Der Schmetterling


Es war ein kühler Frühlingsmorgen und sie saß auf einem Stein nahe des Teichs und erkundete mit den Augen die Natur.

Urplötzlich landete ein Schmetterling neben ihr auf einer Blume. Seine Farben waren satt, und seine Flügelzeichnung war wunderschön. Die Nuancen mischten sich im Sonnenlicht und vergoldeten ihn.

Sie näherte sich langsam um ihn zu bewundern.

Der Schmetterling aber blieb auf der Blume sitzen. 

"Hast du keine Angst vor mir, dass ich dich einfange?" flüsterte sie

"Fange mich ein, spieße mich auf, ich habe es satt mich immer wieder einer Metamorphose unterziehen zu müssen." flehte er sie an. "Nimm mich für dein Insektarium.

"Ich fange keine Insekten ein und ich habe auch kein Insektarium" erwiderte sie.

"Bitte! Du bist die Stärkere von uns beiden." flehte der Schmetterling.

"Ich verwische deine Farben, wenn ich dich noch so sanft anfasse." Sie wiegte nachdenklich den Kopf. "Du irrst, du irrst gewaltig. Stärke ist etwas anderes. Sieh, es liegt in meiner Natur, robust zu sein. ich bin eine Frau. Aber im Herzen, im Herzen bin ich schwach. Ich habe Ängste. Doch du,Schmetterling, du bist stark. Du bist dir deiner Zerbrechlichkeit bewusst. Und doch wagst du dich Tag um Tag aufs Neue hinaus, obwohl du weißt, dass jeder Regentropfen dich töten, jede Berührung dein Ende sein könnte. Das ist wahre Stärke, und du trägst sie mit unerbitterlicher Würde und Erhabenheit zur Schau. Ich bewundere dich."

Der Schmetterling lächelte.

"Ich bin unendlich stolz auf dich, sagte die Frau "und es kommen Tage, da du höher fliegen wirst als die Sonne selbst."

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