmal steht er sich selbst im Weg. Aber was er mit Holz alles schafft ist der Wahnsinn. Corona bremst ihn aus und das nervt ihn.
Ob ich den Spagat im Chaos schaffe......
Ich bin urlaubsreif. 

Manchmal möchte ich von vorne anfangen wie ein Neugeborenes,
das sich an nichts erinnert, 
wie eine leere Leinwand die darauf wartet mit Farben gefüllt zu werden. 
Nous étions faits pour être heureux.

Und dann möchte ich dich lieben, 
mit dem Sonnenaufgang in den Augen, 
mit einem sonnenwarmen Lächeln in jedem Kuss, 
mit dem Herzen in den Ärmeln 
um Liebe über dich zu schütten 
wie der Kirschbaum seine Blüten über das frühlingsgrüne Gras 
und mit dem Sonnenuntergang in den Augen bis in den Schlaf.

Und als Lars nach Hause kam wartete ich im Hof auf ihn.
Er packte mich, wirbelte mich herum und trug mich ins Haus.

Die Stille war erfüllt von gedämpftem Lachen, von Küssen und zerzausten Haaren.

Oftmals frage ich mich ob er mich wirklich hier her begleiten wollte. Und wenn ich manchmal davon träume wie die letzten Monate in Deutschland waren. Zuletzt hatte ich 60h Wochen trotz Baby und jedes Monatsende zitterte ich vor meinem Vorgesetzten, ob er mit meiner Leistung zufrieden war. "Kostenstelle sauber halten........die können noch ein paar Stunden schieben......Anordnung.......raus hier.......15% überschritten........sie sind planlos.....

Ich fuhr nach Hause, stellte meine Tasche ab, warf die Autoschlüssel auf den Küchentisch.
"Hey, da gehört er aber nicht hin," sagte Lars verwundert.
"Scheiss egal!" schimpfte ich. 
"Ich bin planlos, blöd und unkontrolliert. Dann bin ich es mal."
"Wer sagt das?" 
Ich erzählte ihm was vorgefallen ist und er mir gedroht hat mich beim nächsten Mal rauszuschmeissen. 
"Sollen wir die Gewerkschaft anrufen? Die stellen uns einen Anwalt. Oder du nimmst den B......Er hat damals doch den einen Kollegen vertreten und hat gut verhandelt. Bewirb dich weiter. Du bist gut."

Und als die Angst mich aufzufressen drohte, redeten wir über den Umzug. Es dauerte noch fast ein halbes Jahr bis wir einigermaßen alles geregelt hatten und umziehen konnten.

Und ich fragte ihn ob es richtig war? Jetzt nach über einem Jahr und mitten in eine schwierigen Corona-Zeit.
"Aber ja. Auch Corona wird irgendwann enden, dann ist es vollkommen richtig hier."
"Sie mal wie viel allein die Corona-Maßnahmen gekostet haben, verflucht noch mal." schimpfte ich.
Schweigen.
Sometimes not speaking says more than all the words in the world.
"Dann sprich ein wenig mit mir. Schweigen ist das blaue Licht "Achtung" ich bin wütend auf dich." beharrte ich.
Lars lächelte."Bin ich gar nicht. Aber es änderst sich doch gar nichts wenn du städig über alles fluchst. Du bist wie ein kleiner Drachen der gleich Feuer spuckt."
"Egal, dann bin ich halt ein Drachen." ich umarmte ihn und drückte mich ganz fest an ihn.
"Blau oder rot?" fragte ich ihn.
"Feuerrot." 








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