Die Tage werden fühlbar und sichtbar immer größer. DerTag beginnt die Abende zu verschlingen. Sommerduft, sengende Hitze, Sommerfarben, Obst- und Gemüsefarben.
Es ist übersonnig, heiß, und es riecht nach Sommerlindenblütenparfüm. Atemberaubend schwer erdrückend.
Kirschen und Aprikosen und jede Menge Beeren, werden diese letzten Junitage geerntet und ich helfe so gut ich kann mit. Aber ja, kann ich immer noch gut auf Bäume klettern und die Äste ganz oben erreichen.
Ich liebe diesen Sommerabschnitt, wäre es heute nicht so heiß. In der brütenden Sonne schlägt mein Herz schneller als sonst. Ich muss schneller atmen, viel Mineralwasser trinken, sonst bekomme ich Kopfschmerzen. Meine Tante hat jede Menge Gläser vorbereitet um die Obsternte einzumachen. Wir müssen etwas schneller arbeiten, sonst platzen die Kirschen und die Aprikosen auf und die Beeren fallen von den Sträuchern.
Stachelbeeren zu pflücken ist eine Kunst. Sonst hat man zerkratzte Hände und Arme. Zoé sieht aus, als hätte sie in Obstmus bebadet. Süß und verklebt und sandig. Es macht ihr Spaß mitzuhelfen und ich lasse sie ausgelassen und fröhlich sein.
Die Sommerküche ist Tante's Labor und sie lässt uns nicht über die Schwelle treten, um ihre Einmachkunst nicht zu gefährden.
"Dusch dich und hilf mir hier weiter, damit das hier noch heute unter die Tücher kommt." kommandierte sie. "Aber zuerst schön sauber duschen! ich will keinen Dreck in meinem Eingemachten."
Ich rannte artig und amusiert unter die Dusche und bevor ich über die Küchenschwelle treten konnte, hängte Tante mir eine Gummischürze um und bat mich in Gummistiefel zu schlüpfen.
"Tante ich habe doch nichts Ansteckendes. Du übertreibst es!" beschwerte ich mich lachend.
"Wenn ein Tropfen heiße Marmelade zwischen deine Zähen fällt, hast du eine Verbrennung und kannst in keinen Schuh schlüpfen. Höre uf mich!" sagte Tante forsch.
Sie hatte vollkommen Recht. Die Konfitüre warf irgendwann Blasen und spritzte aus dem Topf an die Fliesen und ab und zu auf die Küchenfliesen. Und ihch rührte kräftig im Marmeladentopf und ab und an schielte ich auf die Wanduhr, denn meine Arme schmerzen schon.
Kurz nach 20:00 Uhr waren wir mit dem Einkochen fertig.
Am Abend musste ich sämtliche Praxismaterialbestellungen erledigen, Überweisungen tätigen.
Lars hat ab 18 Uhr Bereitschaftsdienst in der Klinik. Ich vermisse das. Mit Elternzeit wird es nichts mehr werden. Oma Elke, Papá und Tante springen ein. Sie helfen mir viel, aber ich bin gerne Mami und sie sollten fröhliche und liebevolle Großeltern bleiben und nicht erschöpft sein von den kleinen Kindern.
Ich wäre jetzt am liebsten draußen auf dem Feld und im Garten, anstatt hier, bei aller Liebe. Der große Traum alles allein machen zu können hatte ich nie. Ich kenne das Landleben und es ist nur bedingt romantisch. Ich hätte gerne mehr handwerkliche Kenntnisse. Manches kann ich nicht ohne René. Er ist Handwerker und meistens rufe ich ihn um Hilfe, erst wenn es gar nicht mehr voran geht. Zuerst muss ich mir einen seiner Vorträge anhören, dass ich eigensinnig wäre, dass ich wem auch immer, immer etwas beweisen muss usw. Dann packt er an, als würde die Welt ihm gehören und er müsste sie neu gestalten. Das ist eine Metapher.
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